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Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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weiße Baumwollbluse und der Gestank von Kot und Urin.
    Ich fand die Notrufanlage und sprach selbst mit dem Fahrer. Ich sagte: »Selbstmord durch Erschießen. Im vorletzten Wagen. Die Sache ist gelaufen. Wir sind in Sicherheit. Uns droht keine weitere Gefahr.« Ich wollte nicht warten müssen, bis die New Yorker Polizei SWAT -Teams zusammenzog, die sich in Kevlarwesten und mit Sturmgewehren anpirschen würden. Das konnte verdammt lange dauern.
    Von dem U-Bahnfahrer erhielt ich keine Antwort. Aber eine Minute später kam seine Stimme aus den Deckenlautsprechern. Er sagte: »Achtung, eine Durchsage an alle Fahrgäste. Wegen eines noch nicht geklärten Vorfalls bleiben die Türen einige Minuten geschlossen.« Er sprach langsam. Vermutlich las er den Text von einem Kärtchen ab. Seine Stimme klang zittrig. Ganz anders als der professionelle Tonfall der Nachrichtensprecher von Bloomberg TV .
    Ich sah mich ein letztes Mal in dem Wagen um, setzte mich dann einen Meter von der kopflosen Leiche entfernt hin und wartete.
    Ganze Episoden von Fernsehkrimis hätten laufen können, bevor die richtigen Cops auch nur auftauchten. DNA -Spuren hätten gesichert und untersucht, Übereinstimmungen festgestellt, Täter gejagt und gefasst und vor Gericht gestellt und verurteilt werden können. Irgendwann kamen jedoch sechs Uniformierte die Treppe herunter. Sie trugen Mützen und Kevlarwesten und hatten ihre Waffen gezogen. NYPD -Streifenpolizisten der Nachtschicht, vermutlich vom 14. Revier in der West 35th Street, dem berühmten Bezirk Midtown South. Sie rannten den Bahnsteig entlang und fingen an, den Zug von vorn zu kontrollieren. Ich stand wieder auf und schaute durch die Fenster über den Kupplungen den ganzen Zug entlang, als blickte ich in einen langen beleuchteten Tunnel aus rostfreiem Stahl. Mit zunehmender Entfernung wurde das Bild trüber, weil die Scheiben grünlich und nicht ganz sauber waren. Aber ich konnte verfolgen, wie die Cops nacheinander alle Wagentüren öffneten, die Fahrgäste überprüften, auf den Bahnsteig schoben und nach oben auf die Straße schickten. Dieser Nachtzug war nur schwach besetzt, deshalb brauchten sie nicht lange, um uns zu erreichen. Sie sahen durch die Fenster, entdeckten die Leiche mitsamt dem Revolver und wurden sichtlich nervös. Als die Türen sich zischend öffneten, stürmten sie paarweise durch die Doppeltüren herein. Wir hoben alle reflexartig die Hände.
    Jeweils ein Cop blockierte die Türen, und die anderen drei bewegten sich sofort auf die Tote zu. Sie machten knapp zwei Meter vor ihr halt. Tasteten nicht nach ihrem Puls oder sonstigen Lebenszeichen. Hielten ihr keinen Spiegel unter die Nase, um festzustellen, ob sie noch atmete. Teils weil klar war, dass sie nicht atmete, teils weil sie keine Nase mehr hatte. Die Knorpelteile waren weggefetzt, sodass zwischen den durch inneren Überdruck herausgedrückten Augäpfeln nur gezackte Knochensplitter übrig waren.
    Ein großer Cop mit den Ärmelstreifen eines Sergeanten drehte sich um. Er war etwas blass um die Kiemen, spielte die Rolle des Veteranen, den nichts mehr erschüttern kann, aber ziemlich gut. Er fragte: »Wer hat gesehen, was hier passiert ist?«
    Im vorderen Teil des Wagens herrschte Schweigen. Die Hispanierin, der Mann in dem NBA -Trikot, die Westafrikanerin – sie alle saßen unbeweglich da und sagten nichts. Punkt acht: angestrengt geradeaus starren. Das taten sie alle. Kann ich dich nicht sehen, kannst du mich nicht sehen. Auch der Mann in dem Golfhemd schwieg. Also sagte ich: »Sie hat die Waffe aus ihrer Tasche gezogen und sich erschossen.«
    »Einfach so?«
    »Mehr oder weniger.«
    »Warum?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Wo und wann?«
    »Kurz vor der Einfahrt in diese Station. Wann immer das war.«
    Der Kerl verarbeitete die Informationen. Selbstmord durch Erschießen. Für die U-Bahn war das NYPD zuständig. Die Langsamfahrstelle zwischen 41st und 42nd Street gehörte zum Bereich des 14. Reviers. Sein Fall. Keine Frage. Er nickte, dann sagte er: »Okay, steigen Sie bitte alle aus, und warten Sie auf dem Bahnsteig. Wir brauchen Namen, Adressen und Zeugenaussagen von Ihnen.«
    Dann schaltete er sein Kragenmikrofon ein und bekam als Antwort laut knatternde atmosphärische Störungen. Auf die antwortete er seinerseits mit einer langen Kette von Codewörtern und -zahlen. Ich vermutete, dass er Sanitäter und einen Krankenwagen anforderte. Danach würde Bahnpersonal dafür sorgen müssen, dass der Wagen abgekoppelt

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