Unschuldig!
lehnte sich der Anführer in seinem Sessel zurück. “Sollen wir also über die Sache abstimmen?”
Einer der Männer, der bislang noch nichts gesagt hatte, betrachtete den Zeitungsausschnitt. Mit zusammengebissenen Zähnen nickte er knapp. “Ich schlage vor, dass wir ihn umbringen.”
“Ich bin derselben Meinung”, sagte der Anführer. “Alle, die dafür sind, heben ihre Hand.”
Vier Hände gingen gleichzeitig nach oben, nur der frisch gebackene Großvater zögerte. Als er sah, wie die vier Männer ihn anstarrten und warteten, hob er schließlich auch die Hand.
1. KAPITEL
“W as du brauchst”, sagte Penny Walsh keuchend, während sie Julia half, einen schweren Tontopf aus dem Kofferraum ihres roten Mazda MX5 zur mit Kopfsteinen gepflasterten Terrasse der “Hacienda” zu tragen, “ist ein Mann. Am besten einen mit einem kräftigen Rücken, breiten Schultern und handwerklicher Begabung.”
Ein schwaches Lächeln umspielte Julias Lippen. Obwohl Penny geschworen hatte, niemals zu heiraten, hatte sie sich doch in dem Moment Hals über Kopf in Frank Walsh vom Monterey Police Department verliebt, in dem sie sie mit dem attraktiven Polizisten bekannt gemacht hatte. Jetzt, da Penny völlig glücklich war, ließ sie keine Gelegenheit aus, um die Vorzüge der Ehe zu preisen oder Anspielungen zu machen, dass Julia der Liebe doch noch eine Chance geben sollte.
“Hier ist es genau richtig”, sagte Julia und setzte den Blumentopf gleich neben einer Steinbank ab. Der Topf mit dem Motiv sich windender Weinranken war Pennys jüngste Kreation und wirkte in dieser Ecke des kleinen, schattigen Hofs optimal.
“Hast du gehört, was ich gesagt habe?” fragte Penny.
“Jedes einzelne Wort.” Julia ging in die Hocke und begann, aus einem großen Sack Erde in den Topf zu füllen. “Leider ist die Jagd auf Männer noch nie meine große Stärke gewesen.”
“Aber genau darum geht es ja. Du musst nichts weiter machen, als mit Frank und mir nächsten Monat zum Polizeiball mitzukommen. Der Saal wird randvoll sein mit gut aussehenden Junggesellen, denen bei dem Gedanken, eine der schönsten Frauen von Monterey zu begleiten, das Wasser im Mund zusammenläuft.”
Julia lachte ein wenig verlegen. Als sie sich dann eine blonde Locke hinters Ohr strich, sah sie ihre Freundin liebevoll an.
Sie
war eine schöne Frau. Mit ihrer langen braunen Mähne, die seitlich durch zwei Spangen zurückgehalten wurde, ihren großen nussbraunen Augen und den schlichten langen Röcken, die sie immer trug, sah Penny aus wie eine moderne Ausgabe von Jo, der großen Schwester in
Meine drei Schwestern und ich.
Und so wie bei der stets zuverlässigen Jo war es auch ihre Lebensaufgabe, auf die Menschen Acht zu geben, die sie liebte.
“Also, was sagst du, Freundin?” Penny stieß sie sanft mit ihrer Sandale an. “Können wir auf dich zählen? Ich helfe dir auch bei der Wahl des Outfits.”
Julia schüttelte den Kopf. “Ich wäre eine miese Begleiterin, Penny. Und das arme Schwein, das die Freude hätte, von mir ausgewählt zu werden, würde dich bis in alle Ewigkeit hassen, dass du uns bekannt gemacht hast.”
Penny setzte sich auf die Bank, stützte ihre Ellbogen auf die Knie und legte ihr Kinn zwischen die Hände. “Noch immer nicht bereit, wie?”
Wieder schüttelte Julia den Kopf und dachte zurück an die katastrophalen sechs Jahre Ehe mit Paul Bradshaw. “Ich fürchte nicht. Und wenn ich ganz ehrlich sein soll, weiß ich nicht, ob ich jemals wieder bereit sein werde. Eine schlimme Beziehung reicht mir. Außerdem”, fuhr sie fort, “habe ich im Moment zu viel um den Kopf, um mir über die Liebe Gedanken zu machen. Meine gesamte Energie ist ausschließlich auf zwei Dinge gerichtet: auf meinen Sohn und auf die 'Hacienda', die ein Erfolg werden soll.”
Die “Hacienda” war ein kleines Gasthaus, das Julia kurz nach ihrer Scheidung vor einem Jahr gekauft hatte. Da nur wenige Unternehmen im ersten oder zweiten Jahr Gewinne abwarfen, hatte sie davon abgesehen, eine Hilfe einzustellen, und sich stattdessen selbst um alles gekümmert: das Saubermachen, den Garten und die Küche, die gegenwärtig nur für das Frühstück und den Fünfuhrtee zum Einsatz kam. In einigen Jahren würde sie im Gasthaus einen umfassenden Service anbieten wollen, mit Gourmetgerichten und sogar einem monatlichen Kochkurs.
Für den Moment nahmen das Gasthaus und ihr sechsjähriger Sohn Andrew sie genug in Anspruch.
“Und wie läuft das Geschäft?” fragte
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