Ungezaehmte Begierde
Eigentumswohnung herumhantierte, tauchte in ihrem Blickfeld eine Katze auf. Sie erschrak und ließ die Schlüssel fallen. Die hübsche Katze schien das allerdings nicht weiter zu stören. Vollkommen unbeeindruckt strich sie um ihre Knöchel.
»Tut mir leid, kleiner Kerl. Wo kommst du denn überhaupt her?« Sie beugte sich hinunter, um ihre Schlüssel aufzuheben, und streichelte dabei das orange gestreifte Fell des Tieres. »Du bist ein hübsches Ding, aber du willst heute Nacht bestimmt nicht bei mir bleiben. Wenn ich krank werde, und davon gehe ich mal aus, wird das sehr unschön werden. Geh lieber nach Hause.«
Aber die Katze schnurrte bloß und rieb ihr Gesicht an ihrem Hosenbein. Delaney kraulte sie unter dem Kinn, stand auf und schaffte es, den Schlüssel ins Schloss zu stecken. Als sie die Tür aufstieß, preschte die Katze hinein.
Mist. Sie war absolut nicht in der Stimmung, eine Katze zu jagen. Wenn das Tier nicht schnell seine Meinung änderte, würde es die Nacht hier verbringen müssen.
Die Katze drehte sich um, setzte sich auf die Schwelle zum Schlafzimmer und beobachtete, wie Delaney ihre Aktentasche auf dem großen Esstisch abstellte, dem einzigen richtigen Möbelstück in ihrem Wohnzimmer. Auf dem Tisch standen Laptop und Computer neben den Stapeln diverser Akten. An den Wänden hingen Karten, Bilder von Vermissten und Tatortfotos von Leichen. Es war ihr privates Büro. Auch wenn sie Phil hatte versprechen müssen, nicht mehr als fünfzig Stunden in der Woche ins Büro zu kommen, hörte sie niemals auf zu arbeiten, was der kluge Mann ja auch ganz genau wusste.
Sie spürte den seltsam scharfen Blick der Katze auf sich ruhen. »Glaub mir, wenn du ein Zuhause suchst, bist du hier nicht richtig.«
Sie trat von einem Fuß auf den anderen, ergriff die hohe Rückenlehne des erstbesten Stuhls und wünschte sich wieder einmal, sie hätte sich um ein Sofa gekümmert. Der einzige Ort, an dem sie sich ausruhen konnte, war ihr Bett. Und da gehörte sie jetzt auch hin.
Das tiefe, gleichmäßige Schnurren der Katze wirkte auf ihre gereizten Nerven sehr beruhigend. Es war, als könnte das Tier spüren, wie lausig sie sich fühlte. Auch wenn es eigentlich nur etwas zu fressen haben wollte, war es doch ein angenehmes Gefühl: so als würde sich jemand um sie sorgen. Wenn sie mehr von zu Hause aus arbeitete, konnte sie den Wunsch nach einem Haustier vielleicht von der Liste ihrer Zukunftsträume streichen. Eine Zukunft, von der sie in dem Wäschekeller in den Potomac-Side-Apartments für ein paar Minuten geglaubt hatte, sie würde sie nicht mehr erleben.
Als sie in das Schlafzimmer ging, machte ihr die Katze Platz und nahm, während Delaney ihre Anzugjacke auszog und auf das Bett warf, wieder ihre wachsame Haltung ein.
»Ich hatte früher mal eine Katze«, erzählte sie ihr. »Ich hatte einmal eine ganze Menge Dinge, bis so ein Mistkerl meine Mutter auf einem einsamen Weg überfallen hat.« Sie zuckte mit den Schultern. »Jetzt habe ich eine Aufgabe.«
Als sie sich ihrer beider Waffen entledigte und die Schuhe abstreifte, hatte sie wieder das Gefühl, die Katze beobachte sie. Etwas in ihren Augen wirkte beinahe wie ein prüfendes Mustern.
Als wenn Phil das nicht schon genug täte.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich muss mich nicht vor dir rechtfertigen. Schließlich habe ich dich nicht eingeladen, falls du das vergessen haben solltest.« Sie öffnete ihre Hose und ließ sie über ihre Hüften gleiten, dann drehte sie der Katze den Rücken zu, um einen Kleiderbügel aus dem Schrank zu holen. »Du kannst jederzeit gehen. Sieh mich nur nicht so an, als gefiele dir meine Figur nicht.«
»Ich finde deine Figur absolut großartig.«
Als sie die tiefe Männerstimme hörte, fuhr Delaney herum. Und erstarrte. Der D.C.-Vampir lehnte sich an ihren Türrahmen und beobachtete sie mit derselben Intensität, wie es kurz zuvor die Katze getan hatte.
Zum Teufel.
Ihre Kopfschmerzen und ihr Zittern verschwanden in einer Welle von Adrenalin und Wut. Diesmal würde sie ihn erledigen.
Sie drehte sich herum und griff nach der Glock. Doch sie erreichte sie nicht. Er stieß sie mit dem Rücken gegen die Wand, riss ihr die Arme über den Kopf, hielt ihre Handgelenke mit einer seiner riesigen Hände fest und drückte seinen Körper gegen ihren. Die Knöpfe seines dunkelroten Seidenhemdes vor der Nase, kämpfte sie um ihr Leben. Sie versuchte die Hände freizubekommen und ihm ihr Knie in die Leiste zu rammen.
Er hielt sie eiskalt
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