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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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regenerieren, und sie brauchten auch keine Wartung – aber durch Sabotage oder Unvorsichtigkeit konnten sie dennoch zerstört werden. Im Lauf der Jahre war der Bestand der Kolonie immer weiter geschrumpft.
    Wenn Sylveste die Raute ansah, taten ihm die Augen weh. Die Unterseite der Flügel war mit Tausenden von weißglühenden Heizelementen besetzt, die mit ihrer Wärme für Auftrieb sorgten. Der Kontrast überforderte Calvins Algorithmen.
    »Wer ist das?«, fragte einer der Studenten.
    »Wenn ich das wüsste«, sagte Sylveste. Doch die Erkenntnis, dass die Maschine aus Cuvier stammte, war keineswegs ermutigend. Er sah, wie sie tiefer ging und schwarze Schatten auf den Boden warf, dann erlosch der Schein der Heizelemente, und sie setzte auf ihren Kufen auf. Eine Rampe wurde ausgefahren, und eine Reihe von Gestalten kam aus der Luke. Calvins Augen schalteten auf Infrarot – jetzt konnte Sylveste die Gestalten auch dann noch deutlich sehen, als sie sich vom Flugzeug entfernten und auf ihn zukamen. Sie waren dunkel gekleidet, trugen Atemmasken und Helme und hatten Harnische mit dem blitzblanken Emblem der Regierung umgeschnallt: eine richtige Miliz, jedenfalls für die Verhältnisse der Kolonie. Die Soldaten kamen nicht mit leeren Händen – die langen Gewehre mit den Doppelgriffen und der Taschenlampe unter dem Lauf sahen bedrohlich aus.
    »Das gefällt mir gar nicht«, bemerkte Pascale sehr treffend.
    Der Trupp hielt wenige Meter vor ihnen an. »Dr. Sylveste?«, ließ sich eine schwache Stimme durch den immer noch heftigen Wind vernehmen. »Wir haben leider schlechte Nachrichten für Sie.«
    Er hatte nichts anderes erwartet. »Worum geht es?«
    »Der andere Schlepper, Sir – der schon am Abend abfuhr…«
    »Was ist damit?«
    »Er hat Mantell nicht erreicht, Sir. Wir haben ihn gefunden. Er wurde unter einem Erdrutsch begraben – auf dem Höhenzug hatten sich große Staubmengen angesammelt. Die Leute hatten keine Chance, Sir.«
    »Sluka?«
    »Sie sind alle tot, Sir.« Der Regierungsvertreter sah mit seiner schweren Atemmaske wie ein Elefantengott aus. »Es tut mir sehr Leid. Ein Glück, dass Sie nicht alle gleichzeitig losgefahren sind.«
    »Das war nicht nur Glück«, sagte Sylveste.
    »Sir? Da ist noch etwas.« Der Soldat fasste sein Gewehr fester, mehr, um seine Autorität zu demonstrieren, als um Sylveste damit zu bedrohen. »Ich stelle Sie hiermit unter Arrest, Sir.«
 
    K. C. Ngs Stimme krächzte durch das Cockpit der Seilbahngondel wie das Summen einer gefangenen Wespe. »Findest du schon allmählich Geschmack daran? An unserer schönen Stadt, meine ich.«
    »Was verstehst du schon davon?«, fragte Khouri. »Ich meine, wann hast du zum letzten Mal einen Fuß aus diesem verdammten Kasten gesetzt, Kiste? Wahrscheinlich kannst du dich selbst nicht mehr daran erinnern.«
    Er war natürlich nicht bei ihr – sein Palankin hätte in der Gondel unmöglich Platz gefunden. Die Gondel musste klein sein; so dicht vor dem Abschluss eines Auftrags durfte man keine Aufmerksamkeit erregen. So lange das Gefährt oben auf dem Dach parkte, hatte es ausgesehen wie ein schwanzloser Helikopter mit teilweise eingerollten Rotoren. Doch an Stelle von Rotorblättern hatte die Gondel schmale Teleskopausleger mit Haken am Ende, die so stark gekrümmt waren wie die Klauen eines Faultiers.
    Khouri hatte die Gondel bestiegen, die Tür war zugefallen und hatte den Regen und die Dauergeräusche der Stadt ausgesperrt. Sie hatte ihr Ziel genannt, das in den Tiefen des Mulch gelegene Denkmal für die Achtzig, und der Wagen hatte kurz innegehalten, um unter Berücksichtigung der aktuellen Verkehrslage und der immer neuen Varianten in der Seilbahnführung die optimale Route zu berechnen. Das Computergehirn dieser Gondeln war nicht besonders schlau und brauchte dafür seine Zeit.
    Dann hatte sich der Schwerpunkt der Gondel leicht verlagert. Durch das obere Fenster der Knickflügeltür konnte Khouri beobachten, wie einer der drei Arme auf mehr als das Doppelte seiner ursprünglichen Länge ausgefahren wurde, bis die Klaue am Ende eines der Kabel über dem Dach des Gebäudes zu fassen bekam. Ein zweiter Arm hakte sich in ein benachbartes Kabel ein, sie spürte einen jähen Stoß, und dann schwebten sie. Nur wenige Sekunden glitt die Gondel an beiden Kabeln entlang, dann entfernte sich das zweite so weit, dass der Arm es nicht mehr erreichen konnte und mit einem kaum merklichen Ruck losließ. Bevor er jedoch herunterfallen konnte, schoss der

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