Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unnatural History

Unnatural History

Titel: Unnatural History Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Green
Vom Netzwerk:
»aber da du das Thema ja selbst anschneidest … wenn du mir etwas Geld besorgen könntest – betrachte es lediglich als geliehen – würde ich eine Überfahrt auf einem Lunar Liner erwerben und würde dir zumindest nicht mehr im Wege stehen, Bruderherz.«
    »Und was genau würdest du auf dem Mond wollen?«
    »Ich habe dort ein paar Jobangebote im Visier, eins draußen in Serenity und ein paar andere möglicherweise auch in Luna Prime. Du weißt schon, durch den Freund eines Freundes und so was in der Art.«
    »Ja, ich weiß in welcher Art. Außerdem kenne ich die Sorte von Leuten, die du kurioserweise Freunde zu nennen pflegst.«
    »Fang nicht schon wieder damit an, Ulysses.«
    »Nun, du sagst es. Wenn du schon nicht fähig bist, auf dich selbst aufzupassen, wer sonst sollte das wohl tun, wenn nicht ich?«
    »Du bist nicht unser Vater.«
    Ulysses hielt einen Moment inne, der Gegenschlag seines Bruders hatte ihn eindeutig auf dem falschen Fuß erwischt. »Ich weiß.«
    »Also, wie ist dein Dinner?« Offensichtlich fühlte sich Bartholomew erneut unwohl und versuchte, das Thema zu wechseln.
    »Nun, der warme Salat mit gerösteter Ringeltaube in schwarzer Trüffelsauce war kaum lauwarm und das Täubchen bei weitem nicht so zart, wie ich es bevorzugt hätte. Der Wein schmeichelt nicht gerade meinem Gaumen, die Begleitung ist ertragbar. Lass uns hoffen, dass sie zumindest für das Dessert etwas Besonderes auftischen. Wenngleich, was auch immer das Endresultat dieser allumfassenden Erfahrung in Sachen Speiseaufnahme sein möge, ist mir schon jetzt unzweifelhaft klar, dass ich für diese Ausschweifung morgen erheblich büßen werde.«
    »Verzeih, dass ich gefragt habe«, jammerte Barty kläglich. Und schon war die unangenehme Stille zurück.
    Bis der Kellner ihre Teller fortgeräumt und ihre Weingläser aufgefüllt hatte, sagte keiner von ihnen ein Wort. Dann kam das Dessert. Ulysses’ Schokoladentorte war schon eher nach seinem Geschmack, obgleich er, gerade als er die letzte Gabel genossen hatte, sogleich bedauerte, sich für einen so fulminanten Nachtisch entschieden zu haben.
    Er legte das Gäbelchen nieder und blickte seinen Bruder an. Obwohl er der Jüngere von ihnen beiden war und trotz allem, was Ulysses bereits hatte durchmachen müssen, sah Barty verhärmter und vom Leben gezeichnet aus. Eine Haarlocke hatte sich gelöst und hing ihm ins Gesicht. Seine Schultern waren gebeugt, als ob das Gewicht der ganzen Welt auf ihnen lastete. Eine ungesunde Blässe lag auf seinem Gesicht und die rotgeränderten Augen offenbarten einen Mangel an Schlaf. »Wann hast du zum letzten Mal ein Gericht wie dieses hier zu dir nehmen können? Wenn ich es mir recht überlege, wann hast du das letzte Mal eine Nacht zu Hause in deinem Bett verbracht?«, fragte Ulysses.
    »Was kümmert es dich?« Barty war verärgert über den herablassenden Tonfall seines Bruders.
    »Natürlich kümmert es mich, du undankbarer Kerl«, seufzte Ulysses. »Wie dem auch sei, das Dinner sollte unserer Versöhnung dienen. Lass uns die Streitigkeiten beilegen. Ich habe schon genug Feinde auf dieser Welt, ohne dass ich meinen Bruder noch zu ihnen zählen möchte. Was geschehen ist, ist geschehen. Ohnehin ist kein wirklicher Schaden entstanden. Friede?«
    Ulysses streckte seine Hand über den Tisch. Bartholomew hingegen behielt seine mürrische Haltung noch ein wenig bei, ehe er nachgab.
    »Friede«, stimmte er schließlich zu, und sie gaben sich die Hände.
    »Dann lass uns die Rechnung begleichen, oder wir versäumen noch den ersten Akt der Vorstellung.«
    Ulysses winkte den Kellner herbei. »Darf ich Ihnen noch etwas bringen, Sir? Kaffee? Likör?«
    »Nur die Rechnung, bitte«, entgegnete Ulysses.
    »Äh, wo wir darüber reden.«
    Ulysses warf seinem Bruder einen vernichtenden Blick zu. »Geht wie immer auf mich«, Bartholomew entspannte sich sichtlich, »genau wie die heutige Vorstellung von Puccini. Nichts wie weg hier.«
     
    Nach dem Begleichen der Rechnung verließen die Gebrüder Quicksilver das Savoy und machten sich auf den Weg zum Covent Garden Opera House, um sich dort der Menge anzuschließen, welche auf die Nachtvorstellung von Madame Butterfly wartete. Die Oper dauerte über kaum erträgliche drei Stunden hinweg an, zum Ende hin zogen sich die beiden Brüder aus dem Zuschauersaal zurück, mit einer gewissen Vorstellung davon, wie man sich nach einem Gefängnisaufenthalt fühlen musste.
    »Wie fandest du es?«, fragte Barty, als sie über den

Weitere Kostenlose Bücher