Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Undines Rache

Undines Rache

Titel: Undines Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
gedacht wie ich.«
    »Ja, das scheint mir auch so.«
    »Wir kommen damit nicht durch.«
    Ich schwieg. Mein Mund bewegte sich, ohne daß ich etwas kaute. »Da sind die beiden Toten…«
    »Die liegen im See, Jphn.«
    »Wir können sie bergen lassen.«
    Bill hob seine Schultern. »Ich wäre dafür, wenn du darüber mal mit Undine redest.«
    Sie hatte, obwohl wir leise sprachen, unsere Unterhaltung mitbekommen. Wiederum erreichte uns ihre glockenklare Stimme. »Man wird von euren Mördern nichts mehr finden«, sagte sie uns. »Beide Körper werden zu einem Fraß der Fische geworden sein…«
    »Hier gibt es doch nicht…«
    Sie hob lässig einen Arm und brachte ihn in eine kreisende Bewegung.
    »Wißt ihr wirklich, was es hier gibt und was es hier nicht gibt, meine Freunde?«
    Bill schaute auf das dunkle Wasser. Es war beinahe schwarz geworden, hin und wieder glitzerte es auf, aber was in der Tiefe lauerte, wußte keiner von uns. Mein Freund kriegte eine Gänsehaut. »Es sind also nicht nur Nixen, die den See bevölkern, denke ich.«
    »So ist es.«
    »Was hat Aibon geschickt?« fragte ich.
    »Fische, die es auf dieser Welt nicht gibt. Das Land der Legende ist vielfältig, wie ihr wißt. Aber darüber wollen wir nicht reden. Wichtiger sind die Menschen, die unser Paradies gestört haben und auch weiterhin versuchen werden, uns zu vernichten, um das zu erlangen, was sie das Höchste nennen.«
    »Göttergleich!« rief Bill, »aber wie? Schau sie dir an. Sie sehen bleich aus, hungrig, schon unterernährt. Kann das denn der Sinn ihres Trachtens sein?«
    »Sie gehen den Weg.«
    »Mit den Nixen?«
    »Ja.«
    Ich hatte das Gefühl, daß Undine mehr wußte, aber nicht alles sagen wollte. Sie hatte uns in das Boot gesetzt und einen leichten Schub gegeben, den Rest der Strecke mußten wir paddeln. Ich schaute sie sehr genau an.
    Auch jetzt in der Dunkelheit sah sie wunderbar aus. Ihr Körper schimmerte, und meiner Ansicht nach schien er von innen zu fluoreszieren. Ein geheimnisvolles, grünes Leuchten, ohne daß ich eine Lichtquelle gesehen hätte.
    Etwas rauschte heran. Unser Boot fing an zu schaukeln. Eine mächtige Welle brandete gegen den Felsen.
    »Ihr werdet das Richtige tun«, rief uns Undine zum Abschied zu. »Und wir haben uns bestimmt nicht zum letztenmal gesehen. Diese Nacht hat noch nicht mal angefangen, sie wird sehr lang werden, und voller Erlebnisse für uns alle sein…«
    Rätselhafte Worte, die bei Bill und mir Stirnrunzeln verursachten. Wieder schäumte eine Welle heran, sie brandete gegen die Felsen. Beim Aufprall verlor das Wasser seine düstere Farbe, es gischtete als heller Schaumkranz in die Höhe und sank wieder in sich zusammen. Sie hatte nicht nur Undine mitgerissen, sondern auch den Felsen. Wo sich beide noch vor kurzem gezeigt hatten, war nun nichts mehr zu sehen. Nur eben das Wasser.
    »O je«, sagte Bill Conolly, »das glaubt mir keiner, wenn ich es erzähle.«
    »Brauchst du ja nicht.«
    »Du hast gut reden.« Bill winkte ab. »Egal, was hier auch noch ablaufen wird, eines steht fest: Unser Leben ist gerettet, und dabei ist es mir völlig egal, ob dies auf eine wundersame und zauberhafte Art und Weise geschehen ist.«
    Bill nickte. »Recht hast du. Ich friere trotzdem.«
    »Wir können zurückpaddeln, das wärmt durch.«
    Er grinste. »Du wirst es kaum glauben, aber ich mache mit. Und wenn wir dampfend das Ufer erreichen, mir ist alles recht.«
    Und so paddelten wir zurück. Das Ufer war kaum zu sehen. Es hob sich als Schatten am Rand des Sees ab. Ich peilte hin und wieder gegen den Himmel, weil ich wußte, daß dort die Mondsichel erscheinen mußte. Da hatte ich Pech, die Wolkenschleier waren noch zu dicht, um einen Blick auf die Gestirne werfen zu können.
    Immer wenn ich über die Bordwand schaute, hatte ich das Gefühl, die kleinen Begleiterinnen zu sehen, die nicht aus unserer Nähe wichen. Hier im Wasser waren sie die Stärkeren, da würden sie uns beschützen. An Land konnten wir unsere Dankbarkeit beweisen.
    Und dort warteten die Freunde des Wassers auf uns, denen wir die Rechnung präsentieren würden. Wie sich dieser Fall auch immer würde entwickeln, eines stand fest: Die Karten waren neu gemischt worden!
    ***
    Die Männer kannten sich aus. Sie nahmen die verschlungenen Pfade und hatten ihre Unterkunft, das kleine Hotel, sehr schnell erreicht. Es lag versteckt auf einer flachen Anhöhe, nicht weit vom Ufer entfernt und mit Blick auf den See.
    Für das Gewässer hatte keiner der Männer

Weitere Kostenlose Bücher