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Ungleiche Paare - Die Leidenschaft der Gegensaetze

Ungleiche Paare - Die Leidenschaft der Gegensaetze

Titel: Ungleiche Paare - Die Leidenschaft der Gegensaetze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Bittrich
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hier, na bitte!« Sie beugte sich über einen der Umzugskartons. »Ein Krokodilskopf. Könntest du den aufsetzen?« Sie zog einen weißknochigen Schädel hervor, lang und spitzzahnig grinsend, mit heiteren Augenhöhlen.
    Ich sah so verdattert drein, dass sie lachen musste. »Ja, mein Großvater hatte Kolonialwaren im Angebot, keine Lebensmittel, mehr so Reliquien, Andenken aus Übersee. All das hier: Masken, Jagdtrophäen, Schrumpfköpfe. Das importierte er aus der Wildnis für die Hamburger Villen. Er kannte die Kapitäne, die so was mitbrachten, und die Zollbeamten, die es beschlagnahmten. Natürlich hat er auch in Leihhäusern gestöbert. Was wertvoll war, ging für gutes Geld ans Völkerkundemuseum. Was noch wertvoller war, an Privatsammler. Den krautigen Rest habe ich geerbt. Bitte sehr: getrocknete Barrakudas, Büffelzahnketten, Lackdosen.«
    Sie grub in ihren Kartons, aus denen der Staub anderer Kontinente ans Licht stieg.
    »Dämonenvertreiber, Götter aus Leder und Teufel aus Ton, Traumfänger, ein Nashorn ... also, das Horn eines Nashorns. Beschnitzte Knochen mit dem Maya-Kalender in kleinen Strichen, falls du den entziffern kannst. Immer wenn ich ein Stillleben baue, lege ich ein bizarres Teil dazu.«
    »Ich nehme das Nashorn«, entschied ich. »Der Krokodilsschädel ist mir zu klein.« Bei diesem Trödel bot sich die Chance, auf eine humorige Ebene zu gelangen.
    »Nein, sieh doch mal hier, der Medico della Peste «, frohlockte sie und tauchte samt einer gipsfarbenen Halbmaske mit langem gebogenem Schnabel empor. »Das trugen im Mittelalter die Seuchenärzte. Der Schnabel war mit Kräutern gefüllt. Dies ist ein venezianischer Nachbau.«
    Sie reichte mir die melancholische Antiquität, die unerwartet schwer wog. »Rattenflöhe sollten keine mehr drin sein.«
    Ich hielt das bleiche Antlitz vors Gesicht. Sie brachte einen Spiegel. Ein Anblick von nobler Schwermut. Von meinem Kopf war nur der Haarschopf zu sehen und ein gekränktes Blinzeln in schwarz umrandeten Augenlöchern.
    »Erkennen wird man mich nicht mehr«, wagte ich einzuwenden.
    » Gerade damit!«, fand sie. »Dirk wird dich nicht erkennen, Hannah sofort. Das Ding passt perfekt. Ich rufe sie gleich mal an. Unter uns: Du siehst mit der Maske echter aus als ohne. Ist das nicht lustig? Das bist du!«
    Diese Sitzung ging nicht ganz in die Richtung, die ich mir ausgemalt hatte. Nicht in die erotische. Aber das war auch erleichternd.
    »Du bleibst so, Schluss. Du brauchst kein Kostüm«, ordnete sie an. »Die Maske und deine typische Haltung sind genug. Du lässt die Beine übereinandergeschlagen?«
    Zur Probe stellte ich sie nebeneinander.
    »Setz dich so hin, wie du dich sicher fühlst«, empfahl sie. »Wie du immer sitzt. Keine zwei Leute sitzen gleich. Keine zwei stehen gleich. Oder liegen gleich.« Sie bastelte an ihrer Staffelei herum. »Wie du die Hände hältst, das sagt was. Wie du die Beine setzt, die Füße hältst, dich anlehnst, ob du die Schultern nach oben ziehst, den Kopf neigst, dichabstützt, ob du dich verkriechst, was du zeigst und was du verbirgst. All das wird hier sichtbar, beim Sitzen. Du offenbarst deine Persönlichkeit.«
    Meine gesamte Haltung kam mir bereits falsch und verkrampft vor, unwiderruflich verkorkst durch frühkindliche Traumata.
    »Mach doch einfach mal ein paar Fotos«, schlug ich vor. »Dann merke ich schon, wie ich mich wohlfühle.«
    Sie knüpfte die schwarzen Bänder der Maske an meinem Hinterkopf zusammen. »Du hast dir das Haar gewaschen«, stellte sie fest. »Das finde ich nett.«
    Nur gut, dass sie nun mit einer Polaroidkamera zu werkeln begann, einem verschachtelten Ungeheuer, das zu ihrem Museum gehörte. Es schnurrte und grunzte und würgte nach jeder Aufnahme glattes weißes Papier hervor, auf dem sich wie in einer religiösen Vision allmählich das heilige Bild abzeichnete. Sie hielt es mir hin. In blassen und falschen Farben sah ich mich sitzen, wie nur ich sitzen konnte, alles andere als entspannt, bestenfalls in ergebener Resignation, wenn dieser Anschein nicht auf die Maske zurückzuführen war.
    »Die Polaroids sollte ich Hannah mal eben hinschicken, jedenfalls eins davon, das deutlichste, an Dirks Bürofax. Dann kann sie entscheiden. Ich muss sie nur vorwarnen. Dirk könnte mit dem Bild wahrscheinlich nichts anfangen.«
    »Aber ihre Tochter; die würde mich erkennen«, gab ich zu bedenken.
    »Deshalb rufe ich Hannah an. Den Vogel darfst du kurz absetzen.« Sie machte sich auf den verschlungenen

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