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Unscheinbar

Unscheinbar

Titel: Unscheinbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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hatte ich die Hand auf der Handbremse, dann wurde alles weiss und irgendwie begann sich die Welt zu schnell zu drehen. Das macht keinen Sinn. Tut mir leid.“
    Etwas hilflos zuckte sie leicht mit der rechten Schulter.
    Ben allerdings wechselte einen vielsagenden Blick mit Walter.
    „Schon in Ordnung. Es kann durchaus Sinn machen.“ Walter trat ebenfalls an den Mini heran. "Ben sagte mir, dein Airbag sei aufgegangen.“
    Emma schaute in den Fahrerraum des Autos. Dort hingen die Reste des Sicherheitssystems schlaff und nutzlos herunter. „Das ist doch der Sinn der Sache, oder?“
    „Ja, aber beim Aufprall. Nicht vorher.“
    Es wurde immer verwirrender. Emma spürte, wie sich langsam ein leichter, stechender Schmerz in der Schläfe ausbreitete. „Wie, vorher?“
    „Dein Airbag explodierte, noch bevor dein Wagen richtig ausschlug. Es braucht massive Kräfte um einen Airbag auszulösen. Zuerst dachte ich, ich spinne, aber ich bin sicher, dass ich es gesehen habe. Emma, dein Airbag ging zu früh los. Viel zu früh.“
    „Ich hörte einen Knall. Eine Art Explosion. Dann wurde es weiss. Ist es möglich, dass das…“
    „...der Airbag war, ja. Weil er zu früh los ging, hast du die Kontrolle erst recht verloren und bist mit voller Wucht in den Fels gekracht.“ Um Bens Brustkorb wurde es eng, als die Bilder des Unfalls wieder in ihm aufstiegen. „Das du jetzt hier stehst, quasi unverletzt, das grenzt an ein Wunder.“
    Ohne, dass es ihm bewusst war, war Ben auf Emma zugegangen. Er stand jetzt so nahe bei ihr, dass er nur die Hand hätte ausstrecken müssen, um sie zu berühren.
    „Entschuldigung?“, Joschua räusperte sich lautstark. „Was ist hier eigentlich los? Weshalb wissen Sie so genau über den Unfall meiner Freundin Bescheid? Das klingt ja beinahe, als wären Sie dabei gewesen? Nur was suchten Sie dort? Und was wollen Sie eigentlich mit diesen Aussagen bezwecken? Von wegen der Airbag ging zu früh los. Sie behaupten, meine Garage arbeite stümperhaft. Aber wie mir scheint, fehlen Ihnen definitiv die Qualifikationen für solche Behauptungen.“
    „Sagt der, der mir unterstellt Gas und Bremse zu verwechseln. Ja, Joschua, er war bei mir. Und zwar ziemlich nahe.“ Ihr Tonfall klang eindeutig nach verletztem Ehrgefühl und Rache. Das hatte sie nicht gewollt, aber sie verlor immer mehr die Beherrschung.
    „Ach. Und weshalb haben Sie nichts unternommen, als Sie merkten, dass das Auto den Geist aufgab?“, gab Joschua bissig zurück.
    Ben musste sich zusammenreissen, was ihm seines Erachtens ziemlich gut gelang. „Ich war nicht im selben Fahrzeug. Ich fuhr hinter ihr her.“ Und an Emma gewandt fuhr er fort: „Ich würde dir empfehlen, die Garage deines Freundes zu verklagen. Walter schreibt dir gerne einen qualifizierten Bericht.“ Ben warf das Handtuch auf die Werkbank und verliess den Raum. Aber nicht ohne die Tür kräftig hinter sich zuzuschlagen.
    Emma zuckte leicht zusammen.
    „Na, das war eine erfreuliche Begegnung. Eine Klage wird wohl nicht nötig sein. Ich kümmere mich darum. Lass uns jetzt gehen, ja?“ Joschua war wieder die Beherrschung selbst. Und Emma erkannte, weshalb. Bens Abgang war Joschuas Sieg. Sie hätte sich am liebsten übergeben. Was hatte sie solange Zeit mit diesem selbstgefälligen Arschloch am Hut gehabt?
    Erst kaum merklich, dann immer bestimmter schüttelte Emma den Kopf. „Joschua, gehen ist eine gute Idee. Bitte tu das doch.“
    Zufrieden mit Emmas Antwort streckte Joschua erneut seine Hand aus.
    Emma betrachtete sie, als handle es sich um glitschige Tentakeln. „Nein, du verstehst nicht. Du wirst jetzt gehen. Alleine. Geh. Am besten weit weg. Ich werde dich nicht begleiten und du wirst nicht zurückkommen. Du wirst mich nie wieder belästigen.“
    „Aber Emma, das meinst du nicht ernst. Komm jetzt.“
    „Was ist eigentlich los mit dir? Was geht in deinem Kleinhirn vor? Weisst du nicht mehr, was in deiner Wohnung vorgefallen ist?“
    Verständnislos sah Joschua Emma an.
    Emma glaubte zu verzweifeln. Er wusste es nicht. Oder eher, er wollte es nicht wissen. Sie hatte ihn vorgeführt und damit hatte sie gewonnen. Dass jemand anderes gewann, gab es für ihn aber nicht, weshalb die Szene in seiner Wohnung, als sie ihn verliess, einfach aus seinem Gedächtnis gestrichen wurde. Unglaublich. So kam sie nicht weiter.
    „Joschua, setz dich in dein Auto und fahr. Ich will mich noch in Ruhe von meinem kleinen Schatz hier verabschieden. Okay?“ Ihr Tonfall war sanft, ihr

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