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Ungnade: Thriller (German Edition)

Ungnade: Thriller (German Edition)

Titel: Ungnade: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GJ Moffat
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dich aber immer noch so an wie der Polizist, der uns in der Schule über ›Sicherheit im Straßenverkehr‹ vollgetextet hat, als wir zwölf waren.« Hannah hob die Hände, malte mit Mittel- und Zeigefinger zwei Anführungszeichen in die Luft und marschierte dann in Richtung Damentoilette los.
    » Ich hab’s dir doch schon mal erklärt!«, rief Rebecca ihrer Freundin nach. » Ich habe keinen Urlaub!«
    Sie hatte eine längere Freistellung vom Dienst beantragt, aber ihr Vorgesetzter, Superintendent Liam Moore, hatte den Papierkram zerrissen und ihr gesagt, sie solle nach Hause gehen, um einen klaren Kopf zu kriegen, und erst wiederkommen, wenn sie die Scheidung hinter sich hatte– mit anderen Worten: Sie sollte Sonderurlaub nehmen. Dankbar war sie auf sein Angebot eingegangen.
    » Wie auch immer.« Hannah winkte Rebecca zu, während sie eilig weiterging.
    Rebecca betrachtete am Rand des breiten Eingangsbereiches des Messezentrums ein Plakat, auf dem zukünftige Veranstaltungen angekündigt wurden. Aus dem Augenwinkel sah sie sich die Leute an, die durch die Türen hereinströmten. Wie jung die meisten von ihnen waren! Verunsichert begann sie an ihrem T-Shirt herumzuzupfen und es über ihrem Bauch glatt zu streichen. Sie war froh, dass es ihr gelungen war, nach Connors Geburt ihre zusätzlichen Pfunde weitestgehend wieder loszuwerden und ihre frühere Figur zurückzuerlangen. Der Weg dahin war nicht einfach gewesen, denn in der Kriminalabteilung fielen allerhand Überstunden an, während derer man sich üblicherweise mit Fast Food vollstopfte.
    Ein etwas älterer Mann mit sehr kurzem Haarschnitt, ausgewaschenen Jeans und einem olivfarbenen T-Shirt kam hinter einer Gruppe junger Mädchen herein und warf Rebecca einen Seitenblick zu. Er war auf eine maskuline Art und Weise attraktiv, hatte breite Schultern und muskulöse Arme. Er lächelte ihr zu, verdrehte dabei ein wenig die Augen, ging aber weiter. Wahrscheinlich war er der Anstandswauwau für die Gruppe Teenager, von denen einer seine Tochter war.
    » Okay, Baby«, sagte Hannah, als sie von der Toilette zurückkam, griff nach Rebeccas Arm und zerrte sie in den Strom von Zuschauern. » Dann wollen wir mal abrocken.«
    Das Innere des Messezentrums kam Rebecca gänzlich fremd vor. Seit Jahren war sie nicht mehr bei einem großen Konzert gewesen und hatte ganz vergessen, wie riesig die Halle war– und was für einen Geruch eine solche Menschenmenge verströmen konnte. Die Schlange an der Bar mit überteuerten Preisen wurde durch eine provisorische Absperrung in Reih und Glied gehalten, und an dem Stand mit Fanartikeln drängten sich die Zuschauer in Fünferreihen. Junge Männer– die meisten noch im Teenageralter– entblößten ihre blassen, knochigen Oberkörper, indem sie sich ihre T-Shirts abstreiften und durch ihre gerade gekauften ersetzten.
    Aus den Lautsprechern ertönte dröhnend laute Musik, während alle auf den Konzertbeginn warteten. Rebecca kam es so vor, als würde das durch Mark und Bein gehende Wummern der Bässe ihren gesamten Körper zum Vibrieren bringen. Hannah übernahm die Führung, schleuste sie erst durch die Eintrittskartenkontrolle, dann an den von der Decke bis zum Boden reichenden schallschluckenden Vorhängen vorbei und schließlich in den großen Saal. Den Mann in den ausgeblichenen Jeans und dem olivfarbenen T-Shirt, der in etwa fünf Metern Abstand mit ihnen Schritt hielt, nahm sie nicht wahr.
    » Los, komm!«, versuchte Hannah die laute Musik zu überschreien. » Sehen wir mal, ob wir ganz vorn einen Platz kriegen.«
    » Muss das sein?«, brüllte Rebecca zurück. » Wir können doch auch hierbleiben. Hier sehen wir genauso gut und werden nicht zu Tode gequetscht.«
    » Wolltest du dich jetzt amüsieren oder nicht? Also, auf geht’s!«
    Willig folgte sie Hannah durch die Menschenmenge, bis sie ungefähr zehn Reihen von der Bühne entfernt standen. Sie ahnte, dass die Musik so nahe bei den Verstärkern das reinste Donnergetöse sein würde, versuchte aber keine Szene zu machen. Schließlich wollte sie mit Hannah Spaß haben.
    Der Fremde postierte sich etwa sieben Reihen hinter Rebecca auf ihrer Höhe. Er nickte im Takt der Musik vom Band, behielt Rebecca aber genau im Auge, während er sich auf die Kühle des an seinem Unterschenkel festgeschnallten Keramikmessers konzentrierte.
    Es vergingen einige Minuten, in denen sich die Halle zu füllen begann. Rebecca spürte die Erregung der Zuschauer um sie herum, während sie darauf

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