Unnatural History
Tat unglücklich.« Die Knöchel von Wormwoods Fingern wurden weiß, als er das Whiskyglas umfasste, und machten offensichtlich, was sein emotionsloser Tonfall zu verbergen suchte. »Nun, erzählen Sie mir etwas, das meinen Ohren mehr schmeichelt.«
»Wir sind noch immer in Besitz von einigen dieser Apparaturen, genug, um unsere Zielvorgaben für die Mission zu erreichen.«
»Nun, diese Neuigkeiten gefallen mir doch schon sehr viel besser. Haben Sie noch mehr, um mich ein wenig aufzuheitern?«
»Sie befinden sich derzeit bei den Einrichtungen in Limehouse, wo bereits Kanister mit der Zusammensetzung installiert wurden. Wir sind bereit, den letzten Schritt des Plans auszuführen.«
»Schon viel besser. So können wir also endlich auf zufriedenstellende Art und Weise fortfahren.«
Uriah Wormwood durchbohrte seine Leutnants mit nadelspitzem Blick. Beide begegneten ihm starr.
»Miss Hawke, Mr. Kane, wir sind drauf und dran, unseren Fingerabdruck in der Geschichte zu hinterlassen.« Er prostete ihnen mit seinem Glas zu. »Lasst uns nicht mehr zaudern; immerhin haben wir eine Verabredung mit dem Schicksal.«
Kapitel 19
Gefangene des Towers
»Und nun, Gentlemen, kommen wir zu dem Punkt auf unserer Tour, an welchem Sie sehen können, wie Ihr Geld uns bei unserer guten Arbeit helfen kann, welche wir hier für und im Namen des Empires verrichten.«
Der Stimme von Governor Colesworth lag ein Hauch ungekünstelten Enthusiasmus inne. Er legte eine Pause ein, als sich die solide Stahltür in der beinahe drei Meter dicken Wand hinter ihm schloss. Die Gruppe von Industriellen, Stahlwerkbesitzern, Landeigentümern und Geldhaien neigte sich erwartungsvoll nach vorn; eng geknöpfte Westen spannten sich über pralle Bäuche, die erst kürzlich an einem üppigen Buffet gefüllt worden waren.
»An dieser Stelle möchte ich Sie darauf hinweisen, dass eine Vielzahl der Insassen, denen Sie hier begegnen werden, und einige der technischen Einrichtungen, die wir benutzen, um sie zu kontrollieren, eine gewisse Bestürzung bei aufrechten und gottesfürchtigen Männern von empfindsamer Gemütslage auslösen können. Aber haben Sie keine Sorge, Sie befinden sich zu keiner Zeit in Gefahr. Pfleger und Wärter werden jederzeit anwesend sein und dafür sorgen, dass unsere Experimentalsubjekte an den ihnen zugewiesenen Plätzen bleiben.«
Colesworth drehte an einem großen Eisenrad, und mit einem quietschenden Ächzen schwang eine weitere schwere Tür auf. Zwei Pfleger, beide mit Elektroschockstöcken bewaffnet – die Batteriezellen, welche diese mit Strom versorgten, waren auf ihre Rücken geschnallt – standen beidseits des Eingangs. Stolz leitete der Governor seine Gäste in den Gewölbekeller dahinter.
Sie befanden sich in einem riesigen Raum inmitten des White Towers . Hier herrschte ein geschäftiges Treiben, sowohl unter den Insassen als auch unter den Pflegern, obwohl es auf den ersten Blick schwerfiel, die beiden Gruppen auseinander zu halten. Die Gefangenen trugen alle graue, unförmige, verschmutzte Overalls. Die Uniformen der Pfleger waren nicht besser, und die Gefängnisaufseher wirkten ebenso brutal und gewalttätig wie jene, mit deren Bewachung sie beschäftigt waren.
Die Besucher standen am Rande eines Balkons, der das gesamte Zellengewölbe kreisrund umschloss. Eine Treppe mit eisernen Stufen führte auf den mindestens drei Meter entfernten Kerkerboden hinab, eine zweite führte auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes wieder hinauf. Dort befand sich ebenfalls eine solide Eisentür. Während der frühen Jahre von Königin Victorias Regentschaft, als der Tower noch ein Museum und für Besucher geöffnet war, wurde dieser Raum dazu genutzt, kunstvolle Exponate aus dem Bereich der Waffenkunde aufzubewahren; nun jedoch erfüllte er erneut den Zweck, für den er einst gebaut worden war.
Einige der Besucher rümpften die edlen Nasen bei dem muffigen Dunst und dem Gestank im Gewölbe, doch sie alle starrten wie versteinert auf die umher watschelnden Monstrositäten hinab. Je länger sie dies taten, desto leichter fiel es ihnen, die Eingekerkerten von ihren Wächtern zu unterscheiden. Allen Gefangenen hatte man die Schädel rasiert. Einige von ihnen trugen Narben und den Schorf jüngerer Gefechte offen zur Schau. Auch hatte man ihnen eine dicke, eiserne Schelle um den Hals montiert. Diese metallenen Fesseln bewirkten, dass sie ihre Köpfe hoch erhoben trugen und den Aufmerksameren in der Besuchergruppe
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