Ungezaehmtes Verlangen
bekommen. Ganz abgesehen davon, dass sie diese Prozedur wohl schwerlich überleben dürfte.
Sie rannte, so schnell sie konnte, und dennoch war der Mann schneller. Er hatte einfach die längeren Beine. Zu spät bemerkte sie, dass sie in eine Sackgasse gelaufen war, an deren Ende es nur eine Laderampe gab, die geschlossen und verlassen war. Ihr Herz setzte aus. Schweiß rann zwischen ihren Brüsten, als sie sich mit wehendem Rock umdrehte, doch der Mann versperrte ihr den Fluchtweg und stand mit ausgebreiteten Armen da, als wollte er sagen: Versuch doch ruhig, an mir vorbeizukommen .
Sie würde es nicht schaffen. Er war viel zu schnell.
Stattdessen rannte sie zu einer der drei Türen, die sich an der Rampe befanden, und betete, dass sie unverschlossen war. Doch nichts rührte sich. Sie stöhnte verzweifelt und wollte es an der zweiten Tür probieren, kam jedoch gar nicht mehr dazu. Das Wesen packte sie von hinten und schleuderte sie gegen die Wand. Sie knallte mit dem Kopf gegen die Betonmauer.
Leicht benommen nahm sie durch einen Schmerzschleier wahr, dass er sie an den Rand der Rampe zerrte und mit dem Gesicht nach unten festhielt, indem er ihr das Knie in den Rücken rammte. Sie hörte, wie er den Deckel des Behälters nahm und wie dieser mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden fiel. Als sie langsam wieder klar im Kopf wurde, löste er den Druck auf ihrem Rücken so lange, dass er sie nach vorne schieben konnte, bis ihr Kopf und ihre Schultern über den Rand hingen.
Sie wehrte sich gegen den drohenden Sturz, doch er hielt sie mit dem Knie an ihrem Rücken fest. Eine Hand packte ihre Haare und riss ihren Kopf zurück.
Tränen schossen ihr in die Augen, als er an ihrer Kopfhaut riss. Ihr Puls hämmerte. »Bringst du mich jetzt um?«
»Ich habe den Auftrag, dein Blut mitzubringen. Dein Körper ist für meine Herrin nicht länger wichtig. Ich fresse deine Lebensenergie auf.«
» Was bist du? «
»Ich bin, was ich bin.«
»Ist er … ist Hawke tot?«
»Ich kann nur leben, solange er lebt.«
Gott sei Dank. Aber als sie das Metall aufblitzen sah, wusste sie, dass Hawkes Überleben im Augenblick die einzige gute Nachricht war, die es für sie gab.
Der brennende Schmerz, als er mit dem Messer ihren zarten Hals aufschlitzte, raubte ihr beinahe das Bewusstsein. Das Tropfen ihres Blutes in den Eimer klang obszön laut – und entwickelte sich zu einem steten Strom, der langsam wieder versiegte, während ihr Körper heilte. Er schlitzte ihr jedoch erneut den Hals auf.
Kurz darauf riss er ihr den Pullover von der Schulter und versenkte seine Zähne in ihrer Haut.
Ihr blieb der Schrei im Hals stecken. Tränen liefen ihr über die Wangen und mischten sich mit ihrem Blut, während sie spürte, dass er dabei war, ihre Energie zu rauben. Ihr Leben. Genau so, wie es die Drader versucht hatten.
Aber der Schmerz, den ihre Wunden verursachten, war nichts im Vergleich zu jenem Schmerz in ihrem Herzen. Lyon . Er würde zu spät kommen. Und er brauchte sie.
Sie durfte nicht sterben.
Sie würde nicht sterben. Verdammt!
Irgendwie erinnerte sie sich daran, dass Lyon ihr gesagt hatte, die Drader könnten sich nicht von ihr ernähren, wenn sie einmal erstrahlt war.
Aber die Strahlung kam durch das Feuer – und dazu brauchte sie Erde. Lyon hatte gesagt, dass sie nicht im Haus strahlen könnte. Und der Beton würde sie wahrscheinlich genauso blockieren wie der Boden des Hauses.
Lyon .
Ihre Liebe zu ihm wandelte sich in Verzweiflung. Sie musste doch leben. Sie musste für ihn leben.
Die Erde. Verbinde dich mit der Erde. Sie versuchte sich von Angst und Schmerz zu befreien und konzentrierte sich ganz auf ihre Sinne. Sie spürte, wie der Wind über ihre Wangen strich. Wind. Luft. Alles kam aus der Erde.
Sie zog. Als versuchte sie ein Vakuum zu füllen, zog sie wieder und wieder.
Ihre Sinne fühlten Lyon. Er lief. Ängstlich war er.
Sie spürte, dass sie zunehmend schwächer wurde. Verdammt, sie wollte doch nicht sterben!
Mit einer enormen Kraftanstrengung sammelte Kara jeden letzten Rest von Energie, der sich noch in ihrem Körper befand, zog und stellte sich das Feuer und die Strahlung vor.
Sie stellte sich auch Lyon vor.
Einen Augenblick lang spürte sie ihn. Seine Entschlossenheit verschmolz mit ihrer. Seine Kraft.
Das Feuer entflammte in ihr; Wärme und Kraft strömten durch ihre Adern und machten ihren Körper strahlen.
Der Dämon ließ wütend von ihr ab.
Halte sie , sie musste sie halten. Ihr Leben hing davon
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