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Undines Rache

Undines Rache

Titel: Undines Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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da entgegenkommt. Keine Sorge, in dieser Nacht werden wir bereit sein, auch Undine gegenüberzutreten.«
    Damit hatte er mir seinen Plan unbeabsichtigt verraten. Ich dachte dennoch nach, weil ich nicht wußte, was sie mit den kleinen Nixen vorhatten. Jedenfalls waren sie äußerst wichtig für sie, nur konnte ich mir nicht vorstellen, was bei ihnen so prägnant war. Man fing sie – und dann? Mir fiel nur das Schrecklichste ein, das Töten. Ich wußte nicht, wie ich mich verhalten würde, wenn es soweit war. Dafür hörte ich, daß der Motor nicht mehr lief. Wir dümpelten jetzt auf der Seemitte oder zumindest in der Nähe, und ich wäre gern aus meinem Versteck gestiegen, um Ausschau zu halten. Es konnte durchaus sein, daß auch Bill diesen Punkt erreicht hatte. Ein großes Boot war schließlich besser zu sehen als ein flaches Schlauchboot, das sich über das Wasser schob, in dem zusätzlich noch eine Person geduckt lag. Es war relativ still geworden. Eintönig klatschten die Wellen gegen die Bordwand. Die Freunde des Wassers standen zumeist an der Reling und schauten auf den See. Dabei kontrollierten sie auch ihre Netze; sie warteten darauf, daß sich die Beute in ihnen verfing. Selbst ich konnte sehen, daß es bald soweit sein mußte, denn zwei Netze bewegten sich in ihrer Aufhängung. Das bemerkten auch die Freunde des Wassers, und selbst der Anführer trat neugierig näher, als sich seine Leute bereitmachten, das Netz einzuholen. Auch jetzt arbeiteten sie schnell und geschickt, als hätten sie nichts anderes getan. Sie waren sehr konzentriert, und ihrer Umgebung schenkten sie keinen Blick mehr. So nutzte ich die Gelegenheit aus, um die Plane über meinem Kopf etwas höher zu schieben. Mein Sichtfeld erweiterte sich, und das war auch gut so.
    Das Netz wurde eingeholt. Es rutschte über die Bordwand hinweg auf die Planken. Wasser breitete sich aus, große Pfützen glänzten wie Augen. Keinen der Männer hatte es noch an seinem Platz gehalten. Sie alle waren nahe an das Netz herangetreten, auch Justus Fontain. Ihm schuf man sofort Platz.
    Er schaute sich das Netz an.
    Er bückte sich.
    Ich wunderte mich etwas über seine langsamen Bewegungen. Er sah aus wie jemand, der etwas Bestimmtes entdeckt hatte, es aber nicht glauben wollte.
    Als sich einer seiner Leute bückte, scheuchte er ihn weg und bückte sich selbst. Leider verwehrte mir der Weggescheuchte das Blickfeld. So konnte ich den Mann nicht sehen. Erst als er sich aufrichtete, sah ich einen Teil seines Körpers.
    Wie nebenbei bekam ich mit, daß im Netz mindestens drei Nixen zappelten, aber das alles war nicht mehr wichtig, als ich sah, was Justus Fontain in seinen ausgestreckten Händen hielt. Es war etwas Weiches, vielleicht sogar Rundes, und mir stockte der Atem, als ich es erkannte. Justus Fontain hielt den Kopf eines Mannes zwischen seinen Handflächen!
    ***
    Nicht nur mit hatte es die Sprache verschlagen, den Jüngern des Wassers erging es ebenso. Sie starrten den Kopf von verschiedenen Seiten an und waren nicht in der Lage, einen Kommentar abzugeben. Ihnen hatte es, ebenso wie mir, buchstäblich die Sprache verschlagen, und auch ich spürte den eiskalten Hauch auf meinem Rücken, der sich so leicht auch nicht entfernen ließ.
    Es war der blanke Wahnsinn, denn der Kopf gehörte zu einem der Männer, die uns hatten töten wollen.
    »Das ist Graham!« sagte eine erstickt und trocken klingende Stimme.
    »Verdammt, das ist er!«
    Niemand antwortete ihm. Die Furcht stand in den Gesichtern der Männer geschrieben. Plötzlich lag eine kalte Schicht über dem Schiff. Sie mußten sich vorkommen wie Marine-Soldaten, die den sicheren Hafen verlassen hatten und jetzt in Feindesland waren. Nur war in diesem Fall der Feind nicht zu sehen. Er hielt sich in den Tiefen des Sees verborgen. Auch Fontain gab einen Laut von sich. Ein schweres, jaulend klingendes Schluchzen, als wäre für ihn eine Welt zusammengebrochen, und er zitterte wie ein Blatt im Wind.
    Selbst in der Dunkelheit war der Schweiß auf seinem Gesicht zu sehen. Seine Haut sah aus, als hätte man sie mit einem Ölfilm beschmiert. Kein Wort drang aus seinem Mund, als er die Arme langsam senkte, den Kopf aber noch festhielt. Dann bewegte er sich plötzlich zur Seite, die Arme schwangen mit, und der Schädel löste sich aus seinen Händen. Wie ein Ball flog er in die Luft, beschrieb einen Bogen, verschwand in der Dunkelheit über dem See und fiel mit einem klatschenden Geräusch in das Wasser.
    Es war

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