Unit Kill
war eine Operation, die unter gar keinen Umständen schief gehen oder am Ende gar publik werden durfte.
Klaasen war in seinen Gedanken schon so sehr mit der Planung der Operation beschäftigt, dass die moralischen und rechtlichen Aspekte in seinen Überlegungen immer weniger Platz fanden. Dass er im Begriff war, nicht nur deutsche Gesetze zu brechen, sondern auch an den fundamentalsten Grundsätzen der deutschen Verfassung zu rütteln, hatte er längst verdrängt. Er hatte nur noch das Resultat der Operation vor Augen.
Zentrale des Bundesnachrichtendienstes, Berlin, Deutschland
Der Leiter des BND stand mit einem freundlichen Lächeln auf, ging um seinen massiven Schreibtisch herum und schüttelte seinem Besucher herzlich die Hand. „Guten Tag, Herr Röder.“
„Guten Tag Dr. Klaasen. Wer denkt sich eigentlich immer diese Decknamen aus?“
Klaasen schmunzelte. „Normalerweise der Computer, aber in diesem speziellen Fall habe ich ihn selbst gewählt und die Verbindung zu Ihnen ist nirgendwo im System hinterlegt. Gefällt er Ihnen nicht?“
Röder verzog seine Mundwinkel etwas, erwiderte aber nichts.
„Das nächste Mal können Sie sich selbst einen aussuchen. Setzen wir uns.“ Klaasen wies mit einer einladenden Geste auf seinen Besprechungstisch. „Der Raum ist sauber. Es wird auch nichts aufgezeichnet werden.“
Röder lächelte und nickte. Er glaubte seinem Chef natürlich kein Wort, dazu war er schon lange genug im Geheimdienst.
„Bedienen Sie sich.“ Klaasen nickte zu den Flaschen und Kannen auf seinem Tisch. „Und, wie weit sind Sie gekommen? Können die USA auf ihren Partner bauen?“
Röder holte tief Luft und stieß sie geräuschvoll durch die Nase aus. „Das war wirklich eine verdammt harte Nuss, die Sie mir gegeben haben, da hatten Sie recht gehabt. Aber ich habe sie geknackt, Dr. Klaasen“, antwortete er nickend. „Wir sind bei dem großen Spiel dabei.“
Klaasen gratulierte sich insgeheim zu seiner Wahl. Röder war genau der Richtige. „Na dann schießen Sie mal los.“ Klaasen lehnte sich bequem zurück und sah seinen Gegenüber erwartungsvoll an.
Röder begann seinen Plan ausführlich darzulegen. Er sprach frei, ganz ohne Aufzeichnungen. Auf dieses Treffen hatte er sich tagelang vorbereitet, seinen Vortrag mehrfach laut zu sich selbst sprechend gehalten und dabei alle, seiner Ansicht nach möglichen Zwischenfragen und Einwürfe seines Chefs ausführlich beantwortet. Als er nach über einer halben Stunde geendet hatte, herrschte eine gespannte Stille in dem großen Büro. Er war seltsamerweise nicht einziges Mal unterbrochen worden. Keine Fragen, keine Einwände, keine Kritik, nichts. Röder war sich plötzlich gar nicht mehr sicher, dass Klaasen seinem Plan positiv gegenüber stehen würde. Er erwartete auf einmal Zweifel, moralische oder rechtliche Gegenargumente, vielleicht sogar eine kategorische Ablehnung. Aber mit der Reaktion, die nun folgte, hatte er nicht gerechnet.
„Das wird teuer“, murmelte Klaasen und nickte dabei kaum merklich vor sich hin. „Verdammt teuer.“
Röder fühlte, wie ein leichtes Prickeln seinen Rücken herunter rieselte und sein Herz für eine Sekunde auszusetzen schien. Sie würden es tatsächlich machen!
Militärisches Sperrgebiet an der Ostseeküste bei Putlos, Deutschland
Die Dockanlage war neu, die ganzen Gebäude und die U-Boot-Halle waren neu, die zweistufigen Sicherheitsanlagen mit Stacheldrahtzäunen, Hundelaufweg, elektrisch geladenem Zaun und lückenloser Videoüberwachung waren neu. Alles wurde innerhalb der letzten Monate aus dem Boden gestampft, vor knapp zwei Wochen fertig gestellt und ohne größeres Zeremoniell in Betrieb genommen. Bewacht wurde dieses, in einem militärischen Sperrgebiet der Heeresflugabwehr gelegene Areal von einer privaten Sicherheitsfirma, deren für diese Anlage vorgesehenen Mitarbeiter vorher vom BND und vom Verfassungsschutz eingehend überprüft wurden.
In der U-Boot-Halle stand in dieser Nacht ein Mann etwas abseits im Schatten einiger hoher Stapel aus Frachtkisten und beobachtete das Geschehen am Becken. Er war mittelgroß, mit dunklen Haaren, glatt rasiert und leger gekleidet. Einige Männer in blauen Overalls standen schweigend am Rande des hell erleuchteten Kais und blickten erwartungsvoll auf das dunkel schimmernde Wasser vor ihnen. Plötzlich wurde das Wasser im Becken immer unruhiger, es fing an zu verwirbeln, große Luftblasen kamen an die Oberfläche und zerplatzten und dann tauchte ein
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