Unerhört reich, verboten sexy (Baccara) (German Edition)
Sekunde lang verdächtigen können?
Die Fahrstuhltüren glitten auf, und er folgte dem Manager durch die Lobby.
Weil du niemandem vertrauen kannst. Weil dein Leben total verkorkst ist. Und weil du das zulässt.
Wenn er das von Vanessa denken konnte, dann stimmte etwas grundlegend nicht mit ihm. Er verdiente sie nicht. Sie verdiente einen Mann, der ihr bedingungslos vertraute, jemand, der nicht ständig allen und jedem misstraute. Jemanden, der anderen Menschen offen und ehrlich begegnete und nicht erwartete, dass sie ihn im nächsten Moment betrügen, demütigen oder verlassen würden.
Wie kannst du glauben, du würdest eine wie Vanessa verdienen?
Am Donnerstag hatte Chase endgültig genug davon, den Sonnenuntergang über New Yorks Skyline zu beobachten. Er schlüpfte in seine Trainingsklamotten und ging ins Fitness-Studio im zweiten Stock. Für exakt sechzig Minuten blieb er auf dem Laufband, bis er jeden Gedanken hinter sich gelassen hatte.
Er hasste es zu versagen. Und dieses Versagen war schlimmer als jeder missratene Geschäftsabschluss – es war persönlich. Er trocknete seine verschwitzte Stirn. Die Zeitungen hatten sich über die Story mit dem verschwundenen Manuskript hergemacht, nur wenige Stunden, nachdem das Hotel die Polizei benachrichtigt hatte.
Vanessa hatte ihn dreimal auf dem Handy angerufen, aber nie eine Nachricht hinterlassen.
Er würde an ihrer Stelle auch nicht mit sich reden wollen. Nicht nach allem, was passiert war, und wie er sich verhalten hatte.
Du hast nur Angst, sie wiederzusehen, nicht wahr? Angst, ihre Enttäuschung zu sehen, weil er dieses Manuskript verloren hatte. Wissend, dass er nichts tun konnte, um es zurückzubekommen.
Jeden Tag gab es neue Gerüchte, neue Spekulationen darüber, wer es gestohlen haben könnte. Momentan wurde behauptet, Ann Richardson steckte dahinter.
Waverlys Geschäftsführerin als Meisterverbrecherin? Verdammt lächerlich. Er wusste aus verlässlichen Quellen um ihren guten Ruf. Und Vanessa vertraute ihr. Was mehr bedeutete, als jeder Bericht aus zweiter Hand.
Er trank seine Wasserflasche aus, als sein Handy klingelte. Er kannte die Nummer. Ein früherer Kollege bei Rushford, der jetzt bei der New York Times arbeitete. Und Mal bestätigte ihm, dass die Gerüchte über Ann Richardson keine Grundlage hatten.
„Die gute Nachricht ist, sie haben rausgefunden, wer dein Manuskript gestohlen hat“, fuhr Mal fort. „Klingelt beim Namen Miranda Bridges was bei dir?“
„Nein.“
„Dunbars Pressesprecherin. Sie ist mit einem Kerl zusammen gewesen, dessen Bruder gerade in Rikers einsitzt, wegen Mord. Die Polizei hat eine Verbindung zwischen ihm und einigen Ex-Sträflingen gefunden – auch zu einem Dieb und einem Hehler. Und von denen führte die Spur zu einem Nachtmanager des Hotels, der in der Nacht Dienst hatte, als das Manuskript gestohlen wurde. Vor ein paar Stunden haben sie die alle verhaftet.“
„Dann waren es also Profis.“
„Sieht ganz so aus. Es gibt wohl bereits Spuren zu anderen Einbrüchen in Washington.“
Chase fuhr sich über die Augen. „Und die schlechte Nachricht?“
„Du kennst mich zu gut. Das Manuskript ist schon auf dem Schwarzmarkt aufgetaucht. Die Polizei versucht der Spur zu folgen, aber das wird einige Zeit dauern. Und selbst dann – diese Leute treten immer unter falschem Namen auf. Die Chancen, das Manuskript wiederzubekommen, sind gering.“
„Also ist es nach wie vor verloren.“
„Es war doch versichert, oder?“
Chase seufzte. „Schon, aber das ist nicht der Punkt.“
Er hatte versagt. Und das nur zu vertraute Gefühl war so schmerzhaft wie Jahre zuvor, kurz nach dem Fiasko bei Rushford. Und genau wie zuvor musste er sich auf die Dinge konzentrieren, von denen er etwas verstand. Arbeit. Geld verdienen.
Eine Stunde später betrat Chase sein Eckbüro. Die Aussicht war die gleiche wie die aus seiner einen Stock höher liegenden Wohnung: das atemberaubende, nächtliche Panorama der Stadt. Doch die Aussicht war es nicht, die ihn an diesem Abend gefangen nahm.
Auf seinem Schreibtisch lag ein dicker Briefumschlag. Er nahm ihn und drehte ihn um. Kein Absender. Er riss ihn auf und griff hinein – und erstarrte, als er den vertrauten Papierstapel sah.
Dunbars Manuskript.
Sein Herz raste, und er legte das Manuskript zurück auf den Schreibtisch und eilte zur Tür. Er blickte hinaus in den Flur. Links lag der verlassene Fahrstuhl, rechts ein dunkles Büro. Nichts Ungewöhnliches, und keine Menschenseele
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