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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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gekommen. Marius blieb verschwunden.
         An einer Seitenstraße bog sie ab und betrat die Auffahrt eines Szeneclubs. Einer der wenigen Orte, wo sie nicht sonderlich auffiel, denn dort waren fast alle leichenblass geschminkt. Kyra bestellte sich einen roten Wein und setzte sich dann in eine Ecke, wovon sie den ganzen Club gut im Blick hatte. Sie war nicht das erste Mal hier. Der Verdacht, der sich immer mehr erhärtete, gab ihr die Hoffnung, in solchen privaten Clubs möglicherweise eine Antwort zu finden. Sie wusste nicht, wo sie sonst suchen sollte. Die dunkle Szene erschien ihr als einer der Orte, an dem sich Menschen ihrer Art am wohlsten fühlen könnten, denn sie tauchten in der Masse unter. Bisher blieben ihre Mühen jedoch erfolglos.
         Sie überflog den Raum und erblickte ein junges Mädchen, das sich Plastikfangzähne aufs Gebiss gesteckt hatte. Der Wein an ihrem Tisch hörte bereits auf zu perlen. Sie hatte ihn nicht angerührt. Kyra hatte recht schnell festgestellt, dass sie keinerlei feste Nahrung mehr vertrug, nicht einmal Wasser. Sie dachte, dass ihr Körper möglicherweise tot war und deswegen nicht mehr für gewöhnliche Speisen geeignet. Und vielleicht trank sie deshalb Blut, weil ihr Körper sonst austrocknete. Sie wusste es nicht genau. Fakt war nur, dass ihr die Aufnahme menschlicher Nahrung Schmerzen bereitete und es in ihrer Kehle brannte, wenn sie kein Blut trank. Ihren Durst mit Blut zu löschen war zunächst nur eine fixe, instinktive Idee gewesen, nachdem sie fünf Tage lang Höllenqualen gelitten hatte und nicht wusste, wie diese zu mildern waren. Aber es hatte funktioniert. Vielleicht war sie in den letzten Wochen nur ein wenig zu sehr über die Stränge geschlagen...
         Die Musik dröhnte in ihrem Kopf wie ein Hammer. Es war zwecklos. Sie hatte nur eine vage Ahnung, wonach sie suchte, aber nie hatte sie jemanden gefunden, der ihr ähnlich gewesen war. Vielleicht war sie sogar die einzige ihrer Art in dieser Stadt. Dieser Gedanke erschütterte sie und machte ihr Angst.
         Sie mied den direkten Kontakt mit anderen Menschen. Die Furcht, entdeckt zu werden, trieb sie in die Einsamkeit. Wenngleich es dennoch Spaß machte, die neu gewonnenen Kräfte auszuprobieren und zu erforschen, so wünschte sie sich doch, dieses Wissen mit anderen teilen zu können. Aber wer würde ihr glauben? Und konnte sie sich überhaupt sicher sein, dass ein Preisgeben dieser Existenz nicht einen erheblichen Schaden nach sich ziehen würde? Noch wusste sie zu wenig über sich selbst, als dass sie sich irgendwem anvertrauen konnte. Ihr neues Leben gehörte für diesen Moment nur ihr allein. Und das wollte sie auskosten.
         Ein Prickeln in ihrem Nacken signalisierte ihr, dass sie beobachtet wurde. Ein Paar leuchtende Augen waren auf sie gerichtet. Schnell drehte sie ihren Kopf, doch dort, wo die Augen noch vor dem Bruchteil einer Sekunde waren, sah sie nur einen Tisch und einen leerer Stuhl. Kyra stand auf und sah sich um. Wie konnte er so schnell verschwinden? Sie hatte die leuchtenden Augen ganz genau gesehen. Diese glühenden Pupillen...
         Ihr Herz hämmerte, so aufgeregt war sie. Doch wer immer es gewesen sein mochte, er war bereits verschwunden.  
     
         Joe war irritiert. Der seltsame Geruch kitzelte in seiner Nase. Ein Duft, der sich von dem aller anderen Vampire unterschied. Er roch nicht nach Verwesung, sondern klar und frisch wie eine sanfte Brise. Und doch war er sich sicher, dass es ein Vampir gewesen sein musste.  Als sie zu ihm herüberblickte, hatte er sich seine enorme Geschwindigkeit zu Nutze gemacht und war zwischen den Menschen im Club untergetaucht. Er sah, wie sie sich umblickte, ihn jedoch nirgends finden konnte. Scheinbar waren ihre Wahrnehmungen noch nicht ganz ausgereift. Ein sehr junger Vampir. Noch nicht lange verwandelt. Sonst hätte sie ihn schon längst bemerkt. Mehrere Male hatte er diesen Duft bereits wahrgenommen, immer wenn er hier gewesen war, aber jedes Mal war er schon fast verflogen. Heute aber war er so intensiv gewesen und Joe überraschte es, dass er von diesem jungen Mädchen ausging. Er hatte sie eine Weile beobachtet, dann war sie auf ihn aufmerksam geworden. Doch er wollte nicht, dass sie ihn ansprach. Schließlich wusste er nicht, warum sie so anders war.
         Möglicherweise war sie ja gefährlich. Er sah, wie sie den Club durch den Hinterausgang verließ. Joe war neugierig, also folgte er ihr unauffällig. Sie

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