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Unnatural History

Unnatural History

Titel: Unnatural History Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Green
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Festung mit tödlichen Stahlsplittern, die sich in das Mauerwerk gruben und die Fensterscheiben zersplitterten. Obwohl es die innere Begrenzungsmauer nur um wenige Meter verfehlte, verdampfte die plötzliche Hitze den Inhalt des zweiten, sich im Inneren befundenen Behälters. Der dabei entstandene Dampf kroch durch den Graben und über die Mauern der altertümlichen Befestigungsanlage, in Form eines schweren tiefhängenden Nebels.
    Zum Sirenengeheul gesellte sich nun noch der misstönende Klang der Alarmglocken des Gefängnisses und verbreitete allgemeine Panik.
    Die zweite Bombe schlug durch das Dach des Krankentraktes und brachte jedes Fenster des Gebäudes zum Platzen, als sie irgendwo zwischen der ersten und zweiten Etage explodierte und viele der hilflos in den Betten liegenden Kranken tötete oder verstümmelte.
    Ein drittes Objekt – es maß ganze vier Meter im Durchmesser – wurde in die sich aufheizende Luft entlassen und prallte in den nordöstlichen Wehrturm des White Towers, zertrümmerte dessen Bleikuppel und riss die Wetterfahne aus dem siebzehnten Jahrhundert mit hinab, welche direkt vor die massiven Hochsicherheitstüren von Block W segelte. Der stabile steinerne Torbogen, der den Eingang zu den alten Baracken markierte, lenkte die Druckwelle der Detonation direkt zum Gefangenentrakt um. Sie zertrümmerte die Tür zum Insassenblock und schleuderte alles darin umher wie ein Puppenspiel; gefolgt von einem gewaltigen Feuerball. Die erschütternde Wucht der Explosion fegte über den Hof und spielte Bowling mit den Gefangenen, dabei wurden einige der Männer von den stacheligen Schrapnellen dieses grausigen Gerätes aufgespießt.
    Die Inhaftierten flohen in alle Richtungen, einige aus purer Panik, doch viele hatten registriert, dass ihre Roboterwächter keine Reaktion mehr von sich gaben und ergriffen sogleich die Gelegenheit zur Flucht, indem sie den Maschendrahtzaun erklommen oder sich durch die nun unbewachten Tore drängelten.
    Nebel drang aus der zerstörten Fassade des Krankentraktes, waberte unaufhaltsam über den Hof und durch den Maschendrahtzaun, der den Drill- und Übungsplatz umgab. Die Wolke legte ihren Würgegriff sanft um die verzweifelten Inhaftierten, bis sie kaum mehr ihre eigenen Hände vor den Augen sehen konnten und ihre Leidensgefährten nicht mehr als verwischte, graue Gestalten inmitten des blendenden Scheinwerferlichtes waren.
    Unter ihnen befanden sich auch Gefängnisaufseher, welche sich im Gegensatz zu ihren Roboterkollegen noch bewegen konnten, aber der ätzende dunkle Qualm raubte ihre Identität und stellte sie den Gefangenen gleich – ein neuer Status quo, erschaffen durch simple Gewalt. Unangenehmerweise roch der Nebel nach verdorbenem Fleisch, kombiniert mit der schwachen Süße von Anis …
    Die Männer husteten sich die Seelen aus dem Leib, würgten, als sie den Dunst inhalierten. Der Nebel lag heiß und feucht in ihren Kehlen.
    Dann wich der quälende Husten einem gelähmten Schütteln, das die Körper von Gefangenen und Wärtern gleichermaßen unter qualvollen Krämpfen ergriff, Hände verwandelten sich in starre Krallen, Augen quollen hervor und lilafarbene Venen wanden sich unter der Haut. Während die Männer verzweifelt nach Sauerstoff rangen und dabei noch mehr vergiftete Luft einatmeten, setzte ihre grauenvolle Verwandlung bereits ein.
     
    Dr. Wilde beobachtete das Chaos um den Tower durch die dicken Gläser einer Gasmaske.
    Die Mauern von Londons Hochsicherheitsgefängnis und Justizvollzugsanstalt waren durchbrochen worden und jene, die noch darin eingeschlossen waren, wurden Opfer einer Verwandlung, die sie zu einer Streitmacht von Berserkern mutieren ließ, welche die Hauptstadt in die Knie zwingen würde. 
    »Dr. Wilde!« Nash kam auf die Festungsmauer hinausgestürmt. »Der Tower wird angegriffen!«
    Wilde wandte sich zu ihm um. »Ist das so?«, entgegnete er. Seine Stimme klang dumpf unter der gummiartigen Schnauze der Gasmaske hervor.
    Nash begegnete ihm mit fassungslosem Blick. Das Gesicht des Assistenten wurde vor Angst kreidebleich. »Da findet ein Ausbruch statt, Sir! Und zwar im ganz großen Stil!«
    »Ich würde es lieber als Freisetzung bezeichnen.«
    »Was wollen Sie damit andeuten? Dr. Wilde …« Der Rest seiner Worte ging im Gebrüll von Motoren unter. Der aufgeschreckte junge Mann wandte seinen Blick nach oben und sein Antlitz wurde noch eine Spur fahler, als er sich der enormen Größe des Luftschiffes über seinem Kopf bewusst

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