Unheimliches im Krankenhaus!
Mensch. Mit dem kann man echt gut reden.“
Obwohl Thomas Schiefer freundlich und nett wirkte, begegnete ihm Markus mit einer gewissen Zurückhaltung, die diesem jedoch nicht auffiel.
Er war immer noch in Gedanken bei dem Vorfall mit Paul Stumpf. Markus war ein bisschen schwerfällig, konnte sich auf den neuen Mann, der jetzt in Pauls Bett lag und dessen Platz einnahm, nicht so schnell einstellen.
Er nutzte die folgende Stunde, um seinen neuen Bettnachbarn etwas kennenzulernen. Es stellte sich heraus, dass Thomas Schiefer Kriminalbeamter war.
„Muss ein sehr interessanter Beruf sein“, sagte Markus.
„Du meinst, ich jage ständig Gangster. So wie in den Hollywood Filmen, oder bei der CSI Serie. Aber so ist es in der Praxis nicht. Ich mache den ganzen Tag Hintergrundrecherchen für unseren Hauptkommissar. Das ist Langeweile im höchsten Maße.“
Sie kamen einander allmählich näher. Markus Bauer fasste vor allem deshalb schneller Vertrauen zu Thomas Schiefer, weil dieser Kriminalbeamter war. Auch kannte er das Kommissariat K11 in dem sein neuer Bettnachbar tätig war. Sein Chef war Kriminalhauptkommissar Albrecht Schubert, über den Markus bereits mehrfach in der Zeitung gelesen hatte.
Er sagte sich, einen solchen Job bekämen nur Menschen mit untadeligem Ruf. Das half ihm, seine Reserviertheit mir der Zeit abzulegen.
Irgendwann erzählte er Thomas was mit Paul Stumpf passiert war. Zuerst dachte er, es wäre besser gewesen, das nicht zu erwähnen, weil Thomas Schiefer doch im gleichen Bett lag. Aber dieser steckte es mit erstaunlicher Gleichgültigkeit weg.
„Hast du kein flaues Gefühl im Magen, wo du jetzt weißt, dass in dem Bett heute Nacht ein Mensch gestorben ist?“, fragte Markus.
„Ich kann es nicht ändern, dass die mich in dieses Bett gesteckt haben. Auf jeden Fall habe ich nicht vor, hier das Zeitliche zu segnen.“
Markus lachte amüsiert. „Ich auch nicht.“
Er sollte sich irren!
4
__________
Die Obduktion wurde von Dr. Bernd Sommer vorgenommen.
Er war ein großer, kräftiger, ernster Mann, der seiner Arbeit jenen Stellenwert einräumte, der ihr seiner Ansicht nach gebührte.
Während er den Leichnam sezierte, lief ein Tonband. Dr. Sommer beschrieb mit klarer, vernehmlicher Stimme ganz genau, was er tat. Es wurde auf Band festgehalten und würde ihm später helfen, einen lückenlosen Obduktionsbericht zu verfassen.
Der junge Assistenzarzt Marcel Schneider stand neben ihm, lernbegierig und eifrig. Auch für diesen erklärte Dr. Sommer jeden Handgriff besonders präzise. Entschlossen und mit ruhiger Hand setzte Dr. Sommer die Skalpellschnitte, durchtrennte die Haut, Fettgewebe, Muskelschichten.
Der junge Assistenzarzt beugte sich über den geöffneten Brustraum. Plötzlich war ihm, als würde er dort drinnen etwas Weißes schimmern sehen. Zähne!
Der junge Assistenzarzt schloss die Augen.
Vergangene Nacht war es spät geworden. Er hatte mit Schulfreunden gefeiert und war nur für zwei Stunden ins Bett gekommen.
Vielleicht war dies der Grund, warum ihm seine Sinne jetzt einen Streich spielten. Er konnte unmöglich wirklich die langen Fangzähne eines Raubtieres gesehen haben.
Als er die Augen wieder öffnete, fragte ihn Dr. Sommer: „Was haben sie? Ist ihnen nicht gut?“
„Doch, doch. Ich habe nur manchmal so ein Brennen in den Augen.“
„Vielleicht brauchen sie eine Brille“, sagte Dr. Sommer. „Sie sollten mal zum Augenarzt gehen.“
„Ja, sicher“, antwortete der Assistenzarzt.
Die Zähne waren nicht mehr da, als er wieder in den geöffneten Brustkorb blickte. Eine Halluzination, dachte er. Hoffentlich wiederholte sich das nicht.
Dr. Sommer arbeitete weiter. Plötzlich zog er die Luft geräuschvoll ein.
„Das gibt es doch gar nicht!“, stieß er verblüfft hervor. „Das ist unmöglich. Sehen sie. Dieser Mann hat kein Herz !“
Prof. Dr. Gerhard Weber, der Chefarzt des Krankenhauses, diktierte seiner Sekretärin gerade die Aufgabenliste des heutigen Tages. Seine Gedanken wurden durch das Läuten des Telefons unterbrochen.
Die Sekretärin hob für ihn ab und reichte den Hörer weiter.
„Es ist Dr. Sommer aus der Pathologie. Er möchte sie dringend sprechen“, sprach sie und reichte das Telefon an ihren Chef weiter.
Dr. Weber nahm ihr den Hörer aus der Hand. Dr. Sommer, der aus dem Obduktionsraum anrief, war so aufgeregt, dass er kaum zu verstehen war. Er entnahm den Worten seines Kollegen nur, dass er schnellstens kommen solle, um sich etwas
Weitere Kostenlose Bücher