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Unscheinbar

Unscheinbar

Titel: Unscheinbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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fiel ihr Blick auf ein massives Stück Holz, das man neben ihren Wagen gelegt hatte. Sie stutzte, wurde aber aus ihren Gedanken gerissen.
    „Ben? Wo steckst du? Oh, hallo!“ Überrascht blieb Walter stehen. „Du bist schon wieder draussen? Das freut mich aber!“ Und tatsächlich, das Gesicht verschwand wieder hinter Falten. Ehrliche Freude, wie sie nur Walter ausstrahlen konnte. Er trottete auf Emma zu und sie fürchtete bereits die folgenden Schmerzen der festen Umarmung. Zu ihrem Erstaunen war er aber ganz vorsichtig.
    „Ich habe mir den Mustang angesehen. Ein schönes Stück. Gut gepflegt. Ich schätze, den krieg ich wieder hin.“ Ben trat mit gesenktem Kopf durch eine kleine Tür, die in das grosse Einfahrtstor eingelassen war, in die Werkstatt. Als er aufsah, blieb er überrascht stehen. Er betrachtete Joschua argwöhnisch, dann schaute er in die Richtung, in der der Mini stand.
    Darauf, dass sie hier sein könnte, war Ben nicht vorbereitet gewesen.
    Emma sah aus, als wollte sie ganz woanders sein.
    Ben ging es ähnlich.
    Und wer war der Affe, der sie begleitete?
    Dass sich bei seinem Anblick Emmas Magen zusammenzog, wusste sie nicht richtig einzuordnen. Also verdrängte sie das Gefühl. Gelingen wollte ihr das aber nicht so ganz.
    „Ehem. Ben? Wir haben Besuch.“ Walter schien beinahe ein wenig verlegen.
    „Genau. Joschua mein Name. Ich bin mit Emma hier, damit sie die Reste ihres Autos verabschieden kann.“ Joschua steuerte geradewegs auf Ben zu und streckte ihm die Hand hin. Als er den Schmutz an Bens Hand entdeckte, zog er seine aber schnell wieder zurück. Joschua räusperte sich. „Nun, ich denke, du hattest genügend Zeit dich von dem Blechhaufen zu trennen. Wenn wir zuhause sind, kaufen wir dir einen neuen, robusteren und grösseren Wagen. Es ist wohl kaum nötig, dich daran zu erinnern, dass ich dir schon lange gesagt habe, ein solches Kästchen taugt nicht als Auto. Hab ich nicht recht, meine Herren?“ Joschua schaute erwartungsvoll in die Runde, aber keiner antwortete. Irritieren liess sich Joschua dadurch aber nicht. „Wie dem auch sei, bist du soweit?“ Er ging nicht auf Emma zu. Er streckte ihr von seinem Standort aus einfach die Hand entgegen, auf das sie zu ihm komme.
    Endlich erwachte Ben aus seiner Starre. „Moment. Nicht so schnell. Bevor du irgendwo hin verschwindest, will ich wissen, was da gestern eigentlich geschehen ist.“
    Joschua seufzte innerlich. Noch mehr Zeit, die er verschwenden musste.
    „Ich weiss es nicht mehr genau. Ich wurde ziemlich schnell. Dann wollte ich bremsen, aber das ging nicht. Also wog ich die Möglichkeiten ab. Mir schien es am besten, die Handbremse zu ziehen und zu hoffen. Dann weiss ich nicht mehr viel. Richtig zu mir kam ich erst im Krankenhaus.“
    „Ach, Schätzchen“, mischte sich Joschua ein, „was heisst hier die Bremsen gingen nicht? Du hattest den Wagen in meiner Garage. Da passiert sowas nicht. Bestimmt hast du nur Gas und Bremse verwechselt.“
    Perplex starrte Emma Joschua an.
    Ben hingegen hatte sich wieder vollkommen im Griff. „Entschuldigung, wer waren Sie nochmal?“
    „Joschua, Emmas Freund. Und Sie sind…?“
    Emmas Freund. So ist das also. „Unwichtig.“
    „Seh‘ ich auch so. Können wir jetzt endlich gehen?“
    Sekunde. Freund?
    Zwischen dem Verwechseln der Pedale und der Präsentation als Freund hatte Emma irgendwo den Faden verloren. Aber sie konnte die Situation nicht richtigstellen, denn Ben ergriff erneut das Wort.
    „Können Sie nicht. Ich war noch nicht fertig. Walter und ich haben das Auto unter die Lupe genommen. Du hast Bremsflüssigkeit verloren. Es kann also gut sein, dass die Bremsen nicht mehr gegriffen haben. So was darf nicht passieren, kommt aber traurigerweise bei schlampiger Wartung durchaus mal vor.“
    Ein direkter Faustschlag hätte mit Joschuas Miene etwa das Ähnliche angestellt, wie Bens Worte. Aber Joschua schwieg. Vorerst.
    Ben setzte seine Ausführungen fort. „Und dass die Wartung des Wagens nicht allzu professionell war, haben wir ja an deiner Batterie schon festgestellt. Schlimmer noch ist aber der Grund, weshalb ich das Auto überhaupt gründlich gecheckt haben wollte.“
    Emma sah Ben verständnislos an.
    „Emma, als du die Handbremse gezogen hast, kannst du versuchen, dich daran zu erinnern, was dann passierte?“
    Emma starrte ins Leere. Doch so sehr sie in ihren Gedanken wühlte, die Puzzleteile wollten sich einfach nicht zusammensetzen. „Ich weiss nicht genau. Eigentlich

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