Ungnade: Thriller (German Edition)
als morgen unter Vertrag nehmen, weil wir ihnen empfohlen worden sind. Das Ganze kollidiert übrigens auch mit meinen Plänen für das Wochenende.«
» Und worum geht es genau?«
» Ich habe bloß kurz mit ihrem Manager gesprochen, aber es sieht so aus, als hätte sie schon eine Zeit lang irgendeinen schrägen Mist zugeschickt bekommen; vermutlich von einem Stalker oder so. In den letzten Tagen sind daraus konkrete Drohungen geworden, die auf dieser Reise wahr gemacht werden sollen.«
» Also soll jemand zu ihrem Schutz abgestellt werden?«
» So ist es.«
» Und das bringt richtig Kohle?«
» Ebenfalls korrekt. Und so, wie sich dieser Großkotz von Manager am Telefon aufgespielt hat, werde ich allein schon für den Nervfaktor fünfundzwanzig Prozent draufschlagen.«
» Ansonsten gilt aber der Standardvertrag?«, fragte Logan. » Also wär das in einer Stunde erledigt?«
» Schön wär’s. Leider bekomm ich über den Manager einen Vertrag, den deren Anwalt aufgesetzt hat. Er ist irgend so eine ganz große Nummer unter den Medienfuzzis in London. Hättest du also morgen Zeit, dich darum zu kümmern? Falls es aber deinen Plänen mit Ellie im Weg steht…«
» Schon okay, ich kann’s machen. Ellie fährt morgen mit meinen Eltern in die Stadt, um sich von ihnen verwöhnen zu lassen.«
Ellie verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
» Wann soll ich da sein?«, fragte Logan.
» Wäre zehn okay für dich?«
» Kein Problem. Dann sehe ich dich morgen im Büro.«
Er steckte das Handy weg und fragte Ellie, ob es ihr auch nichts ausmachen würde.
» Geht schon klar«, antwortete sie. Es war ihre Art und Weise zu sagen: » Eigentlich nicht, aber du wirst es ja doch tun, was kann ich also schon dagegen unternehmen.«
» Ich weiß, dass irgendwann das dicke Ende für mich kommt«, sagte er und hoffte, damit die Stimmung zu heben.
Ellie grinste keck. » Grandma hat gesagt, dass du mir Geld mitgeben sollst, damit ich mir morgen etwas kaufen kann.«
» Bei dir dreht sich doch immer alles nur um Bares.«
Und trotzdem kam Logan nicht umhin, ihr Grinsen zu erwidern. Je größer sie wurde– und man konnte ihr fast dabei zusehen–, desto mehr erinnerte sie ihn an ihre Mutter. Allerdings würde sie als Erwachsene Penny leicht überragen. Sie hatte bereits jetzt fast deren einstige Körpergröße von eins siebenundfünfzig erreicht.
Wie anders wäre das Leben verlaufen, und zwar für uns alle, dachte er, hätte Penny mir damals doch nur gesagt, dass sie schwanger war. Wir hätten es darauf ankommen lassen. Natürlich hätte es auch sein können, dass wir nicht damit klargekommen wären, so jung Eltern zu werden– dann hätten wir uns auch getrennt, und vielleicht wäre auch die Verbindung zwischen mir und Ellie abgerissen.
Doch zumindest wäre in diesem Fall Penny noch am Leben.
Gedanken dieser Art suchten Logan regelmäßig heim. Zumeist mitten in der Nacht, wenn er wach dalag und lauschte, um sicher sein zu können, dass Ellie noch immer im Zimmer nebenan schlief.
Immer noch atmete. Er versuchte all dies aus seinem Kopf zu verbannen und sich auf die positiven Dinge zu konzentrieren, auf das, was sie jetzt miteinander teilten. Doch oft fiel ihm das nicht leicht, vor allem, wenn sich in der Nacht andere Bilder vor sein inneres Auge drängten: Ellies Gesicht, blau und lila geschlagen; bluttriefende Hände, die nach ihr griffen; rotweinfarbene Blutflecke im Schnee.
3
Rebecca Irvine war fest entschlossen, den Frauenabend zur Feier ihrer Scheidung zu genießen. Ihre Eltern passten auf Connor auf, und Hannah fuhr; grünes Licht also für Wein zum Dinner, bevor sie zu dem Rockkonzert in die Messehalle gingen.
In ihrer Jugend war sie mal mit Roddy Hale zusammen gewesen, dem Sänger der Band. Damals war ihr sein Traum, eines Tages groß rauszukommen, wie eines der üblichen Hirngespinste erschienen, doch Roddy hatte es tatsächlich zu Weltruhm gebracht. Leider nur mit dem Nebeneffekt, dass er, wenn man der Boulevardpresse Glauben schenken wollte, auch Teil der harten Drogenszene geworden war.
» Meine Güte«, stöhnte Hannah, als sie durch die Glastüren des Messezentrums traten, » ich muss schon wieder für kleine Mädchen. Vielleicht hätte ich es beim Essen doch bei einem Glas Wein belassen sollen.«
» Wahrscheinlich«, sagte Rebecca. » Außerdem hast du dich heute Abend als Fahrerin zur Verfügung gestellt, halte dich von jetzt an also schön brav zurück.«
» Nun hast du schon seit drei Wochen Urlaub, hörst
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