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Unschuldiges Begehren

Unschuldiges Begehren

Titel: Unschuldiges Begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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noch einmal umzusehen. Als diese beiden Vorhaben ergebnislos verliefen, stiegen sie in seinen Wagen und suchten die Nebenstraßen und die daran angrenzenden Wälder ab. Auch vorne am Empfang hatte niemand das Kind gesehen, und der für die Spielgeräte verantwortliche Angestellte meinte, er wäre schon seit dem frühen Morgen da und hätte Faith, wenn sie hereingekommen wäre, um zu spielen, auf jeden Fall bemerkt.
    Â»Können Sie sie mir noch mal beschreiben?«, bat er das besorgte Paar. »Dann höre ich mich nach ihr um.«
    Â»Sie ist elf Jahre alt, hat braune Zöpfe und graue Augen
wie ich«, erklärte Tyler ihm. »Groß, dünn, mit Zahnspange.«
    Â»Und was hat sie an?«
    Â»Verdammt, Mann, woher soll ich …«
    Â»Jeans und einen blau-rot gestreiften Pulli«, mischte sich Hailey eilig ein.
    Die Suche zog sich über Stunden hin, und mit jeder Minute, die verging, nahm Tylers Gefasstheit weiter ab. Hailey, die mit ihrer eigenen zunehmenden Panik rang, bemühte sich, ihn zu beruhigen, doch er winkte einfach ungeduldig ab, denn ihm war klar, dass ihre aufmunternden Sätze leere Phrasen waren. Er gab sich selbst die Schuld daran, dass Faith verschwunden war. Doch Haileys eigene Schuldgefühle waren genauso groß. Und obwohl keiner von ihnen irgendwelche Vorwürfe gegen den anderen erhob, konnten sie einander kaum noch in die Augen sehen.
    Als sie Faith am Nachmittag noch immer nicht gefunden hatten, riefen sie die Polizei zu Hilfe, die mit einer gründlichen Durchsuchung der Gebirgsausläufer und des Seeufers begann. Als einer der Beamten davon sprach, dass sie auch den See würden durchkämmen müssen, wurde Hailey starr vor Schreck. Zum Glück gab Tyler gerade einem anderen Beamten eine genauere Beschreibung seiner Tochter und bekam den grauenhaften Satz deshalb nicht mit.
    Als es dämmrig wurde, nahm die Streitlust des besorgten Vaters zu, doch die Polizisten ignorierten seine Flüche, da sie wussten, dass sie nur ein Ausdruck seiner wachsenden Verzweiflung waren. Hailey hätte Tyler
gern getröstet, doch die Plattitüden, die sie hätte von sich geben können, hätten angesichts der unzähligen grauenhaften Dinge, die dem Mädchen hätten widerfahren können, nicht das Mindeste genützt. Und vor allem kämpfte auch sie selbst verzweifelt gegen ihre zunehmende Hysterie.
    Lange nach Einbruch der Dunkelheit warteten sie nach wie vor auf eine Nachricht von einem der vielen Männer, die weiterhin auf der Suche nach der Kleinen waren. Der leitende Beamte hatte sie gebeten heimzugehen, weil sie dort am besten zu erreichen waren und weil schließlich das Mädchen vielleicht plötzlich dort erschien.
    Hailey nestelte nervös an einem ihrer Ohrringe und sah sich zum x-ten Mal im Wohnzimmer des Hauses um. Das Telefon blieb stumm, und da sie auch nicht miteinander sprachen, hatte sich eine bedrückende Stille über den Raum gesenkt. Die Atmosphäre war wie auf einer Beerdigung. Oder vielleicht sogar noch schlimmer, dachte sie. Es war, als wären sie im Krankenhaus und warteten darauf zu hören, ob eine lebenswichtige Operation erfolgreich verlaufen war. Das Schlimmste an der Situation war nämlich die Ungewissheit.
    Tyler hockte auf der Couch und starrte vor sich auf den Boden. Er hielt den Kopf gesenkt und raufte sich das Haar. Tiefe Falten um die Augen und die Mundwinkel herum machten deutlich, wie besorgt er war, und die Blätter und der Schlamm, die an seinen Freizeitschuhen klebten, zeugten davon, dass er ohne
Rücksicht auf sein Schuhwerk endlos hinter einem Suchtrupp durch den Wald gelaufen war.
    Hailey hielt es nur mit Mühe aus, einen Mann mit Tylers Arroganz so niedergeschlagen und demütig zu sehen. Und auch wenn sie es sich bisher nicht gestattet hatte, auch nur tröstend eine Hand auf seinen Arm zu legen, zerriss ihr sein Unglück beinahe das Herz.
    Denn sie liebte diesen Menschen ohne jede Einschränkung.
    Doch wann war diese grenzenlose Zuneigung in ihr erwacht? Letzte Nacht, als sie sich Tyler willig hingegeben hatte? Als sie sich entschieden hatte, ihn in diesen kurzen Urlaub zu begleiten? Nein, bereits viel eher.
    Hatte sie ihn vielleicht immer schon geliebt und diese Gefühle bisher nur verdrängt? Sicher hatte sie nicht irgendwann bewusst beschlossen, diesen Mann zu lieben, aber inzwischen war ihr klar, dass sie es tat, und zwar wahrscheinlich seit dem

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