Unheimlicher Horror: d. übernatürl. Grauen in d. Literatur ; Essay
Auferstehung in Ägypten geht, ist weniger grobschlächtig geschrieben. Doch der beste Roman von allen ist der berühmte DRACULA, der fast zur musterhaften modernen Verwertung des schrecklichen Vampirmythos geworden ist. Graf Dracula, ein Vampir, wohnt in einem grauenhaften Schloss in den Karpaten, zieht aber schließlich nach England in der Absicht, das ganze Land mit Vampiren zu bevölkern. Wie es einem Engländer in Draculas Festung des Schreckens ergeht und wie das Komplott des toten Teufels, die Herrschaft zu erringen, letzten Endes zunichte gemacht wird, das sind Momente, die sich zu einer Geschichte verbinden, der nun zu Recht ein bleibender Platz in der englischen Literatur zuerkannt wird. DRACULA zog viele ähnliche Romane des übernatürlichen Grauens nach sich, und zu den besten darunter gehört vielleicht THE BEETLE von Richard Marsh, BROOD OF THE WITCHQUEEN von »Sax Rohmer« (d. i. Arthur Sarsfield Ward) und THE DOOR OF THE UNREAL von Gerald Bliss. Letzterer behandelt auf ziemlich gewandte Weise den klassischen Werwolf-Aberglauben. Viel subtiler, viel künstlerischer und, in der Gegenüberstellung der Berichte der verschiedenen Personen, mit einzigartigem Können erzählt ist der Roman COLD HARBOUR von Francis Brett Young, in welchem ein altes Haus von seltsamer Verruchtheit eindringlich geschildert wird. Der höhnische und nahezu allmächtige Unhold Humphrey Furnival lässt Echos des »gotischen« Schurken der Schauerromantik vom Typ Manfred-Montoni vernehmen, doch viele raffinierte Eigentümlichkeiten bewahren ihn vor der Abgedroschenheit. Lediglich der Anflug von Weitschweifigkeit bei der Erklärung gegen Ende und der gewissermaßen allzu freie Gebrauch von Ahnungen und Ohmen als handlungstreibende Faktoren verhindern, dass dieser Roman die absolute Vollendung erreicht. In dem Roman WITCH WORLD schildert John Buchan mit ungeheurer Eindringlichkeit, wie in einem einsamen Gebiet Schottlands der böse Hexensabbat am Leben geblieben ist. Die Beschreibungen des schwarzen Waldes mit dem Stein des Bösen und der schrecklichen kosmischen Ahnungen und Schatten, wenn das Grauen endlich ausgerottet wird, belohnen einen dafür, sich durch die nur allmählich fortschreitende Handlung und ein Übermaß an schottischem Dialekt durchkämpfen zu müssen. Auch einige Kurzgeschichten John
Buchans stecken voll lebendiger Andeutungen des Geisterhaften; »The Green Wildebeest«, eine Geschichte über afrikanische Zauberei, »The Wind in the Portico«, darin totales Grauen aus der britisch-römischen Zeit zum Leben erweckt wird, und »Skule Skerry« mit Zügen subarktischen Entsetzens sind dabei besonders erwähnenswert.
Clemence Housman erzielt in seinem Kurzroman THE WEREWOLF ein hohes Maß an gruseliger Spannung, und es gelingt ihm zu einem gewissen Grad, die Atmosphäre authentischer Folklore zu schaffen. In THE ELIXIR OF LIFE gelingen Arthur Ransom einige hervorragende düstere Wirkungen, wenn auch die Handlung allgemein ziemlich naiv ist, während THE SHADOWY THING von H. P. Drake sonderbar befremdliche und schreckliche Horizonte heraufbeschwört. George Macdonalds LILITH besitzt eine unwiderstehliche Bizarrerie ganz eigener Art, wobei die erste und einfachere der beiden Fassungen vielleicht auch die gelungenere ist.
Ausdrückliche Anerkennung als kraftvoller Künstler, dem eine unsichtbare mystische Welt stets eine nahe und lebendige Realität ist, verdient Walter de la Märe, dessen nachklingende Lyrik und erlesene Prosa gleichermaßen beständig von einer seltsamen Vision zeugen, die tief in die verschleierten Sphären der Schönheit und die schrecklichen und verbotenen Dimensionen des Seins reicht. In dem Roman THE RETURN sehen wir die Seele eines Toten aus dem zweihundert Jahre alten Grab steigen und sich des Fleischs der Lebendigen bemächtigen, so dass selbst das Gesicht des Opfers das Aussehen dessen annimmt, der schon vor langer Zeit zu Staub geworden war. Von den kürzeren Geschichten, die in mehreren Bänden vorliegen, sind viele unvergesslich durch die Art, wie sie über die düstersten Verzweigungen der Angst und der Zauberei gebieten; es sind vor allem die Geschichten »Seaton's Aunt«, in der im Hintergrund unheilvoll ein bösartiger Vampirismus dräut, »The Tree«, die von einem entsetzlichen Pflanzenwachstum im Hof eines hungernden Künstlers erzählt, »Out of the Deep«, die unserer Phantasie Raum gewährt, sich vorzustellen, welches Ding den Ruf eines sterbenden Verschwenders befolgte, als
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