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Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Gesichter waren rosig und gut durchblutet, ihre Körper stämmig, aber durchtrainiert. Sie sahen aus, als könnten sie einen Halbmarathon ohne große Probleme bewältigen – allerdings auch ohne großen Spaß.
    Mein erster Eindruck war, dass sie ehemalige Soldaten sein mussten. Draufgängerische Stabsoffiziere, die für den Dienst in irgendeinem Bürogebäude innerhalb des Washingtoner Beltways angeworben worden waren. Wahre Gläubige, die wichtige Arbeit taten. Ich verlangte ihre Dienstausweise, aber sie führten das Antiterrorgesetz Patriot Act an und erklärten, sie seien nicht verpflichtet, sich auszuweisen. Das stimmte vermutlich, und sie genossen es sichtlich, das sagen zu können. Ich überlegte, ob ich als Vergeltungsmaßnahme schweigen sollte, aber sie merkten, woran ich dachte, und zitierten nochmals aus dem Gesetz, was mich davon überzeugte, dass mir das alle möglichen Unannehmlichkeiten eingebracht hätte. Ich bin weiß Gott nicht ängstlich, aber Ärger mit dem heutigen Sicherheitsapparat vermeidet man am besten. Das hätten mir auch Franz Kafka und George Orwell geraten. Also zuckte ich mit den Schultern und forderte sie auf loszulegen und ihre Fragen zu stellen.
    Sie begannen damit, dass sie sagten, meine militärische Laufbahn sei ihnen bekannt und nötige ihnen höchsten Respekt ab, was plumpe Bauernfängerei war oder bedeutete, dass sie selbst ehemalige Militärpolizisten waren. Niemand respektiert einen MP außer andere MP s. Dann meinten sie, sie würden mich sehr aufmerksam beobachten und wissen, ob ich log oder die Wahrheit sagte. Was totaler Scheiß war, denn das können nur die Besten von uns, und diese Kerle waren nicht die Besten von uns, weil sie sonst in weit höheren Positionen gewesen wären und zu Hause in einem Vorort von Virginia geschlafen hätten, statt mitten in der Nacht auf der I-95 nach New York unterwegs zu sein.
    Aber ich hatte nichts zu verbergen, deshalb forderte ich sie nochmals auf weiterzumachen.
    Es gab drei Fragenkomplexe. Erstens: Kannte ich die Frau, die sich in der U-Bahn erschossen hatte? Hatte ich sie schon einmal irgendwo gesehen?
    Ich sagte: »Nein.« Kurz und knapp, ruhig, aber nachdrücklich.
    Sie hakten nicht mit Zusatzfragen nach. Was mir ungefähr sagte, wer sie waren und was sie hier machten. Es handelte sich um irgendeine zweite Mannschaft, die nach Norden entsandt worden war, um die laufenden Ermittlungen zu beenden. Sie zogen einen Schlussstrich unter etwas, das von Anfang an nur halb verdächtig gewesen war. Sie wollten eine negative Antwort auf alle ihre Fragen hören, damit die Akte geschlossen und der Fall als erledigt betrachtet werden konnte. Es sollte keine einzige offene Frage mehr geben, und sie wollten vor allem keine Aufmerksamkeit auf diese Sache lenken, indem sie ein großes Drama daraus machten. Wenn sie später zurückfuhren, sollte alles vergessen sein.
    Die zweite Frage lautete: Kannte ich eine Frau namens Lila Hoth?
    Ich sagte: »Nein«, weil ich sie nicht kannte. Damals noch nicht.
    Die dritte Frage lief mehr auf einen längeren Dialog hinaus. Der Chefagent eröffnete ihn, der verantwortliche Mann. Er war etwas älter und kleiner als die beiden anderen. Vielleicht auch etwas cleverer. Er sagte: »Sie haben sich der Frau im Zug genähert.«
    Ich äußerte mich nicht dazu. Ich war hier, um Fragen zu beantworten, nicht um Feststellungen zu kommentieren.
    Der Kerl fragte: »Wie nahe sind Sie herangekommen?«
    »Knapp zwei Meter«, erwiderte ich. »Ungefähr.«
    »Nahe genug, um sie berühren zu können?«
    »Nein.«
    »Hätten Ihre Hände sich berühren können, wenn die Frau und Sie jeweils einen Arm ausgestreckt hätten?«
    »Vielleicht«, sagte ich.
    »Ich das ein Ja oder Nein?«
    »Es ist ein Vielleicht. Wie lang meine Arme sind, weiß ich. Wie lang ihre waren, weiß ich nicht.«
    »Hat sie Ihnen irgendetwas übergeben?«
    »Nein.«
    »Haben Sie irgendetwas von ihr erhalten?«
    »Nein.«
    »Haben Sie ihr irgendwas abgenommen, als sie tot war?«
    »Nein.«
    »Hat das sonst jemand getan?«
    »Meines Wissens nicht.«
    »Haben Sie etwas gesehen, das ihr aus der Hand, ihrer Umhängetasche oder ihrer Kleidung gefallen ist?«
    »Nein.«
    »Hat sie Ihnen etwas erzählt?«
    »Nichts von Belang.«
    »Hat sie mit sonst jemandem gesprochen?«
    »Nein.«
    Der Mann fragte: »Wären Sie so freundlich, Ihre Taschen auszuleeren?«
    Ich zuckte mit den Schultern. Ich hatte nichts zu verbergen. Ich leerte eine Tasche nach der anderen aus und legte den

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