Unirdische Visionen
gottverdammter Fall, in dem jeder für jeden hält.«
Rider massierte seine zwei Kinne und schlug vor: »Da sollten wir noch einmal nachbohren. Nehmen wir uns Jones nochmal vor, bevor wir ihn auf freien Fuß setzen.«
*
»Es tut mir leid, daß ich Sie noch einmal belästigen muß, Mr. Jones, aber es läßt sich leider nicht ändern. Sie könnten uns vielleicht einen gehörigen Schritt weiterbringen, wenn Sie ganz scharf nachdenken, ob Sie jemand in letzter Zeit für jemanden anderen gehalten hat.«
Jones furchte in angestrengtem Nachdenken die Stirn.
»Gott, genau das ist mir ja vor ungefähr zwei Wochen passiert!«
»Erzählen Sie’s uns«, lud ihn Rider ein, ein Glitzern in den Augen.
»Es war hier in Northwood. Ein Mann, den ich gar nicht kannte, rief mir über die Straße etwas zu. Glaubte zuerst, er hätte sich geirrt, aber er meinte mich. Fragte mich ziemlich verstört, wie ich hierher gekommen sei. Er wollte mir absolut nicht glauben, daß ich mit meinem eigenen Wagen gekommen war.«
»Warum nicht?«
»Er behauptete, er hätte mich im Auto mitgenommen. Aber es kommt noch dicker. Nachdem er mich in Northwood abgesetzt hätte, sei er in die Innenstadt gefahren, so schnell, daß ihn auf der ganzen Strecke niemand überholt hätte. Dann hätte er seinen Wagen geparkt, sei die Hauptstraße hinuntergegangen und das erste, was ihm unter die Augen gekommen sei, soll ich gewesen sein.«
»Was haben Sie ihm gesagt?«
»Daß er total im Irrtum sei, und daß seine eigene Geschichte es bewiese.«
»Hat ihm den Rest gegeben, was?«
»Er kippte beinahe aus den Pantinen. Er zog mich zu seinem Wagen und sagte, daß ich ja wohl nicht die Stirn haben könnte, zu behaupten, daß ich da nicht dringesessen hätte. Ich hab’ ihm natürlich widersprochen. Hinterher habe ich mir ernstlich überlegt, ob bei ihm eine Schraube locker war.«
»Den Burschen müssen wir auftreiben. Beschreiben Sie uns bitte jede Einzelheit, an die Sie sich erinnern können.«
*
Nach zwei Stunden rief die Stadtpolizei an: »Wir haben schon den Gesuchten. Es handelt sich um Bürge Kimmelmann, Vertreter von ACME Farben und Lacke, Marion, Illinois. Derzeitiger Aufenthalt unbekannt. Aber seine Firma wird ihn für Sie finden.«
»Tausend Dank!«
Harrison hängte ein und wählte die ACME Farben.
»Er befindet sich auf einer Vertreterfahrt; paar hundert Kilometer weiter südlich. Sie setzen sich heute abend in seinem Hotel mit ihm in Verbindung. Er wird morgen hier sein.«
»Prima!«
»Wirklich«, sagte Harrison bitter. »Wir reißen uns hier die Beine aus und werden bloß von einer Person zur nächsten gehetzt. Das kann ja bis zum Jüngsten Tag so weitergehen.«
»Des Menschen Mühlen mahlen langsam, aber sie mahlen unendlich fein«, war alles, was Rider von sich gab.
Irgendwo, tausend Kilometer weiter im Westen streckte ein hakennasiger, hohlwangiger Mensch gerade genießerisch seine dürren Beine aus. Er hauste in einer Mansarde, aß vom Automaten, hatte gelbe Nikotinfinger und trug sich seit zwei Jahrzehnten mit dem Gedanken, daß er noch einmal den Amerikanischen Roman schreiben würde.
Er hieß Arthur Pilchard und war Zeitungsreporter. Was die Sache aber noch schlimmer machte, er war Reporter an einem armseligen Revolverblatt. Er räkelte sich immer noch, als die Tür aufging und jemand mit einem sauertöpfischen Gesicht ihm einen Zettel unter die Nase hielt.
»Wieder so eine Untertasse; los, hopp!« – und Pilchard ging.
*
Ein intelligent wirkender junger Mann zeigte sich an der Haustür.
»Sind Sie George Lamothe?«
»Das bin ich.«
»Ich bin von den Nachrichten. Stimmt es, daß Sie eine Fliegende Untertasse entdeckt haben?«
Lamothe wurde ärgerlich.
»Erstens ist es keine Fliegende Untertasse und ich habe es auch nicht als solche beschrieben. Es dreht sich um ein kugelförmiges Objekt, und es ist keine natürliche Himmelserscheinung. Ich habe es gestern und vorgestern nacht am Himmel beobachtet.«
»Direkt über der Stadt?«
»Nein, aber es ist von hier aus sichtbar.«
»Soviel ich weiß, sind Sie der einzige, der es gesehen hat. Wie erklären Sie sich das?«
»Mit dem nackten Auge ist es kaum erkennbar. Ich habe ein Teleskop.«
»Selbstgebaut?«
»Ja.«
»Ist ‘ne Leistung«, bemerkte Pilchard bewundernd. »Würden Sie mich durchschauen lassen?«
Lamothe zögerte einen Augenblick und sagte dann: »Meinetwegen!«
»Haben Sie irgendeine Idee, was es sein könnte?«
»Da kann man nur
Weitere Kostenlose Bücher