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Ungezogen

Ungezogen

Titel: Ungezogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsay Gordon
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einem solchen Betragen und seinen Konsequenzen tiefer auf den Grund gehen möchtest ...« Geschäftig zog er seine Visitenkarte hervor: ein Elfenbeinplättchen mit goldschwarzer Prägung. Sie nahm es nachlässig entgegen.
    »Aber du ...«
    Sie konnte den Satz nicht beenden, denn er brachte sie mit einem Kuss zum Schweigen.
    »Betrachte es als Auftaktrunde, Eliza«, sagte er. »Die Einführung. Komm morgen Abend in mein Büro. Sagen wir um sieben Uhr? Pünktlich, wenn ich bitten darf.«
    Er ließ sie einfach in der Tür stehen. Sie drehte die Karte in der Hand und las unter seinem Namen das Wort ANSTANDSUNTERRICHT.
    Elizas erste Reaktion war, ihn zur Hölle fahren zu lassen. Sie war noch immer aufgebracht, als sie nach Hause kam. Zu aufgewühlt, um zu schlafen, obwohl sie sich eingestehen musste, dass sie auch fasziniert war. Sie lag im Bett. Ihre Hände wanderten über ihre nackte Haut und versuchten, seine erfahrenen Berührungen und ihre Reaktion außergewöhnlicher Erregung darauf zu wiederholen. Sie hatte andere Liebhaber gehabt, erfahren und zielkundig. Liebhaber, die sie und sich selbst befriedigt hatten. Aber sie konnte sich an keinen erinnern, der sie in solche Höhen wie Henry entführt hatte.
    Und dann war er einfach gegangen.
    Er hatte sie zum Gipfel getragen, mit seinen Händen und seinem Mund und schien ihren Körper besser als sie selbst zu kennen.
    Und dann hatte er sie - ohne sich umzusehen - verlassen.
    Die Verärgerung wich ihrer inneren Glut beim Gedanken an ihre Begegnung.
    Der Pelz an ihrer Haut. Wie sich seine Finger in ihr wie Blumen entfaltet hatten. Und erst sein Mund, sein unersättlicher Mund. Ihre Hände agierten wie ein billiger Ersatz. Erst als sie ihre Perle umkreisten und ihre Finger tief in ihr Grotte tauchten, erwachte ihr seidenes Fleisch zum Leben. Sie kam mit einem Schrei, bäumte sich auf und rief seinen Namen - »Henry!«.
    Eliza hatte sich fest vorgenommen, seiner Einladung nicht zu folgen. Normalerweise hielt sie sich an ihre Vorsätze. Aber der Tag schleppte sich dahin, und sie konnte an nichts anderes denken als an die letzte Nacht.
    Und so fand sie sich schließlich auf dem Flur vor seinem Büro wieder. Sie trug bequeme Jeans und ein leichtes Baumwollhemd, wohl wissend, dass sie absolut nichts darunter trug.
    Es war Abend geworden, als sie sich auf den Weg gemacht hatte. Sie atmete hörbar, denn sie wusste, dass sie es besser gelassen hätte. Dieser Mann war eine Nummer zu groß für sie. Wenn sie an ihn dachte, zog sich ihr Magen zusammen. Was immer er auch von ihr wollte, er sah in ihr bestimmt nicht seinen neuen Anstandszögling. Auch wenn sie diese ungezogenen Spielchen liebte, wusste sie sonst doch immer, worauf sie sich einließ.
    Doch allein der Gedanke an ein Meister-Lehrling-Spiel ließ sie nicht mehr los. Henry konnte ihr eine ganze Menge beibringen. Das Problem war nur, wollte sie überhaupt etwas lernen?
    Ja, das wollte sie. Und wen interessierte das überhaupt?
    Eliza warf ihr langes Haar aus dem Gesicht und zwang sich zu innerer Ruhe. Sie trug ihr Haar offen, wie am Abend zuvor. Warum, wusste sie nicht. Aus dem gleichen Grund, aus dem sie nun auch den Pelzmantel trug? Pure Angst, dass er sie nicht wiedererkannte?
    Ihre Hände zitterten so sehr, dass sie sie zu Fäusten ballen musste, um sie wieder unter Kontrolle zu bringen. Und bevor sie wusste, was sie tat, klopfte sie an die Bürotür.
    Sie war überrascht, dass ihr Henry selbst die Tür öffnete, aber welche Rezeptionistin arbeitete noch um sieben Uhr abends? Und hatte er überhaupt eine? Sie hatte ohnehin keine Ahnung, was sie von einem Benimmlehrer erwarten sollte.
    Henry grinste sie an.
    »Prima. Ich bin so erleichtert, dass du kommen konntest.« Sie war sicher, aufrichtige Freude in seinem Gesicht zu erkennen. »Du bist zu früh.«
    War sie das wirklich? Sie hatte keine Idee, wie lange sie gezaudert hatte, ob sie herkommen sollte. Sie war um das Gebäude getigert, im Aufzug auf- und abgefahren und auf dem Flur hin- und hergewandert. Und so hatte sie nicht erwartet, dass sie zu früh war.
    »Nun, hier bin ich«, antwortete sie lahm.
    Henry reichte ihr die Hand. Zum Willkommen oder um sie hereinzuführen. Ohne nachzudenken, reichte sie ihm ihre Hand.
    Sofort schrillten Alarmglocken in ihrem Kopf. Seine Berührung! So einfach und formell. So unschuldig. Ihr Magen drehte sich um, und ihr wurde schwindelig. Sie musste blass geworden sein.
    Seine Augen glitzerten unverhohlen amüsiert, und seine Hand

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