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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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sie mit Hilfe komplexer lexikostatistischer Modelle zu einem neuen, für ganz Resurgam brauchbaren Planetendialekt verschmolzen. Wenn Sajaki jetzt mit einem Kolonisten sprach, konnte er mit seinem Aussehen, seiner Geschichte und seiner Sprechweise jeden überzeugen, dass er nicht etwa ein Außenweltler war, sondern nur aus einer der abgelegeneren Siedlungen kam.
    So war es zumindest geplant.
    Sajaki hatte mit Ausnahme seiner subkutanen Implantate keinerlei technische Ausrüstung bei sich, die ihn verraten konnte. Ein konventionelles Kommunikationssystem für Gespräche in die Umlaufbahn wäre zu leicht zu entdecken und viel zu schwer zu erklären gewesen, falls man ihn aus irgendeinem Grund gefangen genommen hätte. Dennoch hörte man ihn jetzt sprechen. Er wiederholte jeden Satz mehrmals, und das Schiff maß mit seinen Infrarot-Sensoren die Durchblutung in seiner Mundregion und erstellte ein Modell der zugrunde liegenden Muskel- und Kieferbewegungen. Diese Bewegungen verglich es mit aufgezeichneten Gesprächen in seinen umfangreichen Archiven und erschloss daraus die Laute, die er erzeugte. Aus denen wurden nun in einem letzten Schritt mit Hilfe grammatikalischer, syntaktischer und semantischer Modelle die Worte gebildet, die Sajaki wahrscheinlich sprach. Das hörte sich kompliziert an – und war es auch –, aber Volyova konnte zwischen den Lippenbewegungen, die sie sah, und der unheimlich klaren und deutlichen Simulationsstimme, die sie hörte, keine Verzögerung feststellen.
    »Ich gehe davon aus, dass Sie mich hören können«, sagte Sajaki. »Für das Protokoll: Dies ist mein erster Bericht von Resurgam nach meiner Landung. Sie werden verzeihen, wenn ich gelegentlich abschweife oder wenn meine Formulierungen eine gewisse Eleganz vermissen lassen. Ich habe den Bericht vorher nicht schriftlich ausformuliert; ich wollte nicht, dass er bei mir gefunden würde, falls man mich beim Verlassen der Hauptstadt aufgegriffen hätte. Also:
    Die Situation stellt sich ganz anders dar, als wir erwartet hatten.«
    Das kann man wohl sagen, dachte Volyova. Die Kolonisten – wenigstens eine Partei – wussten genau, dass ein Schiff vor Resurgam eingetroffen war. Sie hatten es heimlich mit einem Radarstrahl erfasst. Aber sie hatten keinen Versuch unternommen, mit der Unendlichkeit Verbindung aufzunehmen – und das Schiff hatte keine Anstalten gemacht, eine Bodenstation anzurufen. Sie fand dieses Verhalten nicht weniger Besorgnis erregend als die Neutrinoquelle. Es war paranoid und ließ – nicht nur auf ihrer Seite – auf verborgene Motive schließen. Aber sie zwang sich, darüber nicht weiter nachzudenken. Sajaki redete immer noch, und sie wollte kein Wort seines Berichtes verpassen.
    »Ich habe viel über die Kolonie zu erzählen«, sagte er, »und das Fenster ist nur kurz. Also beginne ich mit der Nachricht, auf die Sie sicher schon ungeduldig warten. Wir haben Sylveste gefunden; jetzt geht es nur noch darum, ihn in die Hand zu bekommen.«
 
    Sluka saß hinter einem ovalen, schwarzen Tisch und schüttete Kaffee in sich hinein. Resurgams Morgensonne schien durch die halb geschlossenen Jalousien ins Zimmer und zeichnete ihr feurige Streifen auf die Haut.
    »Ich möchte Ihre Meinung zu einer bestimmten Frage hören.«
    »Die Besucher?«
    »Wie scharfsinnig.« Sie schenkte ihm eine Tasse ein und wies mit der Hand auf den Sessel vor dem Tisch. Sylveste setzte sich und sank immer tiefer, bis er kleiner war als sie. »Befriedigen Sie meine Neugier, Dr. Sylveste, und sagen Sie mir genau, was Sie gehört haben.«
    »Ich habe nichts gehört.«
    »Dann ist die Sache ja auch schnell erzählt.«
    Er lächelte, obwohl er vor Müdigkeit noch ganz benommen war. Zum zweiten Mal an diesem Tag hatten ihn ihre Wärter aus dem Schlaf gerissen und halbwach und desorientiert aus seiner Zelle gezerrt. Pascales Duft umschwebte ihn, und er fragte sich, ob sie irgendwo am anderen Ende von Mantell wohl noch in ihrer Zelle schliefe. Seit er sich selbst davon überzeugt hatte, dass sie lebte und wohlauf war, konnte er die Einsamkeit besser ertragen. Zwar hatte man ihm das vorher mehrmals versichert, aber er hatte keinen Anlass gehabt, Slukas Leuten zu glauben. Was konnte Pascale den Anhängern des Wahren Weges schließlich nützen? Noch weniger als er – und Sluka hatte doch schon große Zweifel, ob es sinnvoll sei, ihn am Leben zu lassen.
    Doch jetzt kamen die Dinge in Bewegung. Man hatte ihm ein Treffen mit Pascale ermöglicht, und es würde

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