Undercover
»Elyzea? Was soll das?«, fragte er alarmiert.
»Nimm die Finger von dem Gerät. Es tut mir leid. Ich musste sichergehen, dass du den richtigen Chip mitnimmst, bevor ich handele.«
Er gehorchte und sah mich fragend an. »Elyzea? Wie soll es jetzt weitergehen?«
»Cross?« Swift hatte offenbar gehört, dass etwas nicht stimmte. »Alles klar?«
Ich langte mit der freien Hand hinüber und aktivierte den »Pause«-Knopf, der den Datenstrom zum Satelliten unterbrach. »Stewart!«, rief ich. »Hast du den Deaktivierungscode?«
»Wenn du Cross und seinen Chip hast?«
»Natürlich«, sagte ich und ertrug Cross’ plötzlich frostigen Blick.
»Schlampe! Ich hab’s doch gesagt - der darf man nicht trauen! Wenn ich dich erwische!« Swift entließ eine unsittliche Tirade an Flüchen, die sogar den sprichwörtlichen Bierkutscher - was auch immer das sein mochte -zum Erröten gebracht hätte. Wauzi grollte nur.
»Dann mal rüber mit dem Herrn. Aber bitte langsam!«
»Auf keinen Fall«, antwortete ich. »Du glaubst doch nicht, dass ich dir noch einmal mein Leben anvertraue!«
»Ich kenne das Gefühl«, mischte sich Cross ein.
Stewart machte eine Pause. »Okay, Elyzea. Was also schlägst du vor?«
»Du vertraust einmal mir. Du gibst den Deaktivierungscode ein - Cross hier deaktiviert seinen Störsender - und wenn wir dann noch alle leben, bekommst du Cross.«
»Warum sollte ich da mitspielen?«, fragte Cross.
»Weil ich die Waffe in der Hand habe.« Ich zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Außerdem dürfte der Störsender sowieso in ein paar Minuten verrecken, wenn du ihn nicht abschaltest, oder?«
Stewart mischte sich wieder ein. »Was hält dich davon ab, mich dieses Mal zu betrügen?«
Ich fletschte die Zähne zu so etwas Ähnlichem wie einem Grinsen. »Mein gesunder Menschenverstand natürlich.
Du glaubst doch nicht, dass ich hier lebend herauskomme, wenn ich hier bei Cross’ Verbündeten bleibe, oder? Ich bringe ihn hinaus, du sorgst dafür, dass ich weder von diesen Kumpels hier noch von der UI-Sec erschossen werde.«
Mein ehemaliger Chef machte wieder eine Gedankenpause - oder er besprach sich mit jemandem -, dann rief er:
»Geht in Ordnung. Der finale Deaktivierungscode für den Sprengsatz in deinem Kopf ist gesendet.«
Ich atmete aus. Was jetzt kam, erforderte mehr Vertrauen, als ich für Stewart noch aufbringen konnte, doch mir blieb keine Wahl. Wenn er log, war ich tot - aber das wäre ich auch, wenn der Störsender den Geist aufgab. Ich wandte mich wieder Richard zu. »Und? Deaktivierst du das Ding?«
Er funkelte mich an. »Und wenn ich es nur deshalb tue, um deinen Kopf wie eine Tomate zerplatzen zu sehen.«
»Richard?«, fragte Swift mit sich überschlagender Stimme. »Was sollen wir tun?«
»Stillhalten, Swift.« Cross schloss die Augen und konzentrierte sich für ein paar Momente. Als er sie wieder öffnete, nickte er leicht. Doch es hätte der Geste nicht bedurft.
Die kleine Bombe in meinem oberen rechten Blickfeld sprühte wieder Funken wie in der Nacht im Potemkin’s, als Stewart den Countdown aktiviert hatte. Die Ziffer setzte sich auf die 10 zurück. Dann sprang sie wieder auf die 6.
Natürlich, so schnell war das Signal nicht übertragen, nahm ich an. Dann veränderte sich die 6 zur 5.
Mein Herz setzte einen Schlag aus. Entsetzt sog ich die Luft ein, warf mich zurück und zog instinktiv die Arme über den Kopf - vielleicht war der Sprengsatz doch stark genug, um einen nahestehenden Menschen zu verletzen.
Dann löste sich die 5 in Wohlgefallen auf. Das Zeichen verschwand aus meinem Sichtbereich und kehrte nicht zurück.
»Elyzea?«, fragte Cross leise. »Alles in Ordnung?«
Ich entließ den angehaltenen Atem sehr kontrolliert und wagte es, meine Fötushaltung zu lockern. »Ich … denke schon.«
»Ist die Bombe weg?«
Ich spürte dem winzigen Sprengsatz in meinem Kopf vorsichtig nach. Das wespenartige Summen wurde sofort ein klein wenig lauter, und ich konterte mit den zart-weißen Blättern von Gänseblümchen, um es wieder zu verdrängen. »Nein, die ist noch da. Aber das war auch
nicht der Handel. Er sollte den Zünder des Sprengsatzes permanent deaktivieren. Wenn ich mich mit meiner Gabe nicht selbst in die Luft sprenge, sollte ich also sicher sein. Natürlich immer vorausgesetzt, dass Stewart nicht gelogen hat. Winslow, hörst du mich?«
»Na klar, laut und deutlich.«
Es war ein gutes Gefühl, wieder direkt mit den anderen kommunizieren zu können. »Kannst du
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