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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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altern zu lassen. So wählte sie die einfachere Möglichkeit. Sie nahm entsprechende Veränderungen in der Datenbank des Schiffes vor, so dass es aussah, als hätten sie schon immer ein Shuttle weniger an Bord gehabt. Sajaki würde den Schwindel vielleicht bemerken – möglicherweise auch die anderen –, aber sie konnten ihr nichts beweisen. Zuletzt stellte sie natürlich eine Kopie des Weltraumgeschützes her. Es war nur eine Attrappe, die im Lagerraum stehen und einen bedrohlichen Eindruck machen sollte, wenn Sajaki ihrem Reich einen seiner seltenen Besuche abstattete. Sechs Tage lang hatte sie wie eine Wahnsinnige gearbeitet, um ihre Spuren zu verwischen. Am siebenten Tag hatte sie geruht, um sich so weit zu erholen, dass keiner von den anderen bemerkte, welche Strapazen sie hinter sich hatte. Am achten Tag war Sajaki erwacht und hatte gefragt, was sie in den Jahren getrieben habe, während er im Kälteschlaf lag.
    »Ach«, hatte sie gesagt. »Nichts, worüber man nach Hause schreiben könnte.«
    Seine Reaktion war schwer einzuschätzen – wie so oft in letzter Zeit. Selbst wenn es ihr diesmal gelungen sein sollte, ihn zu täuschen, einen weiteren Fehler durfte sie sich nicht leisten. Dabei spielten sich schon jetzt Dinge ab, die über ihren Horizont gingen – obwohl sie noch nicht einmal Kontakt zu den Kolonisten aufgenommen hatten. Sie brauchte nur an die Neutrinosignatur zu denken, die sie in der Nähe des Neutronensterns des Systems entdeckt hatte, und an das Unbehagen, das sie seither verfolgte. Die Quelle war immer noch da. Sie war sehr schwach, aber Volyova hatte sie jetzt so weit analysiert, um sagen zu können, dass sie nicht nur um den Neutronenstern kreiste, sondern auch um den mondgroßen Felsensatelliten, der den Stern begleitete. Bei der ersten Erkundung des Systems Jahrzehnte zuvor war die Quelle sicher noch nicht da gewesen, und das legte den Schluss nahe, dass sie irgendwie mit der Kolonie auf Resurgam zu tun hatte. Aber wie hätten die Kolonisten sie an Ort und Stelle bringen sollen? Sie führten ja nicht einmal Flüge in den Orbit durch, wie sollten sie da eine Sonde an den Rand ihres Systems schicken? Volyova vermisste sogar das Schiff, mit dem sie hier angekommen waren. Sie hätte erwartet, die Lorean im Orbit um Resurgam zu entdecken, aber sie fand nichts. Nun vermutete sie, obwohl alles dagegen sprach, die Kolonisten könnten ihnen noch ziemlich unangenehme Überraschungen bereiten. Ihr Sorgenberg wurde davon nur noch größer.
    »Ilia?«, fragte Hegazi. »Wir sind fast so weit. Gleich kommt von der Nachtseite her die Hauptstadt in Sicht.«
    Sie nickte. Die Telekameras, die überall am Schiffsrumpf angebracht waren, würden ein ganz bestimmtes Gelände mehrere Kilometer jenseits der Stadtgrenzen anvisieren und sich auf eine Stelle konzentrieren, auf die man sich vor Sajakis Abreise geeinigt hatte. Wenn ihm kein Unglück zugestoßen war, müsste er jetzt genau dort im Freien auf einer Mesa stehen und in die aufgehende Sonne schauen. Die Zeitabstimmung war nicht ganz einfach, aber Volyova zweifelte nicht, dass Sajaki pünktlich zur Stelle sein würde.
    »Ich habe ihn«, sagte Hegazi. »Die Bildstabilisatoren schalten sich zu…«
    »Lassen Sie sehen.«
    Nahe der Hauptstadt öffnete sich ein Fenster in der Kugel und wurde rasch größer. Zunächst war noch nicht viel zu erkennen, nur ein verschwommener Fleck, vielleicht tatsächlich ein Mann auf einem Felsen. Aber das Bild wurde rasch schärfer, und es zeigte unverwechselbar Sajaki. An Stelle des klobigen Schutzanzugs, in dem ihn Volyova zum letzten Mal gesehen hatte, trug er jetzt einen aschgrauen Mantel mit langen Schößen, die ihm um die Stiefel flatterten – ein Zeichen, dass ein leichter Wind über die Mesa strich. Den Kragen hatte er bis zu den Ohren hochgeschlagen, aber das Gesicht war frei.
    Nur war es nicht sein eigenes Gesicht. Bevor Sajaki das Schiff verließ, hatte man seine Züge leicht verändert und sich dabei an einem Durchschnittsideal orientiert, das von den genetischen Profilen der ursprünglichen Resurgam-Kolonisten abgeleitet war, die wiederum die franko-chinesischen-Gene der Yellowstone-Siedler in sich trugen. Wenn Sajaki jetzt am hellen Tag durch die Straßen der Hauptstadt spazierte, erntete er höchstens neugierige Blicke. Als Fremder war er nicht zu erkennen, nicht einmal an seinem Akzent. Man hatte mit linguistischen Analyseprogrammen die zehn bis zwölf Stoner-Dialekte der Expeditionsmitglieder untersucht und

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