Ungezaehmte Begierde
Klappmesser aus der Tasche und warf sie Jag zu, dann kniete er neben einem der Jungen nieder. Wulfe kam zu ihnen, und als die Drader ausschwärmten, stellten sich die beiden Krieger schützend vor Tighe, der eine in Gestalt eines Mannes, der andere als Wolf. Tighe bediente sich derweil einer Fähigkeit, die zwar allen Kriegern zu eigen, bei ihm jedoch am stärksten ausgeprägt war.
Er umfasste das Gesicht des Jungen. »Öffne die Augen.« Der Junge gehorchte, und Tighe sah ihm tief in seine glasigen Pupillen. »Du hast heute Nacht im Wald – abgesehen von ein paar Hunden – nichts gesehen. Wenn ich es dir sage, gehst du nach Hause und kehrst nie mehr nachts in diesen Wald zurück. Und du vernichtest die Drogen in deinem Besitz und lässt in Zukunft die Hände davon, du kleiner Mistkerl.«
Während um ihn herum die Schlacht tobte, stand Tighe auf, ging zu dem anderen Jungen und übernahm auch bei ihm die Kontrolle über sein Bewusstsein. Als die Erinnerung der beiden Jungen an das, was sie gerade gesehen hatten, erfolgreich beseitigt war, befahl er ihnen zu gehen. Daraufhin verwandelte er sich wieder in ein Tier und stürzte sich in den Kampf.
Stunden später kämpften sie immer noch gegen die Drader, bis sich die Teufel der Nacht wie immer eine Stunde vor Sonnenaufgang zurückzogen. In dieser ganzen Zeit hatten die Krieger allerdings noch nicht einmal die Hälfte des Schwarms vernichten können.
»Das ist schlecht«, brummte Wulfe, nahm wieder menschliche Gestalt an und griff nach seinen Kleidern.
Dem konnte Tighe nicht widersprechen.
Auf dem Heimweg wandte sich Wulfe an ihn. »Was war mit dir los, als sie auf uns zugeflogen kamen, Stripes?«
»Ich will nicht darüber sprechen.« Doch er würde Lyon davon berichten müssen.
Göttin, mach, dass ich nicht ausraste und zu diesem … Ding … werde.
*
»Blute«, sagte Lyon und schritt auf Tighe zu, als dieser eine Weile später den Speisesaal des Hauses der Krieger betrat.
Tighe blickte den Anführer der Krieger finster an, streckte ihm jedoch seine linke Hand entgegen. Lyon ritzte Tighes Handfläche in der Mitte auf und nickte, als Blut aus dem Schnitt hervorquoll. Das wäre bei seinem Klon nicht der Fall gewesen.
Der Gedanke, dass sich der von den Dradern erschaffene Teufel, der sein Gesicht trug, in das Haus schleichen könnte, ließ ihn schaudern.
Obwohl es ihm auf die Nerven ging, dass er sich jedes Mal, wenn er einen Raum betrat, erst dem Messertest unterziehen musste, gab es keine Alternative dazu jedenfalls, keine ernstzunehmende. Der Klon konnte einen der Krieger umbringen. Oder Kara, Lyons Frau, ihre Strahlende. Das wollte keiner riskieren.
Aber nachdem er wusste, in was er sich allmählich verwandelte, fürchtete er, dass der Klon gar nicht länger die größte Gefahr darstellte.
Lyon klappte sein Messer zusammen und hieß Tighe willkommen, indem er ihm den rechten Arm entgegenstreckte. Die beiden Männer schlugen die Unterarme aneinander, während sie ihre Ellbogen gegenseitig umfassten und sich so auf die traditionelle Art der Krieger begrüßten.
»Du musst mich wegsperren, Leu.«
Lyon zog die Augen zusammen. »Warum das?«
Er erzählte ihm von seiner Vision. »Ich will mich nicht in dieses Monster verwandeln. Aber wenn du mich nicht einsperrst, werde ich das tun.«
»Nur wenn wir diesen Klon nicht rechtzeitig fassen.« Aus seinen bernsteinfarbenen Augen sah ihn Lyon durchdringend an. »Aber das werden wir, Stripes. Wir kriegen ihn. Mit deiner Hilfe.« Er ergriff Tighes Schulter. »Wir sind zu wenige, als dass wir dir einen Urlaub im Gefängnis gönnen könnten.«
Tighe knurrte. »Urlaub, so ein Unsinn.«
Kara betrat den Speisesaal, kam zu ihnen und legte den Arm um die Taille ihres deutlich größeren Partners, wobei ihr blonder Pferdeschwanz kess hin- und herwippte. Als Lyon sie fest an sich zog, begegnete sie Tighes Blick – und ein süßes Lächeln brachte ihre blauen Augen zum Leuchten.
»Hallo, Tighe.«
Augenblicklich erwiderte er ihr Lächeln, denn er empfand eine tiefe Zuneigung für diese schmale Frau, die in den vergangenen Tagen mehr Stärke bewiesen hatte als die Strahlenden aller Jahrhunderte zusammen.
»Auch hallo.« Tighe breitete die Arme aus und war zufrieden, als Lyon sie losließ und sie ihm eine kurze Umarmung gewähren konnte, die er so dringend brauchte. Er schloss die Arme um sie und hielt sie fest, wobei er ihre Nähe genauso genoss wie ihren süßen Duft.
Es hatte zu allen Zeiten eine Strahlende gegeben,
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