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Unheimlicher Horror: d. übernatürl. Grauen in d. Literatur ; Essay

Unheimlicher Horror: d. übernatürl. Grauen in d. Literatur ; Essay

Titel: Unheimlicher Horror: d. übernatürl. Grauen in d. Literatur ; Essay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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Leistung als romantischer Roman, der von jedem Leser nicht allzu hochgezüchteten Geschmacks mit echtem Interesse gelesen werden kann. Es ist ergötzlich zu bemerken, dass der Autor bei der Beschreibung eines Versuchs, in die Bruderschaft aufgenommen zu werden, nicht der Versuchung entgehen kann, sich des typischen gotischen Schlosses aus dem Walpole-Stammbaum zu bedienen. Im A STRANGE STORY (1862) zeigt Bulwer-Lytton deutliche Fortschritte in der Schaffung unheimlicher Bilder und Stimmungen. Der Roman ist, trotz enormer Länge, trotz einem äußerst künstlichen Plot, der noch aufgebauscht wird durch günstig zusammentreffende Zufälle, und trotz einer Atmosphäre von homiletischer Pseudowissenschaft, die dem tatsachengläubigen und zweckbestimmten viktorianischen Leser gefallen soll, in seinem erzählerischen Schwung äußerst gelungen; er weckt ein spontanes und nicht nachlassendes Interesse und bietet viele - wenn auch ziemlich melodramatische - Tableaus und Höhepunkte. Wiederum haben wir es hier mit dem Lebenselixier zu tun, das ein mysteriöser und seelenloser Magier namens Margrave verwendet, dessen finstere Taten mit dramatischer Lebendigkeit sich abheben von dem modernen Hintergrund, den eine stille, englische Stadt und der australische Busch liefern; und wiederum haben wir es hier zu tun mit schattenhaften Andeutungen einer weiten, geisterhaften Welt direkt in der Luft über uns - nur diesmal mit viel größerer Kraft und Vitalität gestaltet als in ZANONI. Eine der beiden großen Beschwörungsszenen, in welcher der Held von einem leuchtenden, bösen Geist getrieben wird, nachts im Schlaf sich zu erheben, einen seltsamen ägyptischen Zauberstaub zu ergreifen und in dem spukvollen Pavillon eines berühmten Renaissance-Alchemisten gegenüber einem Mausoleum namenlose Wesen heraufzubeschwören, gehört wahrlich zu den großen Schreckensszenen der Literatur. Gerade genug wird angedeutet, und gerade wenig genug wird erzählt. Zweimal werden dem
    Schlafwandler unbekannte Worte diktiert, und während er sie nachspricht, bebt die Erde, und alle Hunde auf dem Lande beginnen, halbgesehene amorphe Schatten anzubellen, die durch den Mondschein marschieren. Als ihm zum dritten Mal eine Gruppe unbekannter Worte eingeflüstert wird, lehnt sich der Geist des Schlafwandlers auf und weigert sich, sie auszusprechen, als ob die Seele fähig wäre, das letzte, abgrundtiefe Grauen zu ergründen, das dem wachen Verstand verborgen bleibt; und endlich bricht die Erscheinung der abwesenden Geliebten und des guten Engels den bösen Bann. Diese Episode zeigt gut, wie sehr Lord Lytton fähig war, seinen gewöhnlichen Schwulst und seine Klischee-Romantik weit hinter sich zu lassen und jene kristalline Essenz künstlerisch gestalteter Angst zu erreichen, die dem Bereich des Dichterischen angehört. Bei der Beschreibung gewisser Details der Beschwörungsformeln stand Lytton zutiefst in der Schuld seiner ergötzlich ernsthaften Studien des Okkulten, in deren Verlauf er Kontakt aufnahm zu jenem seltsamen französischen Gelehrten und Kabbalisten Alphonse Louis Constant (»Eliphas Levy«), der behauptete, die Geheimnisse antiker Magie zu besitzen und einst den Geist des alten griechischen Zauberers Apollonius von Tyana heraufbeschworen zu haben, der zu Neros Zeiten lebte. Die romantische, halb-gotische, quasi-moralische Tradition, die hier dargestellt ist, wurde weit bis ins 19. Jahrhundert weitergeführt von Autoren wie Joseph Sheridan LeFanu, Wilkie Collins, Sir H. Rider Haggard (dessen Roman SHE bemerkenswert gut ist), Sir A. Conan Doyle, H.G. Wells und Robert Louis Stevenson - und gerade dieser hat, trotz seiner schrecklichen Neigung zu eitlen Manierismen, mit »Markheim«, »The Body Snatcher« und DR. JEKYLL AND MR. HYDE bleibende Klassiker geschaffen. In der Tat können wir sagen, dass diese Richtung fortlebt, denn ihr gehören ganz deutlich jene unserer zeitgenössischen Horrorerzählungen an, die sich eher auf Ereignisse konzentrieren als auf atmosphärische Details, eher auf den Verstand zielen als auf unheilvolle Gespanntheit oder psychologische Wahrscheinlichkeit, und die sich entschieden auf die Seite der Menschheit und deren Wohlergehen stellen. Diese Richtung hat ihre unbestreitbare Stärke, und aufgrund ihres »menschlichen Elements« verfügt sie über ein breiteres Publikum als der rein künstlerisch gestaltete Alp träum. Wenn sie nicht ganz so potent ist wie letzterer, so liegt das daran, dass ein verwässertes Produkt

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