Unnatural History
Affenmann den Herausforderer in die Höhe. Mit einem gutturalen, vor Anstrengung beinahe völlig abgewürgten Brummen neigte er sich zurück und warf Simeon über seine Schulter. Beide fielen zu Boden und Simeons Griff lockerte sich. Einen Moment später waren die beiden Kontrahenten schon wieder auf den Füßen, einen Kreis um sich bildend – die anderen Affenwesen waren zurückgewichen oder hatten innegehalten, um zu gaffen – wie ein Pärchen preisboxender Hilfsarbeiter, bereit für die nächste Runde.
Mit großem Gebrüll, das all ihre Aggressionen widerspiegelte, prallten der Neandertaler und der Affenmann erneut aufeinander. Die beiden verrohten Ringer traten, schlugen und hieben aufeinander ein, bissen sich bis aufs Blut. Ihre Kräfte schienen sich ebenbürtig zu sein – der eine ein degenerierter Serienmörder und Menschenfresser, der andere ein gezähmtes Produkt des sinisteren Ehrgeizes eines wahnsinnigen Professors.
Der Affenmensch schaffte es, unter Simeons Deckung zu gelangen und grub seine Zähne in die Seite des Neandertalers. Als Reaktion darauf schlug Simeon dem Wilden auf den Kopf, seine gewaltigen Hände zu keulenähnlichen Fäusten geballt. Der Neandertaler drehte dem Monster einen rotbepelzten Arm auf den Rücken, bis irgendetwas darin brach, wohingegen der Affe einen Fuß auf dem Zwerchfell Simeons platzierte und zutrat, mit einem dröhnenden Kreischen wie von einem Pavian in absoluter Rage.
Simeon krachte mit dem Hinterteil voran zu Boden und spürte, wie sich etwas Scharfes schmerzhaft in seinen Rücken grub. Er griff nach hinten, seine Hände schlossen sich um das grob quaderhafte Objekt, als der Affenmann, dem bereits Blut aus verschiedenen Schnitten und Abschürfungen sickerte, gegen ihn sprang, bereit, ihn ein für alle Mal zu erledigen.
Der Neandertaler holte weit aus und schlug dem Affenmann die übel zugerichtete Kontrollbox gegen den Schädel. Die Wucht ließ den Angreifer völlig verblüfft zur Seite straucheln. Bevor er sich wieder besinnen konnte, war Simeon auf den Beinen, die metallene Box nun mit beiden Händen fest umklammert und über seinem Kopf erhoben. Mit einem einzigen kraftvollen Hieb ließ er den Klumpen aus Metall und Elektronikteilchen mitten auf den Schädel des Affen krachen. Ein feucht klingendes Knacken erklang und der zurückentwickelte Straftäter plumpste reglos auf den aufgewühlten Rasen. Nur um sicher zu gehen, hieb der Neandertaler noch einmal auf ihn ein.
Simeon riss sich die zerschmetterten Überbleibsel des verschmutzten Hemdes vom Rücken. Überwältigt von seinen eigenen Gefühlen roher Befriedigung, platzierte er einen Fuß auf dem Leichnam des besiegten Anführers der Kreaturen. Er heulte in unverhohlener barbarischer Freude und trommelte sich erneut auf die Brust. Sein Grölen schallte durch den dunkler und dunkler werdenden Park.
Das verbliebene Affenpack war erstarrt. Dann antworteten die degenerierten Flüchtlinge mit einem johlenden Getöse, hießen ihn als ihren neuen Anführer willkommen.
Mit einer ausholenden Armbewegung signalisierte Simeon der Sippe, ihm zu der funkelnden Konstruktion des neuen Crystal Palace zu folgen.
Ulysses duckte sich, als ein weiteres Fenster durch Gewehrfeuer zersplitterte. Er umklammerte das Steuerrad fest mit beiden Händen – so fest, dass er den nagenden Schmerz in seiner rechten Schulter erneut zu spüren bekam – und stemmte sich fest gegen den Boden des Flugdecks, während der Zeppelin dem Crystal Palace immer näher kam.
Plötzlich zerrte etwas an seinem Bein. Es war Jago Kane.
»Wir sind auf dem besten Weg zu sterben, nicht wahr?«, stieß er keuchend zwischen blutigen Lippen hervor.
»Das ist mit Sicherheit deine Intention«, gab Ulysses säuerlich zurück. »Ich für meinen Teil habe nicht vor, mit diesem sinkenden Schiff unterzugehen.«
»Hör zu, ich weiß, was du von mir denkst«, hustete Kane und mehr Blut sprudelte hervor, »und du weißt, was ich von dir halte. Ich würde unseren Moralkodex sogar als … nicht kompatibel bezeichnen.«
»Moralkodex? Du?« Ulysses lachte beinahe auf.
»Hör einfach zu, du arroganter Scheißkerl!« Kanes Stimme klang so kalt und klar wie Eis. »Wenn du hier lebend rauskommst, ist derjenige, den du wirklich willst, Uriah Wormwood.«
»Wormwood? Was meinst du damit?«
»Er ist der Mann hinter allem. Wer sonst hat die Macht und den Einfluss, etwas wie das hier unbemerkt aufzubauen?«
»Warum sollte ich dir irgendetwas von dem, was du mir
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