Unschuldig!
Schwierigkeiten, einen Käufer zu finden. Der Eigentümer der 'Commerce Bank' in Carmel ist bereit, mir ein Angebot zu machen, verlangt aber, dass ich einige der … risikoreicheren Hypotheken loswerde.”
Julias Herz setzte einen Moment lang aus. Sie sah Phil lange und kühl an. “Betrachten Sie meine Hypothek als risikoreich, Phil?”
“Nein”, sagte er rasch und sah sie verlegen an. “Ganz und gar nicht. Ich kenne Sie doch, Julia. Sie arbeiten hart, und Sie sind zuverlässig. Die 'Hacienda' in Schwung zu bringen dauert vielleicht etwas länger, als wir beide erwartet haben, weil gleich nebenan das neue Hotel gebaut worden ist. Aber es wird klappen.” Er nahm einen Bleistift und drehte ihn zwischen seinen Fingern hin und her. “Leider sieht Arthur Finney von der 'Commerce' das nicht so.”
“Und wie wollen Sie bestimmte Hypotheken loswerden?”
“Indem ich sie an jemanden verkaufe, der sie übernehmen will.”
“Können Sie das machen?”
Phil warf seinen Stift auf den Tisch. “Kleine Banken unterliegen nicht den strengen Vorschriften, die für größere Institutionen gelten. Außerdem handelt es sich um eine völlig legitime Transaktion. So läuft das überall.”
“Das heißt, Sie verkaufen meine Hypothek an einen Dritten? Ist es das?”
Mit gesenktem Blick schwieg Phil einen Moment lang, dann sagte er leise: “Das habe ich schon gemacht.”
Julia saß kerzengerade in ihrem Sessel. “Was?”
“Ich hatte keine andere Wahl, Julia. Hätte ich es nicht getan, wäre der Verkauf nicht zustande gekommen. Ihre Hypothek war die letzte, die ich veräußert habe. Glauben Sie mir, das war wirklich nicht einfach. Niemand von den Leuten, mit denen ich gesprochen habe, wollte irgendetwas mit der 'Hacienda' zu tun haben.”
Sie machte sich gar nicht erst die Mühe, den Zorn in ihrer Stimme zu verbergen. “Meinen Sie nicht, Sie hätten das erst mit mir besprechen sollen?”
Phil seufzte, als hätte er diese Frage erwartet, auf die er nur ungern antwortete. “Normalerweise ja, aber der Käufer hat mich gebeten, das nicht zu tun. Er wollte, dass die Transaktion vollzogen war, bevor Sie es herausfanden.”
“Und warum?”
“Bevor ich das beantworte, möchte ich Ihnen versichern, dass sich nichts ändern wird. Der Käufer hat mir sein Wort gegeben, dass die Vereinbarung zwischen Ihnen und mir hinsichtlich des Rückzahlungsmodus beibehalten wird.”
Julia atmete erleichtert aus. Zum ersten Mal, seit sie die Bank betreten hatte, konnte sie sich entspannen. “Warum haben Sie das nicht sofort gesagt? Wer ist dieser wunderbare Mensch?”
Phil erwiderte ihren Blick. “Ihr Exmann. Ich habe die Hypothek an Paul verkauft.”
Wie betäubt starrte Julia ihn einfach nur an.
“Ich habe ihn mir nicht ausgesucht, Julia”, sagte er, als wäre damit alles gerechtfertigt. “Er hat von meinen Problemen gehört und ist zu mir gekommen.”
“Wie konnten Sie das machen?” fragte Julia, die an die Kante ihres Sessels gerutscht war.
“Ich hatte keine andere Wahl …”
“Sie und ich kennen uns seit 27 Jahren”, fiel sie ihm ins Wort. “Ich habe hier mein erstes Sparbuch eröffnet, als ich sieben Jahre alt war. Sie haben noch höchstpersönlich mein Guthaben von fünf Dollar in das Sparbuch getippt.”
Phil leckte über seine Lippen. “Ich weiß.”
“Ich dachte, wir wären Freunde, Phil”, sagte sie vorwurfsvoll.
“Das sind wir.”
“Ein Freund fällt aber nicht dem anderen in den Rücken.”
“Julia, Sie sagen das, als wäre die 'Hacienda' in Gefahr. Ich kann Ihnen versichern, dass dem nicht so ist.”
Sie konnte dem nichts entgegensetzen. Sie konnte ihm nicht sagen, dass Paul ihre Hypothek übernommen hatte, weil er sie wieder kontrollieren wollte. Ebenso wenig konnte sie ihm sagen, welch ein Ungeheuer Paul in Wahrheit war. “Was kann er machen?” fragte sie stattdessen.
“Bitte?”
Sie machte eine ungeduldige Handbewegung. “Wenn Paul sich plötzlich entschließt, der mündlichen Vereinbarung zwischen Ihnen und mir nicht mehr nachzukommen, kann er dann auf der vollen Summe zum Monatsersten bestehen?”
“Ich denke, das könnte er, aber …”
“Und wenn ich nicht zahlen kann? Kann er dann die gesamte Hypothek fordern?”
Phils unübersehbarer Adamsapfel sprang auf und ab. “Julia, dazu wird es nicht kommen.”
Julia ließ sich nach hinten in den Sessel fallen. Er hatte alle ihre Fragen beantwortet.
Mit einem Mal machte der Heiratsantrag Sinn, nachdem er wenige Stunden zuvor
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