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Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Titel: Unearthly. Himmelsbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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nach Hause fahren können.
    Angelas Mutter Anna, die so ruhig und in sich gekehrt ist wie immer – während der ganzen fast siebenhundert Kilometer langen Fahrt hat sie in der Bibel gelesen –, bricht plötzlich in Tränen aus. Angela ist wie gelähmt vor Schreck, und mit geröteten Wangen führt sie ihre schluchzende Mutter auf den Parkplatz. Ich finde das nett. Ich wünschte, meine Mom wäre hier und würde meinetwegen weinen.
    Billy gibt mir einen ihrer typischen Klapse auf die Schulter und drückt mich. «Mach sie platt, Kind», sagt sie schlicht, und dann ist sie verschwunden. Ich suche mir ein bequemes Sofa im Gemeinschaftsraum und tue, als begutachtete ich das Muster auf dem Teppich, während sich die übrigen Studenten tränenreich verabschieden. Nach einer Weile kommt ein Typ mit kurzem, blond gefärbtem Haar herein und setzt sich mir gegenüber. Er legt einen riesigen Stapel Aktenmappen auf den Couchtisch. Lächelnd hält er mir die Hand hin. «Ich bin Pierce.»
    «Clara Gardner.»
    Er nickt. «Ich glaube, ich hab deinen Namen auf ein paar Listen gesehen. Du bist im B-Flügel, oder?»
    «Im dritten Stock.»
    «Ich bin hier im Roble der SGE», sagt er.
    Ich starre ihn verständnislos an.
    «S-G-E», erklärt er. «Das steht für Studentischer Gesundheitserzieher. So was wie der Onkel Doktor vom Wohnheim. Zu mir kommst du, wenn du mal ein Pflaster brauchst.»
    «Aha.»
    Er mustert mein Gesicht auf eine Weise, dass ich schon denke, mir kleben irgendwo Essensreste.
    «Was? Hab ich etwa ‹ahnungsloses Erstsemester› auf der Stirn tätowiert?», frage ich.
    Er lächelt, schüttelt den Kopf. «Du siehst nicht verängstigt aus.»
    «Bitte?»
    «Erstsemester wirken meist ziemlich verschreckt in ihrer ersten Woche auf dem Campus. Sie tapsen herum wie verlorene junge Hunde. Aber du nicht. Du siehst aus, als hättest du alles unter Kontrolle.»
    «Aha. Danke», sage ich. «Aber auch wenn ich es dir nicht gern erzähle, ich tue nur so. Innerlich bin ich das reinste Nervenbündel.»
    Aber das stimmt nicht. Ich schätze, verglichen mit gefallenen Engeln, Beerdigungen und Waldbränden ist Stanford ein ziemlich sicherer Ort. Alles hier ist vertraut: In der Luft liegt die typisch kalifornische Mixtur aus Autoabgasen, dem Duft von Eukalyptusbäumen und sorgfältig gezüchteten Rosen, dazu Palmenrauschen und das Geräusch des Caltrain, der zwischen San Francisco und San José verkehrt, das altbekannte Szenario, das sich mir bot, wenn ich als Kind vor die Haustür trat.
    Etwas ganz anderes ist es, was mir Angst macht: der dunkle, fensterlose Raum in meiner Vision, das, was dort geschehen wird, die schreckliche Sache, die passiert ist, ehe ich in diesem Versteck gelandet bin. Die Möglichkeit, dass so mein ganzes Leben sein wird: eine vage, erschreckende Vision nach der anderen, und das für die nächsten einhundert Jahre. Das ist es, wovor ich mich fürchte. Und woran ich jetzt gerade auf keinen Fall denken möchte.
    Pierce schreibt eine fünfstellige Ziffer auf einen Haftnotizzettel und hält ihn mir hin. «Ruf mich an, wenn du was brauchst. Ich bin dann sofort unterwegs.»
    Er flirtet mit mir, denke ich. Ich nehme den Zettel. «Okay.»
    Genau in dem Moment kommt Angela hereingesaust und reibt ihre Arme mit den Händen, als ob sie die Gefühle ihrer Mutter abwischen wollte. Als sie Pierce sieht, bleibt sie wie angewurzelt stehen.
    Auch sie wirkt kein bisschen ängstlich. Sie sieht eher aus wie auf Eroberungsfeldzug.
    «Zerbino, Angela», sagt sie nüchtern, als Pierce den Mund aufmacht, um sie zu begrüßen. Sie mustert die Aktenmappen auf dem Tisch. «Hast du in dem Stapel irgendwas mit meinem Namen drauf?»
    «Ja, klar», antwortet er hektisch und wühlt sich durch den Stapel, bis er bei Z und den Unterlagen für Angela landet. Dann zieht er die Unterlagen für mich heraus. Er steht auf. Schaut auf die Uhr. «Tja, war nett, dass wir mal geplaudert haben, Mädels. Macht es euch noch ein bisschen gemütlich. In etwa fünf Minuten werden wir wohl mit unseren Kennenlern-Spielchen anfangen.»
    «Was ist das?» Angela deutet auf meinen Haftnotizzettel, als er weggeht.
    «Pierce.» Ich starre seinen sich entfernenden Rücken an. «Wenn ich irgendwas brauche, ist er sofort unterwegs.»
    Über die Schulter wirft sie ihm einen Blick zu, lächelt in Gedanken versunken. «Ach ja? Der ist niedlich.»
    «Wenn du meinst.»
    «Oh, das hab ich ja ganz vergessen. Du hast ja immer noch nur Augen für Tucker. Oder ist es jetzt Christian?

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