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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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war oder nicht, hing immer davon ab, aus welchem Blickwinkel man sie betrachtete.
    »Danke, Captain«, sagte Volyova. »Sie haben mir sehr geholfen. Wenn Sie gestatten, werde ich Sie jetzt wieder herunterkühlen.«
    »Sie kommen doch wieder, Ilia? Unsere kleinen Unterhaltungen bedeuten mir sehr viel.«
    »Auch ich möchte nicht mehr darauf verzichten«, sagte sie. Dann befahl sie ihrem Armband, seine Hirntemperatur um fünfzig Millikelvin abzusenken; das genügte für einen tiefen, traumlosen Schlaf. Hoffentlich.
    Volyova rauchte schweigend ihre Zigarette zu Ende, dann wandte sie sich ab und schaute den langen, schwarzen Korridor entlang. Irgendwo da draußen – in irgendeinem Teil des Schiffes – lauerte Nagorny. Sie wusste, dass er einen tiefen Groll auf sie hegte. Auch er war jetzt krank; krank im Kopf.
    Wie ein Hund, den man einschläfern musste.
 
    »Ich glaube, ich weiß, was das ist«, sagte Sylveste, als der letzte Stein der Sarkophagverkleidung entfernt war und die oberen zwei Meter des Obelisken frei lagen.
    »Nämlich?«
    »Eine Karte des Pavonis-Systems.«
    »Wie komme ich nur darauf, dass Sie das schon vorher erraten hatten?«, fragte Pascale und schielte durch ihre Schutzbrille auf das komplizierte Motiv, zwei leicht gegeneinander verschobene Scharen konzentrischer Kreise. Stereoskopisch verschmolzen, fielen sie zu einer Schar zusammen, die in einigem Abstand über dem Obsidian schwebte. Kein Zweifel, es waren Planetenbahnen. Im Zentrum befand sich die Sonne Delta Pavonis, erkennbar an der entsprechenden Amarantin-Glyphe – einem fünfzackigen Stern, der stark an das menschliche Sternensymbol erinnerte. Dann folgten maßstabsgetreu die fünf Bahnen aller größeren Himmelskörper im System, wobei Resurgam mit dem Amarantin-Symbol für ›Welt‹ bezeichnet war. Auch die Monde der größeren Planeten waren präzise eingetragen, und damit war zweifelsfrei erwiesen, dass es sich nicht um eine zufällig entstandene Figur handelte.
    »Ich hatte einen Verdacht«, sagte Sylveste. Er war erschöpft, aber die durchwachte Nacht – und das Risiko – hatten sich gelohnt. Sie hatten viel länger gebraucht, um den zweiten Meter des Obelisken freizulegen, und manchmal hatte der Sturm geheult wie ein ganzes Hexengeschwader vor dem tödlichen Angriff. Aber – nicht zum ersten und sicher auch nicht zum letzten Mal – er hatte nicht ganz die Stärke erreicht, die Cuvier vorhergesagt hatte. Jetzt war das Schlimmste überstanden. Zwar wehten immer noch schwarze Staubwolken über den Himmel, aber das erste Morgenrot vertrieb die Finsternis. Sie waren wohl doch mit dem Leben davongekommen.
    »Aber das ändert nichts«, sagte Pascale. »Wir wussten immer, dass sie etwas von Astronomie verstanden; das Diagramm beweist nur, dass sie irgendwann das heliozentrische Universum entdeckt hatten.«
    »Es beweist noch mehr«, widersprach Sylveste vorsichtig. »Nicht alle von diesen Planeten sind mit bloßem Auge erkennbar, selbst wenn man die Physiologie der Amarantin berücksichtigt.«
    »Dann haben sie eben Teleskope verwendet.«
    »Vor kurzem haben Sie noch von steinzeitlichen Aliens gesprochen. Und jetzt trauen Sie ihnen zu, dass sie Teleskope herstellen konnten?«
    Er glaubte, sie lächeln zu sehen, obwohl die Atemmaske ihr Gesicht verdeckte. Doch dann schaute sie zum Himmel auf. Unterhalb der Staubschicht war eine helle Raute über die Wälle geglitten.
    »Ich glaube, da kommt jemand«, sagte sie.
    Rasch kletterten sie die Leiter hinauf und kamen atemlos oben an. Der Wind wehte zwar nicht mehr mit Spitzengeschwindigkeiten wie vor einigen Stunden, aber auf der Oberfläche war immer noch jeder Schritt eine Strapaze. Die Ausgrabungsstätte war verwüstet, Scheinwerfer und Gravitationsscanner waren umgefallen, überall lagen Instrumente verstreut.
    Über ihnen zog das Flugzeug seine Bahnen und suchte nach einem Landeplatz. Sylveste sah sofort, dass es aus Cuvier kommen musste; Mantell hatte keine Maschinen dieser Größe. Flugzeuge waren auf Resurgam Mangelware, denn nur mit ihnen konnte man Entfernungen über mehrere hundert Kilometer zurücklegen. Alle noch im Einsatz befindlichen Flugzeuge waren in den ersten Tagen nach Gründung der Kolonie von Servomaten aus heimischen Materialien hergestellt worden. Aber bei der Meuterei waren die Produktionsmaschinen zerstört oder gestohlen worden, folglich war alles, was sie hinterlassen hatten, für die Kolonie unersetzlich. Kleinere Unfallschäden konnten die Flugzeuge selbst

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