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Unnatural History

Unnatural History

Titel: Unnatural History Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Green
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letztendlich gab es ein Haar weniger, das in seiner Suppe umher schwamm. Allzu schnell war Quicksilver zu einem Stachel im Fleisch des frischernannten Premierministers geworden. Wormwood nahm sein Whiskyglas, schnüffelte daran mit der typischen Raffinesse eines Connaisseurs, der die erleseneren Dinge des Lebens zu schätzen versteht, und führte es an seine Lippen. Erneut blickte er auf die Zeitung hinab.
    Direkt unterhalb der letzten Zeile des Leitartikels, der sich auf die wachsende Aufregung um die Vorbereitungen zum königlichen Jubiläum zentrierte, war eine Quelle direkt aus dem Haushalt der Queen angegeben worden, die belegte, dass die Monarchin höchstselbst einen unangekündigten öffentlichen Auftritt haben würde.
    Die Times hatte einen großen Wirbel um Quicksilvers Einsatz an den ›Kampfgehege-Vorfällen‹ veranstaltet. Wormwood nahm sich vor, dass dies eines der Dinge auf seiner Liste sein sollte, die er in Ordnung bringen würde, sobald sich die Möglichkeit ergab. Er konnte dieses ganze Heldengehabe mit seinen Beweihräucherungen und Lobpreisungen nicht ausstehen, mit denen die Presse sich so gern schmückte. Die Times war mutmaßlich einer der Stützpfeiler der britischen Gesellschaft, zusammen mit dem Nachmittags-Tee und Kricket, und das war der Maßstab, an welchem der Rest der Welt die eigenen Leistungen bewertete. In letzter Zeit erschien es Wormwood, als hätte das Blatt weniger Anspruch, dennoch blieb es die erste Wahl vor den anderen Schundblättern aus den Gossen der Fleet Street. Und sobald der Schlussakt in diesem Stück machiavellistischer Machenschaften – deren Regisseur und Hauptakteur er war – geschrieben wäre, würde sich ohnehin alles ändern.
    Die Nachwirkungen, welche die ›Kampfgehege-Vorfälle‹ wie ein Rattenschwanz nach sich zogen, klangen noch immer in den Zeilen der Kolumne mit. Einige der kleineren Saurier, die durch die Anschläge von Darwinian Dawn freigelassen worden waren, streiften noch immer in der Hauptstadt umher. Die letzte Pressenachricht diesbezüglich berichtete über eine sich fortpflanzende Kolonie von Pterodaktylen, welche aus ihrer Voliere ausgebrochen waren. Die flatternden Reptilien saßen seither wie die Hühner auf der Tower Bridge und attackierten die Passanten. Fragen waren laut und lauter geworden, was denn genau die Obrigkeit gegen dieses Problem zu unternehmen gedachte.
    Auch wurde berichtet, dass wohl Monate nötig sein würden, um die wichtigsten Reparaturarbeiten im Zoo abzuschließen, da die meisten Käfige komplett neu errichtet werden mussten. Die üblichen Schwarzmaler, die eifrig das Gerücht verbreiteten, dass dieses Debakel den Zoo in den Bankrott treiben würde, waren sich zudem absolut sicher, dass er bis auf Weiteres würde schließen müssen, sollte die Regierung die Eigentümer nicht finanziell unterstützen. In der Zwischenzeit sollte ein Großteil der Tiere, inklusive gewisser prähistorischer Ausstellungsstücke, in andere zoologische Einrichtungen des Landes gebracht werden, sogar bis nach Whipsnade und Longleat.
    Drei kurze Schläge erfolgten gegen Wormwoods Bürotür. »Herein.« Die Stimme des Premiers klang herrisch.
    Ein Roboter, dessen metallenes Fahrgestell so geformt und bemalt war, dass es schien, als trüge er den Anzug und das gestärkte weiße Hemd mitsamt dazugehörigem Kläppchenkragen eines Butlers, folgte augenblicklich seinem Geheiß.
    »Ja, Harcourt?«
    »Ihre Gäste sind eingetroffen, Mr. Wormwood, Sir«, tönte die automatische Hofschranze und pfiff dabei mechanisch.
    »Dann führe sie herein.«
    Der Roboterdiener verschwand und zog die Tür hinter sich zu. Wormwood lehnte sich in seinem Stuhl nach vorn, umfasste die Arme mit seinen porzellanhaften feingliedrigen Fingern, sodass die Knöchel hart und weiß hervorstachen. Für einen kurzen Augenblick lockerte er seinen Griff, um eine vereinzelte Haarsträhne hinter sein Ohr zu streichen.
    Die Tür öffnete sich und der unterwürfige Harcourt-Droide ließ die beiden Besucher ein.
    »Kitty, mein Liebes«, sagte Wormwood, »ihr seid – wie könnte ich es taktvoll ausdrücken – spät. Ich hoffe nur, dass Säumigkeit nicht zu deinen Gewohnheiten gehört, Kane.« Er nickte dem Aufrührer zu, der dies mit einem höhnischen Grinsen quittierte.
    Kitty Hawke, bis vor kurzem noch Geneviève Galapagos, Professor Ignatius Galapagos imaginäre Tochter, fixierte Wormwood mit ihren unergründlichen Pupillen, die Lippen zu einem streitlustigen Schmollmund

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