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Ungezaehmte Nacht

Ungezaehmte Nacht

Titel: Ungezaehmte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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aus seiner Kehle auf. »Ich habe viele Feinde, die entzückt wären, dich in ihre Hände zu bekommen. Rivellio ist einer von ihnen. Hier in diesem Tal bist du geschützt, und deshalb wirst du es auch nicht verlassen.«
    Ihre Augenbrauen fuhren in die Höhe. »Das ist ja lächerlich! Ich bin nicht mehr deine Verlobte. Du brauchst es nur aller Welt zu verkünden, und die Gefahr ist vorüber. Außerdem bin ich hier anscheinend in größerer Gefahr als irgendwo anders – jedenfalls hast du das selbst gesagt. Versteh mich bitte, Nicolai! Ich laufe nicht vor dir davon. Du weißt, dass ich zu Lucca muss. Danach werde ich sofort zurückkehren.«
    »Und du weißt, dass ich es nicht erlauben kann.« Seine Stimme war leise, aber ein drohender Unterton schwang in ihr mit.
    Jedem anderen als Isabella wäre diese gefährliche Note in seiner Stimme Warnung genug gewesen. Doch in ihren aufgewühlten Augen waren die ersten Anzeichen eines Wutausbruchs zu sehen. » Kannst du es nicht erlauben, oder willst du es nicht erlauben, Nicolai?«
    »Wenn du möchtest, schicke ich Hauptmann Bartolmei mit den Männern, die unseren Heilkundigen begleiten, mit. Er wird persönlich dafür sorgen, dass dein Bruder reisefähig ist, und ihn so schnell wie möglich hierher zurückbegleiten«, versuchte Nicolai, sie zu beschwichtigen.
    »Dann werde ich ja völlig sicher sein, wenn ich mit dem Hauptmann mitreise«, entgegnete sie stur.
    Nicolai fauchte und fletschte sogar die Zähne, aber selbst das genügte nicht, um der Intensität seiner Gefühle Ausdruck zu verleihen. Ein anderes Geräusch stieg tief aus seiner Kehle auf und steigerte sich zu einem Brüllen, einem explosionsartigen Wutausbruch, der den ganzen Flügel des Palazzos erschütterte, den Falken erschrocken mit den Flügeln schlagen ließ und die Löwen in der Nähe veranlasste, das Brüllen zu beantworten, als wäre der Don einer von ihnen. In den Schatten, in denen er stand, glühten seine Augen geradezu gespenstisch, und sein Haar, das zerzaust war von seinem ständigen Hindurchfahren mit den Fingern, umrahmte sein Gesicht wie eine lange, zottelige Mähne. Aus Angst, mehr denn je dem Tier zu ähneln, das er in sich hatte, zog Nicolai sich noch weiter ins Dunkel zurück.
    Allein bei dem Gedanken, Isabella könne tagelang – und nächtelang – in Rolando Bartolmeis Gesellschaft reisen, verkrampfte sich Nicolai der Magen. Jugendfreund oder nicht, Nicolai wollte nicht, dass Isabella Trost in den Armen eines anderen Mannes suchte. Nicht einmal, wenn es ganz harmlos war. Und falls ihr Bruder nicht überleben sollte, wäre es nur ganz natürlich, dass Bartolmei versuchen würde, sie in ihrem tiefen Schmerz zu trösten.
    Isabella fuhr herum, ganz zappelig vor Energie, und ihre zornig funkelnden Augen schossen Blitze ab. Als er sich noch weiter zurückzog, folgte sie ihm sogar. »Fauch mich nicht an, Nicolai DeMarco, und wage es nicht, herumzubrüllen! Ich habe jedes Recht, über dich und deine Tyrannei erbost zu sein, während du überhaupt keinen Grund hast, ärgerlich zu sein. Ich bin fest entschlossen, zu meinem Bruder zu reiten und dafür zu sorgen, dass sich sein Zustand bessert. Ich habe mein eigenes Pferd und brauche weder deinen Hauptmann noch deine Erlaubnis.«
    »Droh mir nicht, Isabella!« Seine Stimme war leise und beherrscht, und er war vorsichtig genug, seine Hände bei sich zu behalten, obwohl ihr Duft ihn geradezu berauschte und seinen Körper in fieberhafte Aufregung versetzte. »Der Heiler wird dir deinen Bruder lebendig und so schnell wie möglich herbringen. Lass es damit gut sein!« Ein unschönes und völlig unerwünschtes Gefühl der Eifersucht erfasste ihn. Falls es Rolando gelang, Isabella den geliebten Bruder gesund und munter zurückzubringen, würde sie Bartolmei dann nicht ewig dankbar sein und ihn fortan mit großer Zuneigung betrachten? Nicolai schämte sich seiner Gedanken und seiner Unfähigkeit, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Er war sonst immer so diszipliniert gewesen.
    Isabella verschlug es vor Empörung den Atem, und ohne zu bedenken, wie leichtsinnig sie war, überbrückte sie mit drei wütenden Schritten den Abstand zwischen ihnen. Ihr grimmiger, leidenschaftlicher Zorn brachte buchstäblich die Luft zum Knistern. »Ich kann nicht glauben, dass du mir befiehlst zu bleiben.« Die Vorstellung war so entsetzlich, dass sie die Faust ballte und sie Nicolai mit aller Kraft in den Magen stieß. Es machte sie sogar noch wütender, dass er nicht einmal

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