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Ungezaehmte Begierde

Ungezaehmte Begierde

Titel: Ungezaehmte Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Palmer
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müssen. Die Sache durfte ihr nicht derart zu Herzen gehen. Das widersprach allem, woran sie glaubte. Tighe war kein guter Mensch gewesen.
    Andererseits war er von dem Kind auf seinem Arm abgelenkt worden. Ein Kind, das er ganz offensichtlich gerade eben gerettet hatte.
    Ihre Augen brannten. Ihre Schuldgefühle wuchsen stetig, bis sie vor Kummer kaum noch atmen konnte. Er hätte nicht sterben dürfen .
    Sie blinzelte heftig, biss die Zähne zusammen und versuchte die Tränen zurückzuhalten. Sie tastete nach der Waffe, die noch in ihrer Hose steckte: Der solide Stahl in ihrer Hand flößte ihr Kraft und Ruhe ein.
    Vor langer Zeit hatte sie geschworen, das Gesetz zu verteidigen. Jetzt musste sie sich nicht schuldig fühlen, wenn sie genau das tat. Außerdem hatte ihr Tighe gar keine andere Wahl gelassen.
    Sie hatte nur getan, was nötig gewesen war. Es war richtig gewesen. Wenn es sein musste, würde sie jederzeit wieder genauso handeln.
    Selbst wenn sie fürchtete, Tighes Gesicht würde sie bis an ihr Lebensende verfolgen.

 
    11
    Während Foxx und er das Tysons Corner Grand Perrage Hotel am nahe gelegenen Stadtrand von Virginia betraten, klappte Paenther sein Mobiltelefon zu und schob es in die Tasche seines Ledermantels. Die späte Nachmittagssonne fiel in Streifen auf den orientalisch gemusterten Plüschteppich. In regelmäßigen Abständen hingen Kristalllüster von der Decke, unter denen sich geschäftsmäßig gekleidete Gäste zu Unterredungen trafen.
    »Was hat Lyon gesagt?«, fragte Foxx, während sie die Lobby durchquerten und auf die dunkel getäfelte Bar am anderen Ende zugingen. Sie gehörte zu einem Dutzend Kneipen, die die Krieger in dieser Gegend gerne aufsuchten. Eine von Vhypers Lieblingsbars. Und Paenther wollte ihn auf jeden Fall finden.
    »Lyon hat in zwei Stunden ein Treffen im Kriegszimmer anberaumt. Das hier ist unsere letzte Station.«
    »Wie geht es Tighe?«
    »Sie haben die Kugeln entfernt. Er lebt.« Vorerst noch. Wenn Tighe nicht bald diesen Klon fand – aber das war eine andere Sache. Die Sorge um seinen Freund mischte sich mit der unbändigen Wut, die seit Jahrhunderten in ihm tobte, und Paenther ballte die Hände zu Fäusten. Er weigerte sich, zwei Freunde an diese sadistische Hexe Zaphene zu verlieren. Das kam gar nicht in Frage.
    Lyon und die anderen halfen Tighe. Er und Foxx hatten hingegen den Auftrag, Vhyper zu suchen. Vielleicht, vielleicht fanden sie ihn ja in der Bar, wo er gerade einen Whisky trank. Ja, wie standen wohl die Chancen?
    »Was sagt dein Bauch, mein Junge?« Paenther fixierte mit seinem Blick den jüngsten Krieger, der schweigend und missmutig neben ihm herlief. Foxx hatte sich in Zaphene verliebt und dabei nicht bemerkt, dass sie eine Hexe war. Sie hatte ihn verzaubert und als Werkzeug benutzt, um in die Festung der Krieger vorzudringen.
    Aber Paenther hatte ihn weder aus Mitleid noch aus Sympathie mit auf die Suche genommen. Nein, bei Foxx zeigten sich seit ungefähr einem Jahr die wilden Talente, außerdem verfügte er über eine beeindruckende Intuition.
    Mit ein wenig Glück führte sie diese Intuition zu Vhyper. Und wenn nicht, dann blieb nur noch Vhypers Lieblingsläden abzuklappern und zu hoffen, dort irgendwann über ihn zu stolpern.
    Der junge Krieger schüttelte den roten Strubbelkopf. »Der Bauch sagt nichts. Doch, warte – er sagt, dass er gern ein paar Bierchen hätte und anschließend Abendessen.«
    »Das bringt uns nicht gerade weiter«, murmelte Paenther.
    Als sie die Lobby durchquerten, wichen ihnen einige Geschäftsleute aus und musterten sie vorsichtig. Eine kleine Gruppe gut gekleideter Frauen beobachtete sie so interessiert, dass es schon fast wolllüstig wirkte.
    Paenther beachtete sie nicht. Die Männer, allesamt Menschen, waren harmlos. Und die Frauen interessierten ihn nicht. Wie jeder Mann hatte er Bedürfnisse, aber die lebte er mit einer willigen Therianerin in einer der Enklaven aus. Er konnte sich nicht erinnern, wann ihm das letzte Mal eine Frau den Kopf verdreht hatte. Nur selten spürte er Lust – unter jener ständigen Pein, die ihn quälte, seit er vor Jahrhunderten von einer anderen Magierhexe verführt worden war. Aber selbst wenn er durch irgendein Wunder einer interessanten Frau begegnen sollte, würde er sie auf jeden Fall ignorieren. Sie mussten Vhyper finden. Etwas anderes zählte nicht.
    Als sie die Bar betraten, ließ Paenther kurz den Blick durch den Raum gleiten, den ein feiner Schleier aus Zigarettenqualm durchzog.

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