Unnatural History

Titel: Unnatural History Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Green

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Augen nie wirklich ein junger Mann gewesen, schon damals nicht, als er noch ein Kind war, welches im Mayfair-Stadthaus der Familie aufwuchs.
    »Oh, Nimrod«, fiel ihm plötzlich ein, woraufhin sich sein Butler nochmals umwandte. »Ist Barty schon eingeschlafen?«
    »Ja, Sir. Ich habe ihm sein altes Zimmer vorbereitet.«
    »Gut. Ich glaube, dass er für die nächste Zeit erst einmal bei uns bleibt. Nur so lange, bis wir dieses ganze Chaos beseitigt haben. Zu seiner eigenen Sicherheit, verstehst du?«
    »Wie Sie wünschen. Und nun, wenn es Sie nicht stört, Sir?«
    »Überhaupt nicht, Nimrod. Geh zu Bett.« Ulysses richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Zeitung vor sich.
    Der Butler wandte sich um, um sich zu entfernen.
    »Oh, wenn ich dir noch diese eine Frage stellen dürfte?« Ulysses sah erneut von seiner Lektüre auf. Einmal mehr hielt Nimrod inne, ein nasaler Seufzer entwich seinen bebenden Nasenflügeln.
    »Wie kommt Simeon in der Stiefelkammer zurecht?«
    »Sie meinen den Affenmann, Sir?«
    »Exakt, Nimrod, unseren Gast. Hat er schon davon abgesehen, die Schuhpolitur zu verzehren?«
    »Ich habe vorsorglich die letzten Dosen konfisziert, so dass ich Standards aufrechterhalten und die Schuhe weiterhin in gutem Zustand halten kann, Sir. Aber gewiss, der Affe hat es sich dort gemütlich gemacht, Sir.«
    »Aber aber, Nimrod, er ist doch kein simpler Affe. Eher ist er ein Vorfahr der menschlichen Rasse. Die Stiefelkammer liegt deinem Raum gegenüber, nicht?«
    »Exakt, Sir. Es schien, als sei die Remise nicht nach seinem Geschmack gewesen, obgleich es ein weitaus besserer Aufenthaltsort für ihn war, als jener, in dem wir ihn aufgestöbert hatten.«
    »Ich glaube, du hast einen neuen Freund gewonnen, Nimrod.«
    »Hmm«, gab der Butler unverbindlich zurück, »ich denke, dass man sich seine Freunde selbst aussuchen sollte, Sir. Nur mit der Wahl der Familie verhält es sich leider anders.«
    »Nun, ich glaube, gewissermaßen gehört er durchaus zur Familie. Stell dir einfach vor, er wäre ein entfernter Verwandter«, entgegnete Ulysses mit einem Lächeln.
    »Wie amüsant, Sir. Wissen Sie schon, wie lange unser Gast uns mit seiner Anwesenheit … beehren … wird, Sir?«
    »Für eine absehbare Zeit, würde ich sagen.«
    »Sehr gut, Sir«, räumte Nimrod verdrießlich ein. »Darf ich noch fragen, weshalb Sie darauf bestehen, den Primaten Simeon zu nennen, Sir?«
    »Der Name schien mir gut zu ihm zu passen. Und abgesehen davon, falls er einmal Teil der feinen Gesellschaft werden soll, braucht er schließlich einen Namen, oder? Er wird ihm dabei helfen, etwas – wie heißt das Wort, nach dem ich suche? – zivilisierter zu erscheinen.«
    »Ich möchte anmerken, dass er ebenfalls noch etwas zivilisierter erscheinen würde, Sir, wenn ich ihn davon überzeugen könnte, Kleidung zu tragen. Mrs. Prufrock schneiderte explizit zu diesem Zwecke einen alten Anzug ihres Gatten um. Nun, wenn Sie sonst nichts mehr haben?«
    »Nein, ich denke, das war alles. Verzeih, dass ich dich aufgehalten habe. Du solltest dich zur Nachtruhe zurückziehen. Auch ich werde nicht mehr lange aufbleiben. Ich muss mich nach unserer aufregenden Nacht in der Oper etwas entspannen.«
    »Das verstehe ich, Sir. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht, Nimrod.«
    Der Butler zögerte einen Moment. Er blickte zu dem riesigen Porträt hinauf, das über dem Kaminsims hing, und ein entrückter Blick lag in seinen stechenden, saphirblauen Augen. Nie zuvor hatte Ulysses ihn so verletzlich und offenherzig gesehen.
    »Was beunruhigt dich, Nimrod?«
    »Ich habe nur nachgedacht, Sir. Sie gleichen Ihrem Vater so sehr.«
    »Allerdings, das wurde mir schon öfter gesagt.«
    Nimrod drehte sich um und verließ das Studierzimmer. Ulysses wandte sich erneut der Zeitung zu, die vor ihm auf dem Tischchen lag. Aber er war zu abgelenkt, da seine Gedanken zu Simeons Art zurückkehrten und darüber hinaus zur Menschheit in ihrem evolutionstechnischen Kontext abwanderten. Es war in der Tat irgendwie seltsam, sich in solch unmittelbarer Nähe zu dem eigenen Vorfahr zu befinden.
    War Simeon schon immer das gewesen, was er darstellte, ein Beispiel für die einst vergessen geglaubten Stämme der Urmenschen, die noch immer in den abgelegensten Gegenden der Welt existierten? Oder war er nur das unglückselige Resultat eines von Galapagos’ teuflischen Experimenten, wenn man bedachte, was dem Professor selbst widerfahren war? Wie es schien, gab es keinen Weg, das herauszufinden; und, wenn