Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Undines Rache

Undines Rache

Titel: Undines Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
nicht ab. Griff in die linke Hosentasche und holte den Schlüssel hervor. Zielsicher fand er das Schloß auch im Dunkeln, seine Routine war eben groß genug geworden. Zweimal mußte er ihn drehen, dann war die Tür offen.
    Er stieß sie nach innen.
    Vor ihm öffnete sich ein Zimmer, das jedoch stockfinster war. Selbst die Fenster waren verhängt worden. Kein Licht sollte in den Raum fallen, denn das hatte seinen Grund.
    Justus Fontain summte ein irisches Volkslied, als er über die Schwelle trat. Mit einem Kick seiner Hacke gegen die Tür ließ er sie ins Schloß fallen.
    Dann lächelte er, was im Dunkeln niemand sehen konnte. Gleichzeitig bewegte er sich auf die Mitte des Zimmers zu. Diesmal hatte er den linken, freien Arm ausgestreckt und war zufrieden, als seine Hand den glatten Stein des Beckens umfaßte. Es war ziemlich groß, fast ein kleiner Whirlpool. Es stand inmitten des Raumes und wurde von einer runden Säule getragen.
    Im Dunkeln hob er den Sack an. Die Nixe spürte, das etwas mit ihr geschehen sollte. Durch einen Schlag ihres Schwanzes brachte sie den Sack wieder in Bewegung, und dann versuchte sie, an der Innenseite in die Höhe zu klettern, wobei sie sich mit ihren kleinen Händen festklammerte. Der Mann ließ es geschehen, sie würde ihm nicht mehr entkommen und nur für ihn und seine Freunde da sein. Schwungvoll hievte er den Sack an und ließ ihn ebenso schwungvoll in das Becken fallen.
    Er hörte einen leisen Schrei, um den er sich nicht kümmerte. Er knurrte wie ein Tier, das seine Vorfreude ausdrücken will. Auf leisen Sohlen bewegte er sich zurück, bis er die Tür erreicht hatte. Neben ihr befand sich ein breiter Lichtschalter.
    Er drückte ihn mit der flachen Hand nach unten.
    Mehrere Lampen strahlten auf. Und dies im wahrsten Sinne des Wortes, denn es waren Strahlen, die ihre langen, grellen Arme in verschiedene Richtungen warfen, doch das war nicht alles. Es hätte nicht die Besonderheit des Raumes ausgemacht, denn die bestand aus ganz anderen Dingen. Überall an den zentralen Stellen befanden sich lange Spiegel. Sie fingen das Licht der Strahler nicht auf, sondern warfen es zurück, damit es sich an einem Punkt fangen konnte. Genau auf dem Becken, in dem der Sack lag.
    Justus Fontain stand wie ein König in seinem Reich. Er atmete tief durch. Auf seinem Gesicht wirkte der Triumph wie eingekerbt. Nichts konnte ihn jetzt noch stören. Das große Mahl würden sie gemeinsam einnehmen, und die Kraft eines anderen Reiches, verbunden mit dem wundersamen Element Wasser würde durch ihrer aller Adern strömen und sie beinahe unbesiegbar machen.
    Er zog die Nase hoch und knetete seine Hände durch. Gelassen schaute er sich um. Nichts hatte sich seit seinem letzten Besuch in dem Raum verändert. Noch immer sah er die glatten, weißen Wände, den ebenfalls hellen Fußboden und natürlich die Steinschale in der Mitte, in die er den Sack gelegt hatte.
    Er war zufrieden. Vier Spiegel hingen an den verschiedenen Wänden. Alle vier schleuderten die grellen Strahlen so perfekt zurück, daß keiner auch nur das Ziel um eine Idee verfehlte.
    Mit langsamen Schritten näherte er sich dem Ziel. Vor der hohen Schale blieb er stehen und legte seine Hände auf den Rand. Er fühlte sich gut, die neue Kraft würde dafür sorgen, daß er sich später sogar optimal fühlte. Aber noch war es nicht soweit. Da er keine Eile hatte, ließ er sich Zeit. Die Nixe bewegte sich nicht mehr. Da das Material zusammengefallen war, zeichneten sich ihre Umrisse ziemlich gut darunter ab. Sie lag auf der Seite, wahrscheinlich war sie schon fast tot, denn das grelle Licht schien auch durch die Lücken im Material. Es umgab den Mann ebenfalls mit seinem grellen Schein und ließ ihn ähnlich aussehen wie einen Arzt, der sich in den Operationsraum begeben hatte, um sich zunächst einmal gedanklich mit seinem Patienten zu beschäftigen.
    Fontain rieb sich die Hände. Es wirkte wie eine Geste des großen Triumphs. Er freute sich darauf, endlich wieder in den Kreislauf der Natur eingreifen zu können, um ihn in seine Richtung zu lenken. Die Nixe zappelte wieder, als er den Sack drehte, um ihn aufschnüren zu können.
    Mit einem Ruck zerrte er das Band weg.
    Dabei lachte er kehlig, eine schon widerliche Art, sich über etwas zu freuen.
    Mit beiden Händen hielt er den Sack an verschiedenen Stellen fest. Er zupfte daran, drehte ihn – kippte ihn um, während er die folgenschweren Worte sprach.
    »Bald wirst du uns die Kraft geben, kleine Nixe.

Weitere Kostenlose Bücher