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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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bestreiten?«
    »Wie kommen Sie darauf, mich für einen Infiltrator zu halten?«
    Volyova zündete sich eine Zigarette aus dem Vorrat an, den sie in dem Orbitalkarussell um Yellowstone gekauft hatte, wo sie Khouri angeworben oder gefunden hatte. »Erstens kennen Sie sich im Leitstand schon viel zu gut aus. Sie wissen auch etwas über Sonnendieb… und das finde ich sehr verdächtig.«
    »Sie hatten den Namen selbst erwähnt, kurz nachdem Sie mich an Bord geholt hatten, erinnern Sie sich nicht mehr?«
    »Schon, aber Sie wissen mehr, als Sie von mir jemals erfahren haben könnten. Manchmal habe ich den Eindruck, als würden Sie die Situation besser überblicken als ich.« Sie hielt inne. »Das ist natürlich noch nicht alles. Diese Neuralaktivität in Ihrem Gehirn, während Sie im Kälteschlaf lagen… Ich hätte die Implantate, mit denen Sie an Bord kamen, sorgfältiger untersuchen sollen. Sie sind wohl nicht ganz so harmlos, wie sie aussehen. Möchten Sie vielleicht zu einem der Punkte eine Erklärung abgeben?«
    »Na schön…« Khouri schlug einen anderen Ton an. Diesmal hatte sie offenbar die Hoffnung aufgegeben, sich herauszureden. »Aber hören Sie genau zu, Ilia. Auch Sie haben Ihre kleinen Geheimnisse – Dinge, von denen Sajaki und die anderen wirklich nichts erfahren sollen. Ich hatte bereits erraten, dass Sie Nagorny getötet hatten, aber da wäre auch noch die Sache mit dem Weltraumgeschütz. Ich weiß, dass Sie das nicht an die große Glocke hängen wollen, sonst würden Sie nicht alles tun, um es zu vertuschen.«
    Volyova nickte. Leugnen wäre sinnlos gewesen. Vielleicht hatte Khouri sogar einen Verdacht, was ihre Beziehung zum Captain anging. »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Ich finde, dass alles, was ich Ihnen jetzt erzähle, unter uns bleiben sollte. Ist das kein vernünftiger Vorschlag?«
    »Ich sagte eben, ich könnte Sie töten, Khouri. Sie sind nicht gerade in einer starken Position.«
    »Richtig, Sie könnten mich töten – oder es zumindest versuchen –, aber ich bezweifle, dass sich mein Tod so leicht vertuschen ließe wie der von Nagorny. Einen Waffenoffizier zu verlieren ist Pech. Bei zweien sieht es allmählich nach Schlamperei aus, nicht wahr?«
    Eine Ratte huschte vorbei und bespritzte sie mit Wasser. Gereizt warf Volyova dem Tier ihre Zigarettenkippe hinterher, aber es war bereits durch eine Öffnung in der Wand verschwunden. »Soll das heißen, ich darf den anderen nicht einmal erzählen, dass ich Sie als Infiltrator enttarnt habe?«
    Khouri zuckte die Achseln. »Tun Sie, was Sie wollen. Aber wie würde Sajaki das wohl aufnehmen? Wer wäre denn dafür verantwortlich, dass der Infiltrator überhaupt an Bord genommen wurde?«
    Volyova ließ sich mit der Antwort Zeit. »Sie haben auf alles eine Antwort, wie?«
    »Ich hatte damit gerechnet, dass Sie mir früher oder später gewisse Fragen stellen würden, Triumvir.«
    »Dann fangen wir mit den naheliegendsten an. Wer sind Sie und für wen arbeiten Sie?«
    Khouri ergab sich seufzend in ihr Schicksal. »Was Sie wissen, entspricht in großen Teilen der Wahrheit. Ich heiße Ana Khouri und war Soldat auf Sky’s Edge… allerdings etwa zwanzig Jahre früher, als Sie dachten. Das Übrige…« Sie hielt inne. »Ich könnte jetzt wirklich einen Kaffee vertragen.«
    »Es gibt aber keinen, also finden Sie sich damit ab.«
    »Schön. Ich habe für eine andere Crew gearbeitet. Die Namen kenne ich nicht – es kam nie zu einem direkten Kontakt –, aber diese Crew versucht schon seit längerem Ihre Weltraumgeschütze in die Hand zu bekommen.«
    Volyova schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Niemand weiß von den Geschützen.«
    »Das hätten Sie wohl gerne. Aber Sie haben einzelne Waffen eingesetzt, richtig? Dabei muss es Überlebende, Zeugen gegeben haben, von denen Sie nichts wussten. Mit der Zeit hat sich herumgesprochen, dass Sie auf Ihrem Schiff wirklich harte Sachen mitführen. Vielleicht kannte niemand die ganze Geschichte, aber meine Gruppe wusste jedenfalls genug, um ein Stück von diesem Kuchen abhaben zu wollen.«
    Volyova schwieg. Khouris Erklärung traf sie wie ein Schock – als hätte sie erfahren, dass alle Welt über ihre intimsten Gewohnheiten Bescheid wusste. Aber sie musste zugeben, dass sie nicht völlig von der Hand zu weisen war. Natürlich konnte etwas durchgesickert sein. Schließlich hatten etliche Besatzungsmitglieder – nicht in jedem Fall freiwillig – das Schiff verlassen. Von den Betreffenden hatte zwar eigentlich niemand

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