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Ungezaehmte Begierde

Ungezaehmte Begierde

Titel: Ungezaehmte Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Palmer
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nicht entkommen. Und wenn sie ihm das ganze verdammte Magazin ihrer Glock in den Kopf jagen musste.
    Doch als sie die Gruppe erreichte, war er nicht mehr da. Ein Mann von seiner und Tighes Größe konnte sich doch nicht so einfach verstecken. Sie lief um die Ecke, sah jedoch kein Zeichen von ihm, also rannte sie weiter. Als sie ungefähr drei Viertel des Wohnhauses umrundet hatte, fühlten sich ihre Lungen an, als hätte sie Kieselsteine eingeatmet.
    Hustend beugte sie sich nach vorn und schnappte verzweifelt nach Luft. Sie hatte ihn verloren. Wie um alles in der Welt konnte sie einen Mann von seiner Größe bloß so schnell verlieren? War er wieder hineingegangen? Oder war er schon lange fort?
    Sie zwang sich weiterzugehen, bog um die Ecke und stieß auf die Straße, die mit Feuerwehrzügen, Polizeiwagen und zwei SWAT-Vans zugeparkt war.
    Die gesamte Truppe war dort.
    Aber Tighes Zwillingsbruder war mit großer Sicherheit auf und davon. Sie würden nur Tighe bekommen. Aber es war richtig, ihn festzunehmen. Sie mussten herausfinden, wer er war, für wen er arbeitete und was er wusste.
    Das war ihr auch klar und sie akzeptierte die Tatsachen. In erster Linie war sie ja FBI-Agentin. Ihre Loyalität galt allein dem Büro.
    Dennoch hatte sie ein furchtbar schlechtes Gewissen, ihn verraten zu haben.
    *
    Unter dem Kreischen der Rauchmelder rannte Tighe den verqualmten Flur zu Wohnung Nr. 431 hinunter. Er steckte den Schlüssel ins Schloss, stieß die Tür auf und hörte tatsächlich ein Kind weinen und husten.
    »Komm, Kleines«, rief er mit sanfter Stimme, die ihm früher ausschließlich von Amalie vertraut gewesen war. »Ich bringe dich zu deiner Mutter.«
    Eine kleine Gestalt rannte über den Flur auf ihn zu und in seine Arme. Es war nicht Amalie. Sie hatte keine blonden, sondern schwarze Haare, keine helle, sondern dunkle Haut. Es war nicht Amalie.
    Dennoch, als sie ihre kleinen Arme um seinen Hals schlang, wurde er von bittersüßen Erinnerungen übermannt. Es war nun sechshundert Jahre her, seit er ein Kind im Arm gehalten hatte.
    Als er den kleinen, hustenden Körper hochhob und mit ihm auf die Treppe zuraste, durchfuhr ihn ein heftiger Schmerz, den er lange überwunden geglaubt hatte.
    Um sich herum nahm er kaum etwas wahr, bis er von unten einen glücklichen Schrei vernahm.
    »Jensie! Baby!«
    Das kleine Mädchen richtete sich in seinen Armen auf und schrie: »Mami.« Ihr Schreien ging in einem Hustenanfall unter.
    »Oh, mein Baby. Es tut mir so leid. Es tut mir ja so schrecklich leid.« Die Frau war mitten auf dem letzten Treppenabsatz stehen geblieben.
    »Laufen Sie nach draußen!«, rief Tighe ihr zu. »Wir sind direkt hinter Ihnen.«
    Durch die verglaste Vorderfront des Hauses sah Tighe das Blaulicht der Feuerwehrwagen. Die Feuerwehr musste längst auf dem Weg in das Gebäude sein. Warum dauerte das so lange? Und wenn dort noch andere Personen gefangen waren?
    Erstaunlich . Seit wann kümmerte es ihn, wenn Menschen etwas zustieß?
    Schließlich erreichte die Frau humpelnd die Eingangshalle und lief auf die Haustür zu, Tighe und das Kind folgten ihr dicht auf den Fersen. Sobald sie draußen waren, streckte die Frau die Arme aus. Tighe musste sich zwingen, das kleine Mädchen freizugeben, ließ es dann aber in die Arme seiner Mutter gleiten.
    »Ich danke Ihnen.« Der Frau standen die Tränen in den Augen. »Sie sind ein Engel.«
    Tighe nickte. Das Lob war ihm peinlich, er kämpfte immer noch mit den Erinnerungen, die auf ihm lasteten.
    Tighe. Pass auf!
    Hawkes Stimme tönte durch seinen Kopf, als sein Kriegerinstinkt gerade die verdächtigen Bewegungen und das Aufblitzen von Metall bemerkte.
    »Stehen bleiben! FBI!«
    Er war von dem Kind abgelenkt gewesen und direkt in eine Falle gelaufen. Eine Falle, die ihm garantiert eine Frau mit unendlich tiefen, dunklen Augen gestellt hatte.
    Sechs bewaffnete SWAT-Beamte rannten von zwei Seiten auf ihn zu.
    »Hände hoch!«
    Sie stand direkt hinter den Männern und starrte mit fest zusammengebissenen Zähnen und bittendem Blick zu ihm herüber. Was wollte sie denn? Dass er ihr verzieh? Dass er aufgab? Zum Teufel .
    Von menschlichen Behörden verhaftet zu werden, das war das Letzte, was ihm passieren durfte. Er drehte sich um und rannte in das verqualmte Gebäude zurück, da ertönten hinter ihm zwei Schüsse. Eine Kugel durchschlug seinen Oberschenkel, die andere landete direkt in seinem Herzen.
    Göttin. Er würde überleben. Wenn er zu einem Heiler kam …

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