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Unheimlicher Horror: d. übernatürl. Grauen in d. Literatur ; Essay

Unheimlicher Horror: d. übernatürl. Grauen in d. Literatur ; Essay

Titel: Unheimlicher Horror: d. übernatürl. Grauen in d. Literatur ; Essay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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Willie's Tale« im Roman REDGAUNTLET schuf, wobei in der letztgenannten Geschichte die Kraft des Gespenstischen und Diabolischen noch verstärkt wird durch eine groteske Behaglichkeit von Sprache und Atmosphäre. 1830 veröffentlichte Scott seine LETTERS ON DEMONOLOGY AND WICHCRAFT, noch heute eines unserer besten Kompendien europäischer Hexenkunde. Washington Irving ist eine weitere berühmte Gestalt, die nicht unberührt ist vom Unheimlichen; denn wenn auch die meisten seiner Geister zu schrullig und humoristisch sind, um zur wahrhaft echten Gespensterliteratur zu taugen, lässt sich doch in vielen seiner Produkte eine eindeutige Neigung in diese Richtung feststellen. »Adventure of the German Student« in der Sammlung TALES OF A TRAVELLER (1824) ist eine listig knappe und wirkungsvolle Gestaltung der alten Legende von der toten Braut, während in das kosmische Gewebe von »The Money Diggers« desselben Bandes mehr als nur ein Hinweis eingeflochten ist auf Piratenerscheinungen in den Bereichen, wo einst Captain Kidd umherstreifte. Auch Thomas Moore schloss sich dem Stand der Künstler des Makabren an, und zwar mit dem Gedicht »Alciphron«, das er später zu dem Roman THE EPICUREAN (1827) ausarbeitete. Wenn er auch nur die Abenteuer
    eines jungen Atheners berichtet, der von den Machenschaften gerissener ägyptischer Priester hinters Licht geführt wird, gelingt es Moore doch, sehr viel echtes Grauen in diesen Bericht von unterirdischen Ängsten und Wundern unter den urzeitlichen Tempeln von Memphis einfließen zu lassen. De Quincey ergeht sich mehr als einmal in grotesken Schrecken, allerdings mit einer Ziellosigkeit und gelehrtem Pomp, die ihm den Rang eines Sachverständigen versagen.
    Diese Ära sah ebenfalls den Aufstieg von William Harrison Ainsworth, dessen romantische Romane von Schauerlichem und Grausigem nur so strotzen. Captain Marryat schrieb nicht nur solche Kurzerzählungen wie THE WEREWOLF, sondern lieferte auch einen denkwürdigen Beitrag mit THE PHANTOM SHIP (1839); darin bediente er sich der Sage vom Fliegenden Holländer, dessen verdammtes Gespensterschiff auf ewig am Kap der Guten Hoffnung kreuzt. Dickens tritt nun gelegentlich mit kleinen unheimlichen Geschichten wie »The Signalman« hervor, der Erzählung einer grässlichdrohenden Warnung, die einem sehr gewöhnlichen Schema entspricht und Züge lebensnaher Wahrscheinlichkeit aufweist, was sie mit der aufkommenden psychologischen Schule ebenso verbindet wie mit der aussterbenden »gotischen« Schule der Schauerromantik. Zu dieser Zeit stand- ganz wie heute - eine Welle des Interesses an spiritistischer Scharlatanerie, spiritistischen Medien, Hindu-Theosophie und dergleichen im Schwange, so dass die Anzahl unheimlicher Geschichten auf »übersinnlicher« oder pseudowissenschaftlicher Basis sehr beträchtlich wurde. Für eine Anzahl dieser Werke war der produktive und populäre Edward Bulwer-Lytton verantwortlich, und trotz der großen Dosen an schwülstiger Rhetorik und leerer Romantik in seinen Produkten, lässt sich doch nicht abstreiten, dass es ihm gelang, einen gewissen wunderlichen Zauber in seinen Werken zu spinnen.
    »The House and the Brain«, mit Anspielungen auf das Rosenkreuzertum und eine unheilvolle, unsterbliche Gestalt, die vielleicht angeregt wurde durch den mysteriösen Höfling Ludwigs XV., St. Germain, bleibt jedoch eine der besten Kurzerzählungen über ein Spukhaus, die je geschrieben wurde. Der Roman ZANONI (1842) enthält ähnliche Elemente in ausführlicher Gestaltung und stellt uns eine weite, unbekannte Seinssphäre vor, die auf unserer Welt lastet und bewacht wird von einem schrecklichen »Bewohner der Schwelle«, der jene heimsucht, die in diese Sphäre eindringen wollen und es nicht schaffen. Hier haben wir eine gütige Bruderschaft, die alle Zeitalter hindurch am Leben erhalten wurde,
    bis sie schließlich auf ein einziges Mitglied zusammengeschrumpft ist; und als Held begegnet uns ein alter chaldäischer Zauberer, der in der unverdorbenen Blüte seiner Jugend fortlebt, nur um unter der Guillotine der französischen Revolution sterben zu müssen. Steckt in dem Buch auch überall der überkommene Geist sentimentaler Romanzen, schadet ihm auch ein schwerfälliges Netz symbolischer und belehrender Bedeutungen, wirkt es auch nicht ganz überzeugend, da es ihm an einer vollkommenen atmosphärischen Gestaltung jener Situation gebricht, die sich um die Geisterwelt drehen, so ist ZANONI doch wirklich eine exzellente

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