Ungnade: Thriller (German Edition)
Hudson sie auch angemietet. Hier konnten sie tun und lassen, was sie wollten, und niemand scherte sich einen Dreck darum. Dort angekommen fand er keinen seiner Leute vor. Hudson holte sich ein paar Eiswürfel aus dem Kühlschrank, füllte sie in einen Gefrierbeutel und drückte sie auf die Schwellung auf seiner Wange. Dann goss er sich aus der Wasserflasche im Kühlschrank ein Glas ein und spülte mit dem Inhalt ein paar extra starke Schmerztabletten hinunter.
Schließlich setzte er sich auf die Couch und schaltete den Fernseher ein. Er zappte sich durch die Nachrichtensender, bis er auf eine Live-Berichterstattung vom Messegelände stieß. Die Reporterin gab sich größte Mühe, die Ereignisse dramatisch klingen zu lassen, während sie mit ihrem Kameramann auf den Fersen atemlos durch die Menge hetzte. Dementsprechend bruchstückhaft wirkte ihre Reportage.
Hudson lehnte den Kopf gegen die Sofalehne und presste das provisorische Coolpack fester an seinen geschundenen Kopf. » Man kann alles noch so perfekt geplant haben«, schimpfte er vor sich hin, » und dann kommt einem irgendein bescheuerter Normalbürger in die Quere und macht alles zunichte.«
Er schaltete den Fernseher aus und griff nach einem von zwei Mobiltelefonen, die auf dem Couchtisch lagen– das eine war für den Privatgebrauch, das andere benutzte er nur für Anrufe, die mit seinem aktuellen Job zu tun hatten. Er tippte die Nummer des Handys ein, das er seinem Auftraggeber extra für ihre Gespräche hatte zukommen lassen.
» Ist es erledigt?«, wollte er sofort wissen.
» Sie verfolgen wohl nicht die Nachrichten im Fernsehen?«, fragte Hudson.
» Wieso? Nein.«
» Die Bullenfrau war in einem Konzert, aber als ich sie mir vornehmen wollte, ist etwas dazwischengekommen.«
» Und?«
Hudson holte tief Luft. » Ich erzähle Ihnen doch gerade, was passiert ist«, sagte er. » Es ist noch nicht erledigt.«
» Aber Sie tun es heute Abend noch?«
» Ich weiß es noch nicht. Kann sein.«
» Rufen Sie mich wieder an, wenn Sie etwas Positives zu berichten haben, okay?«
» Wird gemacht.« Hudson wollte das Gespräch gerade beenden, als sein Auftraggeber noch etwas sagte.
» Wie läuft’s mit den anderen Vorbereitungen?«
» Wir werden zur gegebenen Zeit bereit sein.«
» Gut.«
» Die Sache kommt garantiert ins Fernsehen«, sagte Hudson. » Und Sie bestehen immer noch darauf, dass es so wie besprochen gemacht wird? Ich will damit nur sagen, dass es auch einfachere Möglichkeiten gäbe.«
» Ich freue mich schon darauf.«
Das konnte Hudson nicht gerade von sich behaupten, aber wenn jemand einem mit einer halben Million unter der Nase herumwedelt, tut man am besten, was derjenige verlangt.
7
» Setz mich einfach am Krankenhaus ab«, sagte Rebecca Irvine zu ihrer Freundin Hannah. » Nach Hause nehme ich mir dann ein Taxi.«
Hannah manövrierte sich vorsichtig durch das Chaos von Fahrzeugen, die das Messegelände verlassen wollten. Rebecca hatte den Notfallsanitätern, die Roddy auf ihre Trage gehoben hatten, gesagt, dass sie Polizistin sei, woraufhin diese ihr erklärten, sie würden den Verletzten ins Southern General Hospital im Süden der Stadt bringen.
» Was hast du vor, Becky?«, fragte Hannah. » Du hast getan, was du konntest, jetzt werden sich die Ärzte um ihn kümmern. Warum willst du dahin?«
» Ich weiß es nicht«, sagte Rebecca. » Ich habe einfach das Gefühl, dass ich bei ihm bleiben sollte, verstehst du?«
» Nicht so ganz. Hat dir der Anblick deines früheren Lovers, der plötzlich ein Rockgott ist, vielleicht die Sinne benebelt?«
» Nein, hat er nicht«, antwortete Rebecca schnippisch. Normalerweise konnte sie gut mit Hannahs scharfem Humor umgehen, aber bei ihrer letzten Bemerkung hatte leichte Verachtung mitgeklungen, die sie nicht auf sich sitzen lassen wollte. » Es ist einfach nur– wie soll ich sagen?–, ich möchte wissen, wie es ihm geht.«
» Willst du vorher noch Logan anrufen?«
Rebecca wurde langsam ungehalten. » Ich habe dir doch gesagt, dass es nichts in der Art ist. Fahr mich einfach zum Krankenhaus, okay?«
» Und du glaubst wirklich, sie lassen dich so mir nichts, dir nichts zu ihm ins Zimmer?« Hannah klang jetzt mürrisch.
Rebecca atmete tief durch. » Sieh mich doch mal an. Überall an meinen Händen klebt sein Blut. Ich bin die Polizeibeamtin, die als Erste bei ihm war, also dürfte es in dieser Hinsicht keine Schwierigkeiten geben.«
Hannah schwieg, und Rebecca bereute es sofort, so
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