Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI
beispielsweise einen Sessel nur noch einige Stunden, dann wird er einem unterm Hintern weggezerrt, und man muß sich auf einen neuen setzen. Hier ist das wohl nicht so?
Nein, sagte Hironimus, gegen diesen Irrsinn schützen wir uns weitg e hend. Soll er den Lumen zugute kommen, die ihn verursacht haben.
Aber ich habe gemerkt, sagte ich, die Lumen selbst sind nicht glüc k lich darüber. Sie wollen diese wilde Produktion nicht mehr.
Das glauben wir gern, sagte Hironimus, aber sie wird immer wilder, wenn man bedenkt, daß sich die Roburen fortpflanzen.
Dazu kommen sie also auch noch.
In Maßen, sagte Petronius, aber es genügt. Um zum Kern vorzust o ßen, die Lumen wußten sich keinen anderen Ausweg, als die Zahl der Roburen zu verringern.
Das heißt…, sagte ich.
Genau, sagte Petronius, das heißt es. Die zarte Sonnenblume ist eine ziemliche Giftpflanze. Mehr sage ich nicht.
Wir haben hier Sperrmaßnahmen ergriffen. Sie kommen hier nicht hinein, in unser Gelände nur schwer. Im Innern haben wir die Fallt ü ren, Gleitwege und Schächte, mit denen du ja auch in Berührung g e kommen bist, sagte Hironimus. Er lachte ein bißchen gequetscht. Wir hätten dich und Elektra und Sonnenblume gar nicht hereinzulassen brauchen. Wir hätten alles vernebeln, wir hätten etwas querfahren la s sen können. Ich will nicht alle Möglichkeiten aufzählen. Aber, wir g e ben es zu, wir waren neugierig, wir wollten euch besichtigen. Manchmal lassen wir, natürlich unter Beachtung aller Sicherheitsvorkehrungen, Valentin Fuks herein. Er ist unser einziger Verbindungsmann zu den Lumen. Mit anderen sprechen wir gar nicht. Hierher kommt keiner von ihnen. Zu den Roburen kommt aber auch Valentin Fuks nicht.
Weißt du, sagte Petronius, du mußt Merkur jetzt den moralischen Aspekt darlegen. Wir schaffen natürlich, wie er sich denken kann, die technischen Unterlagen für die Arbeit der Roburen. Wie sollten wir es nicht? Wenn wir es nicht tun, müssen sie sterben. So sieht es aus. Oder sollen wir sie einfach zugrunde gehen lassen?
Am Modderwind geht ihr schließlich alle zugrunde.
Aber wir arbeiten an einem Projekt, die Roburen und uns vor dem Modderwind zu schützen. Ob es gelingen wird, wissen wir natürlich noch nicht. Nur, wenn einer am Modderwind zugrunde geht, sollen es zuerst die Lumen sein.
Ihr seid voller Haß, sagte ich, aber es wundert mich nicht. Ich kann nur nicht verstehen, daß ihr die Beziehungen zu den Lumen nicht ganz abgebrochen habt.
Das Leben als solches ist nur durch Kompromisse aufrechtzuerha l ten. Es stellt ja selbst einen Kompromiß dar. Und wir als Ergebnisse einer Genmanipulation sind ebenfalls kompromißvoll, sagte Hironimus kühl.
Ich merkte, er wollte sich nicht weiter offenbaren, und sagte: Die Hauptfrage ist, wie kann man den Roburen helfen? Ich wundere mich, daß euch da noch nichts eingefallen ist.
Wenn dir etwas einfallen sollte, du Meister der Improvisation, wären wir dir zu Dank verbunden, sagte Petronius. Mir schien, es klang hö h nisch. Er sagte dann aber wieder sehr freundlich, wir werden dafür so r gen, daß du, noch bevor der neue Modderwind einsetzt, mit einem Fahrzeug an die Grenze unseres Bereichs gebracht wirst. Fuks kann dich dann von da abholen lassen.
Nett von euch, sagte ich, aber ich saß auf meinem Sessel wie ang e schweißt.
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Als das Fahrzeug schon vor der Haustür stand, konnte ich mich nicht aufraffen. Ich kann es zwar nicht ausstehen, wenn einer sein Hinterteil nicht aus den Polstern hochbringt, auch wenn er nicht zu Stuhle ko m men kann, eine solche Entschlußlosigkeit macht mich wütend. Ich fi n de, man kann stundenlang herumliegen oder herumsitzen oder heru m plätschern, aber wenn der Moment gekommen ist, muß man aufspri n gen können. Aber das konnte ich jetzt nicht. Daraus folgerte ich, daß das Kommen des Fahrzeugs noch nicht der Moment war, in dem ich aufspringen mußte. Es stand etwas aus, ich hatte etwas Unerledigtes im Gefühl.
Ich sagte zu Hironimus, ihr könnt mich jetzt für einen Erdstiesel ha l ten, aber ich möchte noch nicht gehen.
Hironimus war erstaunt.
Petronius sagte fast vorwurfsvoll, haben wir denn nicht alles Wesen t liche betrachtet und durchgesprochen?
Es ist nämlich so, meinte Hironimus, daß wir hier arbeiten, Merkur. Unsere Zeit ist genau eingeteilt. Wir haben auch diese Konferenz auf die Minute berechnet. Und was wir jetzt sprechen, jedes Wort und s o gar jeder Atemzug und jedes Schweigen verbraucht etwas von der Zeit, die
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