Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI
Hauptsache, es ist schwer genug. Sonst bin ich nicht ausgelastet.
Vielleicht zeigst du ihm was, sagte Petronius.
Gern.
Ernesto hob uns alle drei mitsamt Sesseln und Tisch bis an die Decke. Dann fing er an, mit uns, den Sesseln und dem Tisch zu jonglieren, und wir flogen aus einer Hand in die andere. Haarscharf an meiner Nase vorbei flog Petronius, dann flog ich vorbei an Hironimus, sein Bart streifte mich an der Stirn, beinah traf mich ein Sesselbein, aber nur be i nah, dann packte Ernesto uns alle auf einmal in seinen Armen und set z te uns wieder hin.
Ist das dein Hobby oder dein zweiter Beruf? fragte ich ihn.
Er grinste und verstand nicht, was ich meinte.
Hironimus und Petronius sahen mich verlegen an. Drück dich deutl i cher aus, Merkur.
Ich meine, sagte ich, machst du das öfter, Ernesto? Hast du dir das eingeübt?
Ach, dies hier eben? Nein, wozu soll ich das machen und wozu ei n üben? Es ist mir eben so eingefallen. Wir werfen auch die Teile manchmal so, bloß, daß wir sie nicht mit den eigenen Händen fangen, sondern sie in die Hände eines anderen werfen oder auf einen Haufen. Er sah etwas bekümmert Petronius an. Ich sollte hier doch was zeigen.
Ist schon gut, sagte Petronius, du hast sehr schön was gezeigt; weil keine Montageteile da waren, mußtest du eben uns nehmen. Ich verst e he das schon. Wir hätten daran denken, wir hätten dich bei der Arbeit direkt aufsuchen sollen.
Ja, sagte Ernesto, wär besser gewesen. Er wurde unruhig, ihm trat Schweiß auf die Bernhardinernase. Seine Hände fingen zu zittern an, die schweren Fingerknochen schlenkerten hin und her. Ich muß jetzt los, sagte er plötzlich, drehte sich um, stieß die Tür mit dem Kopf auf und trabte gebückt davon.
Er geht wieder an die Arbeit, sagte Hironimus.
Vielleicht hätten wir ihm einen Schluck anbieten sollen, sagte ich.
Den hätte er nicht genommen.
Aber ein bißchen hinsetzen hätte er sich können. Wie lange muß er denn arbeiten? Konnte er heute nicht mal früher Feierabend machen? Ich meine, wenn er die Arbeit schon unterbrochen hat, lohnt es doch gar nicht mehr, noch mal anzufangen.
Wieso denn nicht? fragte Hironimus.
Petronius sagte, er hätte hier nichts getrunken, er hätte es auch keine Minute länger hier ausgehalten. Merktest du nicht, wie er blaß wurde? Ihm war hier beinahe schlecht geworden.
Er hat sich bei seiner Vorführung überanstrengt, sagte ich.
Keinesfalls, sagte Petronius, im Gegenteil, er wollte zu seiner Arbeit zurück, zu den Hundertfünfzig-Kilo-Platten, die er an den Kran hängt, und zwar ununterbrochen. Es war schon schwer, ihn zu dieser kleinen Unterbrechung zu bewegen.
Na, sagte ich, ununterbrochen dürfte wohl übertrieben sein.
Nein, sagte Petronius, das liegt in seiner Struktur. Sein Körper braucht das, abgesehen von einer kurzen Regenerationspause, einer Art Schlaf, nach der er ziemlich ermattet aufsteht und erst nach ein paar Stunden Arbeit wieder in Form kommt.
Dann würde sich ein Robure also niemals mit Genuß in eine Badeha l le legen, wie wir sie auf der Erde haben, in solche bunten Wässer, die duften und in denen man nichts tut, als sich schaukeln zu lassen?
Niemals würde er das, weil es nämlich sein Tod wäre, sagte Petronius.
Das kapiere ich nicht, sagte ich. So etwas gab es auf der Erde noch nicht.
Wir werden dir jetzt Alfredo vorführen.
Durch die Tür fuhr ein Monsterbett, eine Trage wie von einem U n fallwagen. Der Robure, der darauf lag, stützte sich auf einen Unterarm und sah uns trübe an.
Hinterher kam Hippo und zwinkerte mir vertraulich zu. Also hier, sagte er, hätten wir einen typischen Fall dreistündigen körperlichen Nichtstuns bei einem Roburen.
Alfredo, sage Herrn Erdenson, wie du dich fühlst.
Alfredo reagierte zuerst nicht. Er guckte traurig versunken die Wand an. Plötzlich sagte er langsam, mir geht es gar nicht gut. Mir ist schwarz vor Augen, ganz schwarz.
Heb mal den Arm, Alfredo, sagte Hippo.
Mühsam hob der Robure einen Arm an.
Die Diagnose ist eindeutig, sagte Hippo. Zunehmende Erschlaffung des Muskelapparates, Störung des Wahrnehmungsapparates. Ich schl a ge ihn jetzt auf den Bauch. Er schlägt zurück, wie du siehst, aber wie matt. Von Ernesto wäre ein solcher Schlag für mich lebensgefährlich geworden. Dieser hier hat keine Kraft.
Da könnte ich also, wenn ich wollte, mit Alfredo Ringkampf machen.
Versuch es, sagte Hippo.
Ich legte Alfredo, 2,43 m groß, 157 Kilo schwer, glatt aufs Kreuz, aber Spaß machte es keinen. Ich
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