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Unscheinbar

Unscheinbar

Titel: Unscheinbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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er hinter dem Fels hervorkam.
    Unbezahlbar.
    Und wie sie jetzt so hübsch den Abhang hinunterkullerte. Solange sie auf ihr Genick achtete. Es wäre zu schade, wenn er eine seiner Spielfiguren auf den letzten Metern noch verlieren würde.
    Bald darfst du sterben, Kleine. Bald. Aber jetzt noch nicht.
    Gut. Das war genug Belustigung. Er wandte sich vom Tatort ab und eilte davon.
     
    Ein lauter Schrei liess Ben aufhorchen. Nachdem er sich reichlich unsanft den Weg freigeschafft hatte, hatte er Emma bereits aus den Augen verloren. Er war an die Ecke gekommen, um die der Mann und Emma verschwunden waren. Obwohl der Weg dahinter ziemlich übersichtlich war, konnte er die beiden nirgendwo entdecken. An dieser Stelle gab es aber keine andere Möglichkeit, als geradeaus zu gehen. Also rannte Ben bis zu der Weggabelung. Zwei Wege führten nach unten. Der dritte kam weniger einem Weg, als einem Trampelpfad gleich. Er schlängelte sich gefährlich nahe am Abgrund und genauso beunruhigend nahe an einer steilen Felswand entlang ins Nirgendwo. Ben zögerte nicht lange. So, wie die Dinge lagen, konnte es nur einen Weg geben und das war bestimmt nicht der einfachste.
    Er steuerte direkt auf den gewundenen Pfad zu.
    Aufmerksam spähte er durch die Bäume. Er versuchte an den Felsen und Bäumen vorbeizusehen, die den Blick immer wieder versperrten.
    Mit Erfolg. Nach einigen Metern entdeckte er eine Bewegung.
    Ein ganzes Stück von ihm entfernt tauchte etwas zwischen den Bäumen auf, verschwand dann aber wieder.
    Ben war sich sicher. Das war Emma. Dunkelbraune Jacke. Die Farbe stimmte.
    Im nächsten Augenblick hörte er den Schrei.
    Emma.
    Es kam Bewegung in den Abhang.
    Ben sah zu, wie ein Körper den Hang hinunter stürzte. Da entdeckte er aber auch noch etwas anderes. Er erhaschte einen kurzen Blick auf einen grauen Jackenzipfel, der zwischen den Bäumen verschwand. Dann tauchte auch der Rest der Jacke auf, zusammen mit der tief sitzenden Kappe.
    Blitzschnell bewegte er sich vorwärts.
    Ben rannte los. Obwohl sich der andere zügig bewegte, schien es, als käme Ben ihm immer näher.
    Bis er zu dem Felsen kam. Ben musste anhalten. Langsam umrundete er den Fels. Auf der anderen Seite blieb er stehen. Er musste sich erneut den Überblick verschaffen.
    Unter ihm: Emma. Weiter vorne: Wahrscheinlich der Ursprung allen Übels. Fast zum Greifen nah.
    Was nun? Hielt sie es durch? Bekam er ihn zu fassen? Wenn er ihn nicht fassen konnte und Emma ihn sofort brauchte, hätte er beide verloren.
    Der Mann war gefährlich. Flink und gewieft. So wie er sich bewegte, fühlte er sich im Wald heimisch. Er war Ben gegenüber im Vorteil. Jetzt kopflos hinterherpreschen, würde womöglich mehr schaden als helfen. Zuerst darüber nachdenken. Einen Plan zurechtlegen. War es nicht das, was diesen Kerl so überlegen machte? Er schien immer einen Plan zu haben. Immer etwas in der Hinterhand. Er war wie ein Chamäleon. Anpassungsfähig. Ihn mit seinen Waffen schlagen. Das konnte hinhauen.
    Die Gedanken ratterten innert weniger Sekunden durch Bens Gehirn.
    „Hol ihn dir!“
    Die Stimme war rau. Sie wirkte ausser Atem. Ein hässlicher Husten schüttelte sie. Aber sie lebte und war bei Bewusstein.
    Ben richtete den Blick nach unten. „Bist du okay?“
    „Ja! Ich komme klar. Ben, schnapp ihn dir. Er ist so nahe. Das schaffen wir nie wieder!“
    Trotz seiner vernünftigen Überlegungen, setzte er sich in Bewegung. Er eilte den Pfad entlang, zwischen den Bäumen hindurch, an den Felsen vorbei. Auf einmal glitt er aus. Ein Baumstamm verhinderte das Schlimmste. Ben prallte schmerzhaft mit dem Rücken dagegen, konnte sich so aber aufrecht halten und wieder ins Gleichgewicht bringen.
    Wie weit er gekommen war, wusste Ben nicht. Aber es spielte keine Rolle. Der Mann war weg.
    Das hatte keinen Sinn. Ben gab auf.
    Er kehrte an die Stelle zurück, wo der Felsbrocken im Weg lag. Wo Emma abgestürzt war.
    Verdreckt und keuchend kämpfte sie sich zurück nach oben. Sie griff nach einer freiliegenden Wurzel und zog sich hoch.
    „Sieht gut aus.“
    Emma hielt inne. Sie sah zu Ben hoch. Die Verachtung stand in ihr Gesicht geschrieben. „Danke. Wo ist deine Beute?“
    „Entwischt.“
    Eine Welle flammender Wut kochte in ihr hoch. Nicht, weil er ihn nicht zu fassen bekommen hatte. Er war so nah wie nie zuvor gewesen. Zum Greifen nah. Dennoch war er entkommen. Es hätte zu Ende sein können. Jetzt und hier. Stattdessen hing sie erneut in einer misslichen Situation. Und er war

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