Unschuldiges Begehren
er.
»Was?«, fragte sie beleidigt von ihrem Platz vor dem Kamin.
»Kommen Sie her.«
»Was â¦Â«
»Verdammt, ich habe gesagt, Sie sollen herkommen«, schrie er sie an, und sie befolgte ängstlich den Befehl. Als sie einen Meter vor ihm stand, drückte er Hailey mit einem stählernen Unterarm weiter gegen die Wand, streckte seinen anderen Arm nach hinten aus und zerrte Ellen neben sich. »Sagen Sie ihr, warum Sie hierhergekommen sind.«
Ellen sah erst Tyler und dann ihre Schwester aus groÃen grünen Augen an, leckte sich die Lippen und gab leise zu: »Ich wollte ihn um ein Darlehen bitten.«
Hailey sackte schlaff in sich zusammen, aber Tyler hielt sie weiter fest. Einen Augenblick lang vergaà sie ihn und die unüberwindliche Mauer zwischen ihnen und schaute Ellen ungläubig an. »Du wolltest was ?«
»Sie haben mich gefeuert, Hailey«, setzte Ellen mit zitternder Unterlippe zu einer Erklärung an. »Nur, weil ich mich letzte Woche nicht so gut gefühlt habe und daher ein paar Tage nicht ins Büro gegangen bin. Als ich gestern Morgen wiederkam, haben sie gesagt, dass ich meinen Schreibtisch räumen soll. Sie waren total gemein zu mir.« Jetzt brach sie in echtes Schluchzen aus.
»Aber warum bist du zu Tyler gekommen und hast ihn nach Geld gefragt?«
Ellen schniefte leise, und die Tränen, die in ihren Wimpern hingen, sahen wie Tautropfen aus. »Erst war ich bei dir. Das heiÃt, ich war im Park, und da haben sie zu mir gesagt, du wärst mit Tyler hier. Also bin ich euch gefolgt.«
»Ich habe dir erst letzte Woche Geld gegeben, Ellen. Und du kriegst doch sicher auch noch eine Abfindung.«
Nach einem ängstlichen Blick auf Tyler wandte Ellen sich wieder der groÃen Schwester zu. »Ich habe letzten Monat meine Miete nicht bezahlt. Es gab so viele andere Sachen, die ich kaufen musste, und nun droht mein Vermieter mir mit Rauswurf. Und wegen der paar Tage, die ich krankgefeiert habe, gibtâs auch keine Abfindung. Und selbst wenn ich sofort eine neue Arbeit finde, wird es Wochen dauern, bis die erste Kohle kommt.«
»Er ist stinkreich, Hailey«, fuhr sie mit einem neuerlichen Seitenblick auf Tyler fort. »Ich wusste, er könnte mir problemlos etwas leihen. Als ich dahinterkam, dass du mit ihm zusammen bist, dachte ich, es wäre besser, nicht schon wieder dich zu fragen, sondern ihn.«
»Oh mein Gott.« Hailey kniff die Augen zu und senkte verschämt den Kopf, da ihr eigen Fleisch und Blut skrupellos war.
»Erzählen Sie ihr von dem Kuss«, forderte Tyler Ellen drohend auf.
»Er ⦠er meinte, dass wir uns sicher einig würden â¦Â«
Er zerrte hart an ihrem Arm, und so wunderte sich Hailey, dass er ihn nicht plötzlich in den Händen hielt. Ellen riss furchtsam die Augen auf und wurde kreidebleich.
»Sagen Sie die Wahrheit!«, schnauzte er sie an.
»Hailey, ich ⦠du hast doch sicher nichts dagegen â¦
schlieÃlich musst du wissen, dass das nur ein Scherz gewesen ist â¦Â«
»Als ihr tränenreiches Flehen ihr nicht half, hat sie es auf eine andere Art versucht. Sie hat mir die Arme um den Hals geworfen und mir ihre Lippen auf den Mund gepresst, gerade als ihr hereingekommen seid.« Tyler hatte Hailey reglos angesehen, jetzt hingegen wandte er sich wieder Ellen zu und lieà ihren Arm so plötzlich los, als schüttele er ein grässliches Insekt von seiner Hand. »Und jetzt verschwinden Sie.«
»Was?«, fragte Ellen ihn entsetzt. »Sie können mich doch unmöglich â¦Â«
»Verdammt, und ob ich kann. Hauen Sie endlich ab.«
»Hailey«, wandte Ellen sich an ihre Schwester und flehte in jämmerlichem Ton: »Du musst mir helfen. Tu etwas.«
»Warum sollte sie?«, wollte Tyler von ihr wissen. »Weil sie Ihnen bisher noch jedes Mal geholfen hat? Aber die Zeiten sind endgültig vorbei, Ellen. Fahren Sie zurück nach Nashville und warten Sie, bis Sie etwas von mir hören. Ich habe eine kleine Firma in Baltimore. Dort finde ich bestimmt noch einen Platz für Sie.«
»In Baltimore? Aber das ist â¦Â«
»Zu weit von hier entfernt, als dass Sie jedes Mal zu Hailey kommen können, wenn Sie wieder einmal pleite sind. Und jetzt verlassen Sie mein Haus, bevor Sie von mir die Tracht Prügel verpasst bekommen, die längst überfällig ist.«
»Lässt du etwa
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