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Unnatural History

Unnatural History

Titel: Unnatural History Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Green
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Straßennutte und perfekte Schauspielerin mit eigenen, revolutionären Vorstellungen.
    Er fragte sich, ob sie der mysteriöse Dieb war, weil sie bei ihrem ersten Treffen darauf bestanden hatte, ihn zum Natural History Museum zu begleiten, da sie nicht alleine zum Tatort zurückkehren konnte, um ihren Auftrag zu beenden und den gesuchten Code-Schlüssel zu finden.
    Es war ein riskantes Spiel, Kitty Hawke und der Darwinian Dawn den Zugriff auf Galapagos’ Daten zu gewähren, aber er stufte es als kalkulierbares Risiko ein. Er hoffte, er konnte sie stoppen, bevor es zum tödlichen Abschluss kam.
    »Was sagt deine Uhr, Nimrod?«, fragte Ulysses und zückte seine eigene Taschenuhr. »Lass uns die Uhren synchronisieren, okay?«
    »Neun Uhr genau, Sir«, gab der Hausdiener nach einem Blick auf die Uhr, die an der Armatur im Inneren des Fahrzeuges angebracht war, zurück.
    »Wunderbar. Exakt. Wie bei mir.« Ulysses blickte in den purpurfarbenen Himmel. »Ich kann mir vorstellen, dass die oberen Zehntausend nun gemütlich bei einem Aperitif zusammensitzen«, seufzte er aus tiefsten Herzen.
    »Hatte man Sie nicht auch zu den Feierlichkeiten im Hyde Park eingeladen, Sir?«
    »Ich wäre auch gern dort, wäre da nicht die Tatsache, dass ich beschlossen habe, tot zu sein. Doch dann müsste ich mir das alles hier entgehen lassen, nicht wahr?« Er warf einen Blick über die Schulter in das Innere des Phantom . Der Neandertaler kauerte grunzend auf dem Rücksitz. Ein tierisches Grinsen zeigte sich auf den zerknautschten Zügen seines beinahe menschlichen Antlitzes. »Abgesehen davon, nun beginnt der Spaß doch erst richtig!«
    »Sir, ich muss protestieren. Ich sollte Sie bei dieser Eskapade begleiten. Sie erinnern sich doch noch daran, was kürzlich alles passierte, als ich Sie Ihre eigenen Entscheidungen treffen ließ. Beinahe ertränkte man Sie, sprengte Sie in die Luft und ein sich in seine ursprünglichen Bestandteile zurückentwickelnder Professor der Evolutionsbiologie hätte Sie beinahe bei lebendigem Leibe verspeist.«
    »Aber du bist mein Fluchtfahrer«, sagte Ulysses. »Du bist mein Plan B.«
    »Ich verstehe wirklich nicht, warum Sie unbedingt darauf bestehen mussten, ihn mitzubringen«, grummelte Nimrod.
    »Denk doch mal daran, wie hilfreich er in der Bombenfabrik an der Waterloo war«, betonte Ulysses. »Ich bin davon überzeugt, dass er uns dabei helfen kann, die Dinge ein wenig – nun – aufzumischen. Es zahlt sich immer aus, ein kriminelles HQ mit ein paar Muskeln und einer Rückversicherung zu betreten.«
    Nimrod widersprach nicht weiter und begnügte sich damit, seinen Arbeitgeber mit einem vernichtenden Blick zu durchbohren.
    »Abgesehen davon hast du dich vortrefflich mit ihm zusammengerauft. Du solltest mit dir selbst einmal zufrieden sein, Nimrod. Ich glaube, dein Freund hier sieht in Anzug und Krawatte sicherlich unheimlich schneidig aus.«
    »Nun …«
    »In Null-Komma-nichts wirst du ihn dazu bringen können, seinen Earl Grey aus einer Tasse zu trinken, anstatt vom Unterteller.«
    Nimrod seufzte ermüdet auf. Ulysses öffnete vorsichtig die Tür.
    »Es wird Zeit, dass ich unter die Lebenden zurückkehre!«, erklärte er in übertriebener Selbstdarstellung. »Halte die Motoren am Laufen. Wir sind zurück, ehe du dir einen doppelten Windsor knoten kannst, warte es nur ab.«
     
    »Bleib hinter mir und versuche, nichts anzustoßen«, wies Ulysses seinen Neandertalerkompagnon mit einem Flüstern an. Sie befanden sich nun innerhalb eines dunklen, überaus engen Raumes des Lagerhauses, zu welchem sie sich durch ein verlassenes Vorarbeiterbüro und dank einer Brechstange Zutritt verschafft hatten. Schwergewichtige, verrostete Kadaver toter Maschinen kesselten sie ein. Dem Blinken des Scanners zufolge, befand sich ihr Ziel knapp hundert Meter weiter im Inneren.
    Simeon sah, gekleidet in einem umgenähten Anzug von Mr. Prufrock, wie ein sehr eigentümliches Tier aus. Die Anzugknöpfe spannten über der breiten Brust des Neandertalers. Er hockte hinter einen rostigen Frachtkran. Barfuß wirkten seine Zehen wie menschliche Finger. Er trug ein sauberes weißes Hemd und eine von Nimrods schwarzen Krawatten, welche der Butler ihm gebunden hatte. Seine strähnigen Dreadlocks waren geschnitten und gekämmt worden, bevor sie eingefettet in die gleiche Form gebracht wurden, die Nimrod bevorzugte.
    Ulysses grinste. Es sah so aus, als würde Nimrod bald einen Assistenten haben, der ihm die häuslichen Pflichten im Haushalt der

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