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Undines Rache

Undines Rache

Titel: Undines Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schauten gespannt hin, denn die Veränderungen ließen ihre Worte ersticken.
    Die Helligkeit beschränkte sich auf ein bestimmtes Gebiet, das von den zahlreichen kleinen Nixen umschwommen wurde. Sie hatten es regelrecht eingekreist. Sie waren wie Wächter, die etwas Bestimmtes nicht aus den Augen lassen wollten.
    Was es genau war, sah Bill nicht. Noch waren nur Schatten zu sehen, die vom Boden her in die Höhe wuchsen.
    Felsen?
    Ja, das kam hin. Und auf einem Felsen saß sie.
    Eine nackte Frau mit langen Haaren, die jetzt ihren Kopf bewegte und die Haare der Strömung übergab, so daß diese mit ihnen spielte. Die Frau hatte die Arme ausgebreitet, und die Nixen hatten die Schwelle vom Dunklen zum Hellen überwunden. Sie glitten auf ihre Königin zu, umschwammen sie, ließen sich von den Händen streicheln und waren einfach glücklich.
    »Meine Güte, das glaubt uns keiner«, flüsterte Gunda. »Ich zumindest darf es keinem erzählen. Die würden glauben, ich sei übergeschnappt. Sagen Sie, Bill, diese Frau bilde ich mir doch nicht ein.«
    »Sicherlich nicht.«
    »Wer ist sie?«
    »Ich sage es Ihnen, Gunda, und Sie müssen es mir glauben. Es ist die sagenumwobene Undine…«
    Gunda Gumm schwieg. »Nein«, flüsterte sie nach einer Weile. »Das kann nicht sein.«
    »Es ist so, glauben Sie mir.«
    Sie nickte, ohne überzeugt zu sein. Dann wechselte ihr Blick. Sie schaute weit über das Gewässer hinweg und sah die Umrisse des Schiffes. Mit leiser Stimme gab sie ihren Kommentar. »Jetzt weiß ich, weshalb die Freunde des Wassers auf den See gefahren sind.«
    »Ja, sie werden Undine rauben wollen.«
    »Und?«
    Bill schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, daß es ihnen gelingen wird. Sie ist stark, sehr stark, und sie wird sich für das rächen wollen, was man ihr angetan hat…«
    ***
    Ich hatte meinen Platz im Beiboot nicht verlassen und war froh, als wir ausliefen. Leider hatte ich meinen Platz nicht verändern können, zu viele dieser Freunde des Wassers hielten sich an Deck auf, und sie taten etwas, das mich wunderte, obwohl es auf dem Wasser eine normale Tätigkeit war. Sie warfen ihre Netze aus.
    Das Boot tuckerte gemächlich über den See. Ich war davon überzeugt, daß es irgendwann seine Fahrt einstellen würde, wenn bestimmte Fanggründe erreicht waren.
    Als mir dieser Ausdruck in den Sinn kam, verzog ich den Mund. Fanggründe für wen? Sicherlich nicht für irgendwelche Fische, denn ich ging davon aus, daß sie an etwas anderes Lebendiges heranwollten, eben an die Nixen.
    Sie bewegten sich sehr sparsam. Jede Geste war einstudiert. Sie arbeiteten auch nicht im vollen Licht, sondern weiterhin im Dunkeln. Bei ihnen saß jeder Griff, und ich wunderte mich darüber, daß die Scheinwerfer auf dem Bootdeck nicht eingeschaltet waren. Das mußte meiner Ansicht nach etwas zu bedeuten haben. Allerdings zerbrach ich mir darüber nicht den Kopf, sondern beobachtete nur die Männer und sorgte dafür, in Deckung zu bleiben.
    Sie arbeiteten ziemlich primitiv. Das heißt, sie mußten die feinmaschigen Schleppnetze zwar nicht selbst halten, doch es gab keine Winden oder Rollen, um sie einzuziehen. Sie konnten sie nur an der Reling festhaken. Das Boot zuckelte weiterhin der Mitte des Sees entgegen. Glücklicherweise waren die Freunde des Wassers derart beschäftigt, daß sie keinen Blick für ihre unmittelbare Umgebung hatten, deshalb konnte auch ich mich ziemlich sicher fühlen.
    Obwohl das Boot relativ groß war, kam ich mir eingeklemmt wie eine Sardine vor. Ich veränderte meine Lage etwas und versuchte auch, mich zu entspannen. Einen Krampf wollte ich nicht unbedingt bekommen. Es gelang mir, die Beine auszustrecken, legte mich auf die Seite und hob den Kopf ein wenig an.
    So war es besser, auch wenn ich am liebsten die Plane zur Seite geschleudert hätte, weil mir die stickige Luft überhaupt nicht schmeckte. Ich war mutiger geworden und hatte den Spalt um eine Idee erweitert. Der bessere Blickwinkel erlaubte mir auch, Justus Fontain zu erkennen. Der große Chef und Guru hielt sich im Hintergrund auf. Er hatte die Hände in den Taschen vergraben und beobachtete nur. Hinter ihm ragte das Ruderhaus wie die breite Brust eines Monsters in die Höhe, das sich schützend zu ihm gesellt hatte.
    »Die Netze sind ausgeworfen!« meldete jemand.
    Fontain nickte nur.
    »Glaubst du denn, daß wir sie fangen?«
    »Mindestens fünf«, sagte Fontain. Er lachte leise. »Sie sind doch zu neugierig. Sie werden sehen wollen, wer oder was ihnen

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