Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unnatural History

Unnatural History

Titel: Unnatural History Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Green
Vom Netzwerk:
Pförtnerhaus des Middle Towers. Sie trugen noch immer die Kluft der Gefangenen oder die der Aufseher, doch durch ihre sich ausdehnenden Körper waren die Kleidungsstücke nun aufgeplatzt und eingerissen. 
    Eine haarige Bestie an vorderster Front des Schlägertrupps – auf dem nacktem Oberkörper schimmerte unter der dicken Matte seines orangenen Pelzes das verblichene blaue Tattoo eines Totenkopfes durch – erhob sich auf die Hinterbeine und brüllte seine wilden Absichten in Richtung der weitläufigen Hauptstadt.
    Ein kleines rotes Licht blinkte auf dem eisernen Kragen auf, der um seinen Hals befestigt war. Mit einem urzeitlichen Wutgebrüll, das seine haiähnlichen Zähne entblößte, führte der Affenmann den degenerierten Stamm westwärts in die Stadt hinein.
     
    Der Silver Phantom fuhr um eine Kurve vor dem Tower und jagte die Byward Road entlang. Nachdem sie über die Brücke gesprungen und durch die Barrieren auf der anderen Seite gekracht waren, erreichte das Auto mit seinen durchgerüttelten Passagieren den Tower, während der Zeppelin das Gefängnis überquerte. Es war ihnen schnell klar geworden, dass es nichts gab, was sie tun oder ändern konnten, um die Katastrophe um das Gefängnis zu verhindern. Stattdessen jagten sie weiter. Ulysses wollte die Chance ergreifen, einen Vorsprung rauszuholen und die Behörden am Hyde Park vor der drohenden Gefahr zu warnen. Dann, plötzlich, hatte er eine neue Idee.
    »Nimrod, halt den Wagen an!«, befahl er. Sein Butler reagierte augenblicklich und trat hart auf die Bremse. Der Phantom schlingerte und kam auf der Byward Street westlich des Towers zum Stehen. Ein dampfbetriebener Gemüsewagen hupte, als Nimrod die Straße blockierte. Ulysses sprang heraus und rannte zum Kofferraum des Wagens.
    »Sir, glauben Sie wirklich, dass dies der richtige Zeitpunkt ist?«, rief ihm Nimrod aus dem Fahrerfenster zu. Unterdessen hopste Simeon auf dem Rücksitz in unbeherrschter Aufregung auf und ab.
    Ulysses öffnete den Kofferraum und stöberte hektisch in dem Durcheinander aus Gegenständen umher, das sich im Heck seines Wagens angehäuft hatte. »Ich versuche, uns einen Vorsprung zu verschaffen«, gab er zurück, zerrte eine Abdeckplane hervor und wühlte unter dem Reserverad herum. Das Luftschiff flog nun direkt über sie hinweg, entfernte sich in westlicher Richtung und steuerte unaufhaltsam auf das Zentrum der Hauptstadt zu.
    »Sir, ich glaube nicht, dass wir etwas dabei haben, das einen Zeppelin aufhalten kann«, gab Nimrod mit düsterer Endgültigkeit in der Stimme an.
    »Ich habe nicht vor, ihn zu bremsen.« Ulysses fand endlich, wonach er gesucht hatte. »Ja! Ich wusste doch, dass es hier irgendwo war!« Er hievte einen schweren Metallzylinder heraus.
    »Oh nein, Sir, Sie meinen doch nicht …«
    »Mach dir um mich keine Sorgen«, sagte Ulysses, schloss die Heckklappe und schenkte Nimrod ein teuflisches Grinsen. »Ich sagte es dir schon einmal: Ich mache es so, wie es gerade passt. Du solltest dir lieber Sorgen darüber machen, den Hyde Park vor dem Zeppelin zu erreichen. Finde Allardyce oder wer auch immer da im Dienst ist. Warne ihn. Sag ihm, die Queen ist in Gefahr. Hier«, er griff in seine Manteltasche und reichte ihm sein ledernes Kartenetui, »das wirst du eventuell brauchen. Geh jetzt!«
    Nimrod stellte den Auftrag nicht infrage, sondern vertraute den Instinkten seines Arbeitgebers vollkommen. Er brauste davon und hinterließ eine Wolke aus Autoabgasen.
    Während Nimrod, Simeon und der Phantom in Richtung Hyde Park und den dort stattfindenden Festlichkeiten rasten und der Zeppelin von Darwinian Dawn in Fluggeschwindigkeit auf ihn zukam, klemmte Ulysses seinen Stock unter den Hosengürtel, bevor er den mattgrauen Lauf des Abschussgeräts auf seine Schulter hievte. Er spannte seine Schulter an, um die richtige Position zu finden, während er dem herannahenden Luftschiff entgegenblickte.
    Ulysses schloss seine Augen und atmete tief ein. Er stieß den Atem beherrscht wieder aus und peilte an. Er verlangsamte bewusst seine Herzfrequenz und beruhigte sein aufgewühltes Adrenalinsystem, eine Technik, die er bei den Mönchen von Shangri-La erlernt hatte. Währenddessen schrie sein sechster Sinn, die permanenten Kampf- oder Fluchtimpulse ließen seine Nerven tanzen, wie ein Versuch, ihn auf das Kommende vorzubereiten.
    Ulysses hatte das Heck der Gondel im Fadenkreuz. »Ruhig«, ermahnte er sich und ließ das Luftschiff noch etwas näher kommen. »Ganz ruhig.«
    Er

Weitere Kostenlose Bücher