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Undines Rache

Undines Rache

Titel: Undines Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Element – das Wasser – entzogen. Dementsprechend schwach gestalteten sich ihre Bewegungen. Alles kam mir mühsam vor, und bei einem flüchtigen Hinsehen hätte man sie tatsächlich für Fische halten können, die übereinander lagen, mit zuckenden Körpern, wobei jeder in bestimmten Abständen einen heftigen Stromstoß erhielt.
    Keiner bewegte sich bis auf Justus Fontain. Er kontrollierte noch einmal die Plätze seiner Leute. Er korrigierte den Strahlungswinkel eines Scheinwerfers. Erst dann war er zufrieden.
    »Können wir, Chef?«
    »Ja, einschalten!«
    Kaum hatte ich die Worte gehört, duckte ich mich und zog die Plane wieder über meinen Kopf. Nur einen sehr schmalen Spalt ließ ich frei, der natürlich nicht ausreichte, um alles zu überblicken. Einen Moment später explodierte die Umgebung im grellen Licht der Scheinwerfer.
    Es war, als hätte man einen Teil des Schiffes einfach abgesägt. Die Umgebung blieb im Dunkeln, die hellen Arme der Scheinwerfer konzentrierten sich ausschließlich auf den Trog.
    Ich hatte mich noch weiter geduckt. Ich glaubte, geblendet zu sein, stellte aber sehr bald fest, daß das nicht der Fall war, denn kein Lichtstreifen erreichte das Boot. Die Strahlen waren so ausgerichtet, daß sie einzig und allein den Bottich mit den drei Nixen erwischten, das übrige Deck ließen sie im Dunkeln.
    Aus Sicherheitsgründen ließ ich trotzdem einige Zeit verstreichen, bevor ich es riskierte und die Plane wieder anhob. Ich hatte schon zuvor festgestellt, daß mir keiner der Männer einen Blick zuwarf, alle waren zu
    ›beschäftigt‹, das heißt, sie starrten schräg in die Tiefe und auf den Inhalt des Bottichs.
    Ich kniete wieder, konnte ebenfalls in den Trog hineinschauen und stellte mit Entsetzen fest, was da passierte.
    Das Licht vernichtete die Nixen!
    Als ich es sah, da fiel mir ein, irgendwo einmal darüber gelesen zu haben, daß grelles Licht der Tod dieser Wesen war, die ja im tiefen Wasser lebten und sich nur in der Nacht an der Oberfläche zeigten oder für kurze Zeit das nasse Element verließen.
    Jetzt aber fanden sie sich im Zentrum dieser für sie tödlichen Strahlen wieder, und sie hatten die gleiche Funktion übernommen wie auch das Licht der Sonne.
    Ich hätte am liebsten weggeschaut, ich hätte auch gern geschrien oder wäre aus meinem Boot geklettert, um die anderen zu attackieren. Statt dessen tat ich nichts. Ich blieb knien und wurde Zeuge eines schlimmen Todes.
    Die vier Nixen wehrten sich. Sie schnellten hoch, als wollten sie auf ihren Schwanzflossen tanzen. Dabei hielten sie die Hände vor ihr Gesicht gepreßt, nur nutzte es ihnen nichts. Das Licht war grausam, das Licht war stärker, und es war dabei, den alten Fluch zu erfüllen. Eine Nixe hatte es geschafft, sich am Rand des Trogs festzuhalten. Ich sah, wie sie ihren Kopf drehte, das geschah mit sehr schweren, langsamen Bewegungen. In ihnen steckte bereits eine gewisse Trägheit, und sie würde es nicht schaffen, denn plötzlich löste sich das Gesicht der Nixe auf.
    Zuerst sah es so aus, als wäre es mit Leim übergössen worden. Aber das traf nicht zu, denn dieses schleimige Zeug kam von innen. Es drang durch die Haut, zerriß dabei die Poren und löste das Gesicht auf. Die Höhlen verwandelten sich ebenfalls in die schleimige Masse, die immer dünner wurde und bald an dem restlichen Körper herabrann wie Wasser. Es fand sich auf dem Grund des Trogs wieder, wo es sich plätschernd mit der anderen Flüssigkeit vereinigte. Das wiederum bewies mir, wie sehr sich auch die anderen drei Nixen verändert hatten. Sie waren in den gleichen Zustand geraten. Als ich einen Blick auf den Trog erhaschte, bekam ich mit, wie ihre Köpfe auf der Wasserfläche schwammen und dort tanzten wie kleine Korken. Ihre Augen waren noch vorhanden. Schrecklich weit standen sie offen, als hätten sie alles Leid der Welt gesehen.
    In meinem Hals war irgend etwas zugeschnürt. Auch wenn ich gewollt hätte, ich hätte keinen Ton hervorbekommen. Was man mir dort bot, war einfach zu schlimm.
    Auch die Nixe, die sich am Trogrand festgeklammert hatte, schaffte es nicht mehr. Ihre Fingerlösten sich auf, dann rutschte der Rest des Körpers zu den anderen hin, die sich beinahe völlig aufgelöst hatten. Nur mehr Fragmente waren zurückgeblieben.
    Ich sah einen Arm, mal ein Bein, auch ein schrecklich verzogenes Gesicht, das auf der Oberfläche tanzte.
    Das Grauen empfand ich als eine böse Klammer, die meinen Körper und auch mein Inneres umschloß.

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